Schädlingsbekämpfung mit Wespen aus Aesch

Agroline Bioprotect zügelte und erweiterte seinen Standort am Nordring in Aesch. Dort werden Nützlinge gezüchtet, mit denen Pflanzenschädlinge auf natürliche Art und Weise bekämpft werden.

Reges Treiben: Mehlmotten werden als Ersatzwirt auf die Platten besprüht und in dafür vorgesehene Kästen geschoben. Die Schlupfwespen warten bereits. Bild: Tobias Gfeller
Reges Treiben: Mehlmotten werden als Ersatzwirt auf die Platten besprüht und in dafür vorgesehene Kästen geschoben. Die Schlupfwespen warten bereits. Bild: Tobias Gfeller

Es herrscht eifriges Schaffen im Labor in der Kurve des Durchstichs im Gebiet Aesch Soleil. Mehrere Personen besprühen Platten mit Eiern der Mehlmotte und schieben diese danach in extra dafür vorgefertigte Kästen. Dort «warten» bereits Trichogramma-Schlupfwespen, die ihre Eier in die Eier der Mehlmotte legen. Statt einer Mehlmotte schlüpft so daraus eine Schlupfwespe. Diese neue Schlupfwespe sucht sich selber ein Mehlmottenei und legt ihrerseits ihr Ei hinein. Das ist kurz erklärt die integrierte Schädlingsbekämpfung auf natürliche Art und Weise. Die Eier der Mehlmotten werden im Labor der Agroline Bioprotect als Ersatzwirte für die Eier des Maiszünslers gebraucht, der in der Realität zu den bedeutendsten Schädlingen des Mais zählt. Die dank der Mehlmotteneier gezüchteten Schlupfwespen werden aus Aesch an Bauernbetriebe in der ganzen Schweiz ausgeliefert, um den Kleinschmetterling zum Schutz des Mais zu bekämpfen. «Tauchen auf den Betrieben die ersten Falter in den Fallen auf, werden wir umgehend kontaktiert und liefern unsere Schlupfwespen aus», erklärt Regina Burger, die als Leiterin von Agroline Bioprotect seit Jahren an der integrierten Schädlingsbekämpfung forscht.

Mit Drohnen auf die Felder

Kürzlich zügelte das Tochterunternehmen der Genossenschaft Fenaco wenige Meter vom bisherigen Standort im Gebäude der Landi Reba an den Nordring 4. Auf drei Stockwerken werden natürliche Nützlinge unter Laborbedingungen, gezüchtet, gelagert und zur Auslieferung bereitgemacht. Dank des Umzugs, der zwei Millionen Franken kostete, konnten die Labors erneuert und erweitert werden. Neu werden dreimal so viele Schlupfwespeneier wie zuvor gezüchtet. Auf den Landwirtschaftsbetrieben vor Ort werden die Nützlinge unter anderem mit Drohnen über den Feldern versprüht. Rund 220000 Eier der Schlupfwespe brauche es pro Hektare und Jahr, rechnete Regina Burger vor. Sämtliche in den Labors gezüchteten Nützlinge und die Verfahren dazu werden vor dem Produktionsstart vom Bund geprüft und genehmigt. Die Nachfrage nach dieser Art der Schädlingsbekämpfung nimmt laufend zu. Der Umzug und der Ausbau des Standorts Aesch sind deshalb für die Agroline Bioprotect eine Investition in die Zukunft einer ökologischeren Landwirtschaft.

Strom zur Schädlingsbekämpfung?

Die vor über 30 Jahren gestartete Züchtung der Trichogramma-Schlupfwespe ist das wichtigste Standbein von Agroline Bioprotect. Das Produktportfolio an natürlichen Nützlingen ist aber weit grösser. Mittlerweile werden zum Beispiel auch Fadenwürmer, Raubmilben und Pilze zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Mikroorganismen gewinnen laufend an Bedeutung. Schon bald könnte auch Strom zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden, verriet Fenaco-Geschäftsleiter Martin Keller. Für die Weiterentwicklung der ökologischeren Schädlingsbekämpfung in der Schweiz sei der Standortwechsel in Aesch ein «Meilenstein».

Dass Agroline Bioprotect in unmittelbarer Nähe zur Landi Reba bleibt, ist kein Zufall. Die einzelnen Betriebszweige innerhalb des Genossenschaftskonstrukts sind eng miteinander verzahnt. Über allem steht die Landi, die als Genossenschaft den Schweizer Bauern gehört. Landi Reba ist ein regionaler Ableger der Landi mit Filialen in Aesch, Bubendorf, Gelterkinden und Laufen. Zur Landi gehört Fenaco, von der wiederum Agroline ein Tochterunternehmen ist. Agroline Bioprotect ist die biologische Sparte davon mit Sitz in Aesch.

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