«Schon als 5-Jähriger habe ich Handstand gemacht»

Am vergangenen Freitagabend erhielt der Aescher Julian Pagel den Förderpreis Sport 2020 des Kantons Basel-Landschaft. Seine Sportart: Calisthenics.

Preisträger: Der 22-Jährige Julian Pagel gehört zur ersten Generation von Calisthenics-Athleten.  Fotos: ZVG
Preisträger: Der 22-Jährige Julian Pagel gehört zur ersten Generation von Calisthenics-Athleten. Fotos: ZVG

Zum Gesprächstermin am letzten Samstagmittag auf der Aescher Sportanalage Löhrenacker kommt Julian Pagel zwar mit dem Auto, aber doch ein wenig ausser Puste. «Der Termin heute Morgen bei SRF hat etwas länger gedauert», sagt der 22-Jährige lächelnd. Treffpunkt ist die Streetworkout-Anlage zwischen der Mehrzweckhalle und dem Jugendhaus Phoenix. Auf 99 Quadratmetern stehen dort Stangen in allen Höhen als «Ersatz» für Reck und Barren. Das Wetter ist kalt, das Gestänge feucht. Pagel ist dennoch bester Stimmung: «Zum ersten Mal habe ich einen grösseren Anerkennungspreis bekommen, und das in der Schweiz. Das freut mich sehr, zeigt es doch auch, dass der Sport in der Schweiz inzwischen mehr aufkommt.» Bisher habe er hauptsächlich internationale Anerkennung erhalten, weil Calisthenics in der Schweiz noch nicht so bekannt und vertreten sei. Das sei auch der Tatsache geschuldet, dass der Sport selbst noch in den Kinder- oder Jugendschuhen stecke und bisher nicht wirklich beurteilt werden konnte. «Wir sind so ziemlich die erste Generation, die das macht», so der Preisträger zufrieden.


Arbeit mit dem Eigengewicht
Calisthenics lässt sich mit den griechischen Worten kalos (schön, gut) und sthenos (Kraft) übersetzen. Training, Übungen und Wettkämpfe finden an den genannten Stangen statt und beinhalten die Arbeit mit dem Eigengewicht des Körpers. «Es geht darum, möglichst schöne Elemente zu haben, etwa den einarmigen Handstand. Wir trainieren nicht für den Körper, sondern dafür, was man mit dem Körper machen kann.» Calisthenics hat eine grosse Schnittmenge mit dem Kunstturnen, allerdings, so der Sportler, sei das Turnen deutlich festgelegter. Beim Streetworkout seien die Athleten freier, könnten so ihre Stärken deutlicher zeigen und dadurch hervorstechen, erklärt Pagel, der sich bereits als Junge früh für Akrobatik interessierte. «Schon als 5-Jähriger habe ich Handstand gemacht. Das ist das, was ich immer lernen wollte und was ich intuitiv sehr schnell in mich aufnehmen konnte.» Ein kleiner Umweg übers Breakdance führte schliesslich zum Calisthenics. Da war Pagel 16 Jahre alt. Seither hat er an drei Weltmeisterschaften teilgenommen mit einer Top-15- und einer Top-17-Platzierung unter über 60 Teilnehmenden. Er war 2019 und 2020 Schweizer Meister, hat 2019 den Sportpreis Aesch erhalten und jetzt eben
einen mit 5000 Franken dotierten Förderpreis Baselland.


«Habe mir einen strengen Plan gemacht»
Um zum Erfolg zu kommen, empfiehlt Pagel sinnvolles, sprich schlaues Training. «Intensiv, motiviert und diszipliniert», ist sein Motto. Wichtig sei, die jeweiligen Figuren richtig zu lernen und auf seinen Körper zu hören. Pagel trainiert 20 Stunden pro Woche. Zusätzlich hat er in diesem Herbst ein Studium als Betriebsökonom begonnen und nebenbei arbeitet er noch 20 Stunden als Buchhalter. Viel anderes hat da keinen Platz. «Die Woche ist komplett voll, aber ich habe mir einen strengen Plan gemacht», lächelt der 22-Jährige. Zu diesem Pensum kommt, dass die Wettkämpfe bisher im Ausland stattgefunden haben: «Ich war schon auf jedem Kontinent, ausser Afrika.» Zu den Highlights zählen zweimal Moskau für die Weltmeisterschaft und Guadeloupe in der Karibik für den Worldcup. Pagel: «Bei einem Wettkampf geht es darum, in zwei Minuten mit seinen Übungen möglichst viele Punkte zu sammeln. Sind es genug, winkt die nächste Runde.» Nach Preisverleihung und Interviews winkt für den jungen Athleten jetzt erst mal das Wochenende, bevor es dann am Montag mit dem intensiven Programm weitergeht.

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