Sabine Pegoraro: «Der Vollanschluss Aesch ist für mich prioritär»
Nach dem Nein zur teureren Autobahnvignette stellt sich für Aesch die Frage: Wie weiter mit den wichtigen H18-Bauprojekten?
Tobias Gfeller
Aesch hätte von einem Ja zur Preiserhöhung der Autobahnvignette stark profitiert. Die Autobahn H18 wäre an den Bund gegangen und dieser hätte für die Gemeinde wichtige Projekte wie den Vollanschluss, den Muggenbergtunnel und die Sanierung des Engpasses Angenstein auf seine Kosten realisieren können. Trotzdem sagten satte 60 Prozent der Aescherinnen und Aescher Nein zur 100-Franken-Vignette. Gemeindepräsidentin Marianne Hollinger interpretiert dieses Nein nicht als eine Absage an die Strassenprojekte. «Das Volk möchte, dass diese Projekte gebaut werden. Und zwar mit den bereits vorhandenen Geldern.»
«Prioritäten setzen»
Die H18 bleibt also im Kantonsbesitz. «Es braucht jetzt enge Gespräche mit den Kantonen Basel-Landschaft und Solothurn sowie mit der Gemeinde Dornach», skizziert Hollinger das weitere Vorgehen beim Vollanschluss. Sie sieht eine Etappierung des Gesamtprojekts als mögliche Variante. «Man könnte erst einen Bypass von Aesch auf die Autobahn nach Laufen bauen. Dies wäre ein einfaches Bauprojekt und würde ein wenig Entlastung bringen.» Der Anschluss Angenstein ist laut Hollinger vom Kanton weit vorangetrieben. «Man muss jetzt Prioritäten setzen.»
Gerade im Zusammenhang mit der Baselbieter Wirtschaftsoffensive, in der das Entwicklungsgebiet Aesch-Nord eine zentrale Rolle spielt, seien die Erschliessungen von grosser Bedeutung. Den Muggenbergtunnel sieht Hollinger als Teil des Gesamtpuzzles, nicht aber als erste Priorität.
Pegoraro gegen eine Etappierung
Dem Vorgehen von Hollinger stimmt Regierungsrätin Sabine Pegoraro grösstenteils zu. «Der zeitliche Fahrplan für die Planung ist nicht tangiert, wohl aber die Frage der Finanzierung. Und die muss natürlich vor Baubeginn geklärt sein», sagt die Baudirektorin zu den Strassenprojekten. In Sachen Priorisierung wird die Pfeffingerin konkreter. «Der Vollanschluss Aesch und die Sanierung des Knotens Angenstein sind für mich prioritär. Wenn das Problem Angenstein gelöst werden kann, erträgt der Muggenbergtunnel vermutlich noch etwas Aufschub.» In Sachen Etappierung des Vollanschlusses widerspricht Pegoraro Hollinger aber deutlich. Ich kann einer Etappierung wenig abgewinnen. Das führt zu verlängerten Bauzeiten und damit zu höheren Kosten. Wir planen ja nicht einen Vollanschluss, weil wir nur einen Dreiviertelanschluss brauchen. Ich bin der Ansicht, dass wir das Projekt als Ganzes durchziehen müssen.»
Durchstich 2016 oder 2017?
Doch eines ist für Marianne Hollinger trotz der vielen Fragezeichen klar. «Mit dem Durchstich würde ich am liebsten schon heute als morgen beginnen. Der duldet keinen Aufschub.» Da der Durchstich unter der Hauptstrasse und Tramlinie hindurch ins Gewerbegebiet Aesch-Nord sowieso Kantonsaufgabe ist, war er vom Volksentscheid nicht betroffen. Zum Ende des ersten Halbjahres 2014 kommt der Kredit dafür in den Landrat. Baudirektorin Sabine Pegoraro rechnet nach einer Zustimmung mit einem Baubeginn nicht vor Ende 2016 oder sogar nicht vor Anfang 2017.
Auch das Komitee «Pro Bundesstrasse Basel-Jura» reagiert auf das Abstimmungsergebnis und verlagert seine Aktivitäten auf Kantonsebene. «Nun heisst es zurück auf Feld eins. Es ist wichtig, dass der Kanton die bereits vorhandenen Projekte zügig weiterzieht», sagt Komitee-Geschäftsführer Adrian Schmidlin. Kurzfristig stünden der Vollanschluss und die Sanierung des Engpasses Angenstein im Vordergrund.