Schafe scheren und Baumstämme sägen: Die Bürgergemeinde jubiliert
Mit einem Fest auf dem Schlosshof feierte die Bürgergemeinde Pfeffingen ihr 50-jähriges Bestehen. Bei aller Freude schwimmen auch Sorgen mit.
Blaue und weisse Ballone weisen den Weg hoch zum Schlosshof. Ab Mittag herrschte dort am Sonntag Festbetrieb, es gab musikalische Unterhaltung mit Alphornklängen und einiges zu erleben. Bei der Pfadi Mönchsberg konnte man Kuh Lotti um die Wette melken, bei der Pfeffinger Primarlehrerin Katharina Schiliro gab es handgefertigte Glasperlen und Ueli Zobrist flechtete vor Ort Körbe, wie es früher Gang und Gäbe war.
Viel Beachtung fand Manfred Stöcklin, der vorzeigte, wie Schafe heute geschoren werden. Zwar fanden es die Tiere zu Beginn nicht immer toll, doch gerade in der aktuellen Hitzeperiode werden sie wohl froh sein, jetzt ein dünneres Fell zu haben. Auch neugierige Besuchende durften selber Hand anlegen. Ihnen wurde klar: Das Scheren eines Schafes ist ein anspruchsvolles Handwerk. Besonders Anklang fand die Fotoausstellung mit historischen Bildern, die nicht nur einen Rückblick auf das Wirken der Bürgergemeinde zeigte, sondern grundsätzlich die Geschichte der Gemeinde Pfeffingen in wunderbaren schwarz-weiss Andenken aufleben liess. Bürgergemeindepräsident Peter Schneider wies in seiner Ansprache zurecht daraufhin, dass man sich die Fotos genau ansehen soll, um versteckte Details zu erkennen. Wer weiss, vielleicht kann sich noch jemand an Lehrer Meyer erinnern, der auf einem der Dutzenden Fotos zu sehen war?
Liegenschaften als Rettung?
Während die Bürgergemeinde Pfeffingen vordergründig feierte, ist es für sie im Hintergrund wie bei vielen anderen kleineren Bürgergemeinden in der Region ein stetes Ringen um genügend finanzielle Ressourcen. Im Gegensatz zu Bürgergemeinden wie jene in Aesch verfügt die Bürgergemeinde Pfeffingen nur geringfügig über Liegenschaften oder Landeigentum. Der Hauptbesitz der Bürgergemeinde Pfeffingen sei der Wald, erklärt Peter Schneider. Von den 225 Hektaren an Pfeffinger Waldfläche gehören der Bürgergemeinde 75 Hektaren. Dass die Holzpreise nach über 20 Jahren an rekordtiefen Preisen zuletzt wieder leicht gestiegen sind, habe nur minim für Entlastung gesorgt, betont Schneider.
Wegweisend für das Fortbestehen der Bürgergemeinde Pfeffingen war 2005 der Bau der Liegenschaften mit neun Wohnungen an der Hauptstrasse 34 und 36. Die Mieteinnahmen daraus sorgen jeweils für ein ausgeglichenes Budget. «Ich weiss nicht, wie die Bürgergemeinde ohne diese Liegenschaften existieren würde», gibt Peter Schneider zu. Eine Fusion mit der Bürgergemeinde Aesch stehe trotz schwieriger Situation aber nicht zur Debatte, stellt der Bürgergemeindepräsident klar.
Älteste Erwähnungen vor 130 Jahren
Die Bürgergemeinde Pfeffingen ist faktisch zwar «erst» 50 Jahre alt, in Protokollen wird sie aber bereits Ende des 19. Jahrhunderts erwähnt. In den Anfangsjahren der Bürgergemeinde mussten mindestens zwei Pfeffinger Bürger im Gemeinderat der Einwohnergemeinde sitzen. Diese gesellschaftliche und politische Bedeutung hat die Bürgergemeinde auch aufgrund der vielen Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger in Pfeffingen aber längst verloren. Die traditionellen Pfeffinger Geschlechter Meyer und Schneider sind naturgemäss weniger präsent als auch schon.
Das Jubiläumsfest am Sonntag hat aber gezeigt, dass die Bürgergemeinde in Pfeffingen noch immer einen gewichtigen Stellenwert hat. Der Anlass war trotz enormer Hitze gut besucht, die Angebote an historischen Attraktionen wurden dankbar angenommen und Würste und kühle Getränke genossen.