Problemfall «Im Brüel» steht stellvertretend für viele Heime

Die Turbulenzen im Alterszentrum haben mit dem Einschreiten der Gewerkschaft Unia und einer landrätlichen Interpellation neue Dimensionen erreicht. Jetzt keimt aber Hoffnung auf Besserung.

Grau in grau: Die Stimmung im Alterszentrum ist bei der Belegschaft seit Monaten eingetrübt.  Foto: Thomas Kramer
Grau in grau: Die Stimmung im Alterszentrum ist bei der Belegschaft seit Monaten eingetrübt. Foto: Thomas Kramer

Lukas Hausendorf

Seit Monaten vergeht kaum eine Woche, ohne dass eine neue schlechte Nachricht aus dem Alterszentrum «Im Brüel» an die Öffentlichkeit dringt. Jüngst haben der Küchenchef und die Pflegedienstleiterin den Hut genommen. Damit hat innert einem Jahr gut ein Drittel der Belegschaft den Bettel hingeworfen. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Das Altersheim «Im Brüel» steht finanziell nicht sehr gut da und geriet seit der Einführung der neuen Pflegefinanzierung unter zusätzlichen Kostendruck. Die betriebsinternen Spannungen sind offensichtlich gewaltig. Vor zwei Wochen marschierte gar die Gewerkschaft Unia «Im Brüel» auf (das «Wochenblatt» berichtete). Das markiert den vorläufigen Höhepunkt der Krise und möglicherweise auch deren Wendepunkt. Die Gewerkschaft trug ihre Forderung nach einem Gesamtarbeitsvertrag für die Pflege an den Geschäftsführer Abraham Guggenheim heran und der zeigte sich gesprächsbereit.

Mehr noch: Guggenheim und der Stiftungsrat unterstützen die Bestrebungen hin zu einem Pflege-GAV. «Das ist das erste Heim im Baselbiet, das hinter dieser Forderung steht», so Unia-Sekretär Chris Kelley. Damit ist die Krise im Aescher Alterszentrum aber noch nicht ausgestanden. Bis ein Gesamtarbeitsvertrag ausgearbeitet ist und für allgemeinverbindlich erklärt wird, dauert es vermutlich noch Jahre. Auch ist nicht klar, wer die involvierten Parteien sein werden. Anzunehmen ist, dass der Verband Baselbieter Alters-, Pflege und Betreuungseinrichtungen die Arbeitgeber paritätisch vertreten wird.

Symptomatische Krise
Es ist daher klar, dass zur Beruhigung der Lage auch Sofortmassnahmen getroffen werden müssen, wenn der personelle Aderlass gestoppt werden soll. So moniert das Personal etwa, zu wenig Mitsprache zu haben. Wie den Anliegen der Pflegeangestellten Rechnung getragen wird, ist aber noch nicht klar. Kelley bemängelt, dass es in der Pflege keine Qualitätsstandards gebe, auch was die Arbeitsbedingungen betreffe. Die Turbulenzen im Alterszentrum «Im Brüel» sind denn auch kein Einzelfall. «Allerdings ist es ein sehr akutes Beispiel», so der Gewerkschafter.

Am gestiegenen Kostendruck beissen sich viele Institutionen in der Branche die Zähne aus. Dass die Probleme aber derart eskalieren können, hat auch strukturelle Ursachen, die zum Teil mit der operativen Führung aber auch mit der Aufsicht zu tun haben können. In vielen Fällen seien die Stiftungsräte nicht nah genug am Betrieb und verkennen zu lange den Ernst der Lage, so Kelley. Diese Probleme sind auch Gegenstand einer Interpellation der SP-Fraktion im Baselbieter Landrat.

Stiftungsrat beruhigt
In Aesch dürfte der Stiftungsrat den Ernst der Lage längst erkannt haben. Mittlerweile ist man sich im Aufsichtsgremium offenbar sicher, dass das Schlimmste überstanden ist. «So grosse Umwälzungen wie in der Vergangenheit wird es nicht mehr geben», sagt der Informationsbeauftragte Bruno Theiler. Noch ist ratsintern aber nicht alles geklärt. Über die unmittelbare Zukunft wird auch noch geschwiegen. Am Wochenende hat der Stiftungsrat wiederum eine Retraite anberaumt.

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