Proporz macht Aescher Wahlen unberechenbar
Nach den Querelen um die Nichtnomination von Markus Lenherr will die CVP mit frischem Wind zurück in den Gemeinderat. Der Proporz macht auch die innerparteiliche Ausmarchung spannend.
Tobias Gfeller
In Aesch wird der Gemeinderat im Unterschied zu allen anderen Gemeinden im Birseck noch immer im Proporz gewählt. Die Stärke der Partei entscheidet, wer in den nächsten vier Jahren die Geschicke der Gemeinde bestimmt. Trotz Proporz sind aber die Gemeinderatswahlen in Aesch auch immer Personenwahlen. Genauso wie Verschiebungen zwischen den Parteien kann es zu Verschiebungen innerhalb der Parteien kommen.
Attraktiv für Firmen und Private
Diesbezüglich ist gerade in der FDP, mit drei Vertretern stärkste Kraft im Gemeinderat, die Ausgangslage spannend. Das etablierte Duo um Gemeindepräsidentin Marianne Hollinger und Vizepräsident Bruno Theiler scheint gesetzt. Doch gilt dies auch für Sabrina Häring, die vor vier Jahren für die FDP auf Kosten der CVP einen dritten Sitz erobert hat? Die Konkurrenz ist namhaft und lauert auch auf dem eigenen Wahlzettel. So zum Beispiel Stephan Hohl. Der Versicherungs-Unternehmer und Vorstandsmitglied des Gewerbevereins Industrie und Gewerbe Aesch würde die Interessen des lokalen Gewerbes in den Gemeinderat tragen, wie er selber erklärt. «Um in Aesch Nord weiter Firmen anzusiedeln und auch als Wohnort beliebt zu sein, muss Aesch weiter seine Standortattraktivität steigern. Doch es gibt bei den Angeboten auch Grenzen. Nicht alles ist Gemeindeaufgabe.»
Vertreterin gegen aussen
FDP-Präsident Cristian Manganiello sieht diese innerparteiliche Konkurrenzsituation gelassen. Er lobt die drei Bisherigen für ihre «ausgezeichnete Arbeit» und sieht die FDP auch für eine Zeit nach Hollinger und Theiler sehr gut aufgestellt. Frühzeitige Rücktritte, um eigene Kandidaten nachrücken zu lassen, schliesst Manganiello aus. Noch immer hoch motiviert zeigt sich Marianne Hollinger. Seit nunmehr zwölf Jahren ist sie Gemeindepräsidentin von Aesch. Neben der Arbeit im Gemeinderat und in der Verwaltung sehe sie sich auch als Vertreterin von Aesch gegen aussen. «Ich höre den Menschen zu, um zu spüren, wo der Schuh drückt.»
Keine links-rechts Politik
Noch vor vier Jahren herrschte innerhalb des Gemeinderats grosse Unruhe, die im Heckenstreit ihren unrühmlichen Höhepunkt fand. Die Streitereien wurden auch in der Öffentlichkeit ausgetragen. Dies ist heute nicht mehr der Fall. Die Auseinandersetzungen hätten sich aber nicht gelegt, verrät SP-Gemeinderat Paul Svoboda. «Sie werden einfach nicht mehr so nach aussen getragen.» Es werde hart um Sachgeschäfte gerungen. «Eine links-rechts Politik sehe ich im Gemeinderat aber nicht», sagt Svoboda zur mit zwei Sitzen nominell unterlegenen SP. Auch Parteikollegin Eveline Sprecher komme mit ihren Anträgen im Hochbaubereich sehr gut durch.
Begeistert über die eigene Kandidatenliste zeigt sich SP-Präsidentin Christine Koch. «Das ist die beste Liste, seit ich politisiere.» Mit verschiedenen Rucksäcken bepackt sprächen die Kandidierenden grosse Teile der Bevölkerung an, glaubt Koch. «Mich freut auch, dass wir junge, sehr engagierte Kandidierende auf der Liste haben.»
Verzicht auf den Bisherigen
Zur grossen Herausforderung wird die Wahl für die CVP. Die Parteileitung verzichtete auf eine Nomination ihres bisherigen Gemeinderats Markus Lenherr. Er politisiert mittlerweile als Parteiloser und tritt nicht mehr zu den Neuwahlen an. «Wir wollen diesen und hoffentlich auch den vor vier Jahren verlorenen zweiten Sitz zurückgewinnen», sagt CVP-Präsidentin Heidi Häring. Sie sieht die CVP in der Bevölkerung gut verankert. «Wir haben eine politisch bereits sehr aktive Liste.» Eine Person hervorheben, möchte Häring nicht. Die CVP würde dem Gemeinderat gut tun. «Es ist ein offenes Geheimnis, dass der aktuelle Gemeinderat miteinander nicht zurechtkommt.»
Steuersätze nicht erhöhen
Den einzigen Sitz für die SVP halten möchte Andreas Spindler. Er steht gleich doppelt auf der SVP-Liste. Finanzchef Spindler sieht die weitere Stabilisierung der Gemeindefinanzen als zentrale Aufgabe. «Neben Firmen ist es auch wichtig, dass wir Privatpersonen als gute Steuerzahler nach Aesch locken.» Die dafür nötige Attraktivität dürfe aber nicht dazu führen, dass der Dienstleistungskatalog weiter ausgebaut wird. Spindler wehrt sich dagegen, mehr Steuereinnahmen über höhere Steuersätze zu erzielen. Vor vier Jahren verpasste die SVP einen zweiten Sitz auch aufgrund von Proporzpech nur knapp. Kann sie dies nachholen?
Kommission: Bleibt SP stärkste Partei?
SVP-Präsident Peter Lehner schielt auf einen zweiten Sitz im Gemeinderat. Er hoffe, dass seine SVP den Schwung aus den nationalen und kantonalen Wahlen mitnehmen kann und auch in der Gemeindekommission mehr als die bisherigen drei Sitze erzielt. Mit fünf Sitzen ist die SP die aktuell stärkste Partei in der Gemeindekommission. Den Status quo zu halten sei das Mindestziel, erklärt Präsidentin Christine Koch.
Das liberale Gedankengut noch mehr in die Gemeindekommission tragen möchte die FDP und ihren Anteil mit vier Sitzen ausbauen. Für Präsident Cristian Manganiello ist die vorberatende Gemeindekommission ein «wichtiges Gremium». Die drei bisherigen Sitze verteidigen will die CVP. Für beide Wahlkämpfe werde man auf die wilde Plakatierung verzichten, verspricht Präsidentin Heidi Häring. «Wir investieren in Plakate der APG und hoffen, dass dies die Wählerschaft auch goutiert.»