Neophyten: eine Herausforderung im Rebberg

Einmal im Monat organisieren Winzer und Naturschützer einen Neophyten-Abend in der Aescher Klus. Die invasiven Pflanzen verdrängen einheimisches Grün. Die Reben sind aber nicht direkt bedroht.

Voll im Einsatz: Winzer Antoine Kaufmann hackt das Berufskraut mitsamt Wurzel aus der Erde. Foto: Tobias Gfeller
Voll im Einsatz: Winzer Antoine Kaufmann hackt das Berufskraut mitsamt Wurzel aus der Erde. Foto: Tobias Gfeller

Die Blüte ist klein und unscheinbar. Winzer Antoine Kaufmann von Klus 177 muss gut hinsehen, um das Berufskraut zu entdecken. Mit dem Nagelhammer hackt er es mitsamt der Wurzel heraus. Ist der Boden nass, komme die Wurzel auch mit blossem Ziehen mit. Die Blume ähnelt einer Margarite und sieht optisch eigentlich schön aus. Aber sie ist unerwünscht, mahnt Kaufmann, Mitinitiant der Neophyten-Bekämpfung im Aescher Rebgebiet Klus.

Vor rund drei Jahren hat man mit der Bekämpfung der fremden Pflanze begonnen. Am kommenden Dienstag treffen sich um 18 Uhr Mitglieder der Weinbaugenossenschaft Aesch und Natur- und Umweltschützer zum allmonatlichen Neophyten-Abend. Das Berufskraut verdränge indigene Pflanzen, erklärt Antoine Kaufmann bei einem Gang durch seinen Rebberg. «Für die Reben ist es unmittelbar keine Gefahr. Wir wissen aber nicht, wie es sich langfristig entwickeln würde, wenn es sich unkontrolliert ausbreiten würde.» Zu Beginn habe man dem Neophyt bei der Ausbreitung zu lange zugeschaut. Mit der Trockenheit komme die Pflanze sehr gut zurecht, was die Ausbreitung beschleunige. Nicht alle Winzerinnen und Winzer seien gleich stark betroffen. Trotzdem hofft Antoine Kaufmann, dass möglichst viele bei der Bekämpfung mithelfen. Das gesammelte Berufskraut wird nach Pratteln gefahren und dort in einem spezifischen Verfahren verbrannt. Der letzte Neophyten-Abend findet am 10. Oktober statt.

Grösste Ernte seit 2020

Am kommenden Dienstag sind die Winzerinnen und Winzer besonders auf externe Hilfe angewiesen. Sie befinden sich dann voll in der Traubenernte. Diese hat manchenorts bereits gestern begonnen. Mittlerweile sei es fast normal, dass Anfang September mit der Lese begonnen werden kann, betont Antoine Kaufmann. Die kurzfristigen Wetterprognosen sind gut, die Reben reich behangen. Eine Garantie für einen tollen Jahrgang sei das aber noch nicht. «Wir brauchen jetzt zwei Wochen gutes Wetter und dann natürlich eine erfolgreiche Veredelung in den Kellereien.»

Das Weinjahr 2023 hat mit einem nasskalten Mai nur langsam begonnen. Dank einem trockenen und warmen Juni und den sehr heissen vergangenen Wochen sind die Reben in der Klus doch schon wieder sehr früh dran. Der Juni habe die Winzerinnen und Winzer vor dem Falschen Mehltau bewahrt. Die Kirschessigfliege sei heuer dezent in Erscheinung getreten, könne aber jederzeit sprunghaft ansteigen.

Zwei Hagelgewitter Anfang Juli und Ende August haben den Trauben leicht zugesetzt. Aufgrund vereinzelter Fäulnis dürfe mit der Lese nicht zu lange gewartet werden. Weil die Menge dieses Jahr gross ist, wurde im Sommer vereinzelt sogar schon herausgeschnitten. «Mengenmässig ist es das beste Jahr seit 2020», freut sich Antoine Kaufmann.

Die Ernte als Befreiung und Glücksgefühl

Normalerweise steigt der Oechslegrad (Zuckergehalt im Most) in dieser Jahreszeit pro Tag um eine Einheit. «Mit den aktuellen Temperaturen und der starken Sonneneinstrahlung sind es aktuell zwei bis drei Grad pro Tag», so der Inhaber der Klus 177. Die Lese begann diese Woche mit der Pinot-Noir-Traube für Schaumweine. Ab nächster Woche geht es Schlag auf Schlag. Das Team sei jederzeit auf Standby. «Die Ernte ist immer eine Befreiung und ein Glücksgefühl. Es ist jeweils eine intensive, aber auch sehr schöne Zeit im Rebberg.» Die Aescher Klus gehört zu den grössten und bekanntesten Rebgebieten in der Region Basel. Es folgen für alle Winzerinnen und Winzer die wichtigsten zwei Wochen des Jahres.

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