Opulentes Disco-Musical

Am letzten Freitag fand an der Rudolf Steiner Schule Birseck die Premiere des Musicals «Mamma mia!» statt. Herzschmerz, amerikanische Coolness, starke Songs und lockere Sprüche verzückten das Publikum.

Feine Leistung des Chores: Die mondäne Gesellschaft am Strand, halb neugierig, halb gelangweilt.  Foto:Thomas Brunnschweiler
Feine Leistung des Chores: Die mondäne Gesellschaft am Strand, halb neugierig, halb gelangweilt. Foto:Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Man mag von «Abba» halten, was man will, aber niemand kann abstreiten, dass keine andere Pop-Band mehr Ohrwürmer produziert hat als die vier Musiker aus Schweden. So kann es auch nicht wundern, dass das Musical «Mamma mia!», das 1999 in London uraufgeführt wurde, zu einem Dauerbrenner geworden ist. Nach dem Erfolg von «Die Rückkehr des Martin Guerre» hat nun die zweite Hälfte der 11. Klasse das Erfolgsmusical mit Hits von «Abba» einstudiert. Im Gegensatz zur schlichten und puristischen Inszenierung des letzten Musicals kommt «Mamma mia!» opulent, schrill und farbig daher. Anstelle von melodramatischen Duetten stehen eher die Chöre im Vordergrund.

Modernes Mysteriendrama
Johannes Greiner, der zusammen mit sechs jungen Musikern die Songs am Klavier begleitet, sieht hinter der lockeren Handlung und den coolen Sprüchen eine tiefere Weisheit, ein modernes Mysteriendrama, bei dem es um die Selbstfindung der Protagonistin Sophie geht. Sophie ist die Tochter der Power-Frau Donna, die zwanzig Jahre zuvor mit Bill, Harry und Sam eine Sommerromanze hatte. Die drei Männer könnten – auf der allegorischen Ebene – gemäss Johannes Greiner Denken, Gefühl und Willen verkörpern. Sophie steht kurz davor, Sky, ihre grosse Liebe, zu heiraten, aber sie will zuerst wissen, wer ihr Vater ist.

Deshalb lädt sie ohne Wissen ihrer Mutter die drei potenziellen Väter ein. Bill, Harry und Sam sind alle überzeugt, Sophies Vater zu sein. Als Donna merkt, dass sich die Drei im Hotel aufhalten, versucht sie, sie von Sophie fernzuhalten. Bereits spricht der Pfarrer die ersten Worte zum jungen Paar, als plötzlich alles drunter und drüber geht und sich eine Entwicklung anbahnt, die nicht vorauszusehen war.

Cool, spritzig, stimmungsvoll
Sowohl die gesangliche wie die schauspielerische Leistung der neunzehn namentlich im Programmheft genannten Spielenden ist beachtlich. Vier Rollen sind zwischen zwei- bis viermal besetzt, was für das Publikum etwas gewöhnungsbedürftig ist. Hier haben jene Jugendlichen, die bis zum Schluss dieselbe Rolle spielen können, einen gewissen Vorteil. Der Chor meistert die Abba-Songs bestens. Mit Begeisterung singen die Jugendlichen unter anderem «Money, Money», «Chiquitita», «Dancing Queen», «Voulez Vous» und «Waterloo».

Der Regisseurin Marie-Louise Lienhard ist es gelungen, mit «Mamma mia!» einen Kontrast zum vorhergehenden Stück zu setzen und das Jukebox-Musical in buntes Licht und stimmungsvolle Ferienatmosphäre zu tauchen. Zwischen- und Schlussapplaus vermischten sich bei der Premiere mit lautem Kreischen, was ganz an die Auftritte der Originalband erinnerte.

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