Nachts auf Tour
Jedes Jahr im Frühjahr spielt sich entlang der Klusstrasse ein Naturschauspiel ab: Zahlreiche Amphibien ziehen von ihren Überwinterungs- orten zum Chlusbach und seinen Weihern, um dort zu laichen.
Was haben Grasfrösche, Erdkröten, Berg- und Fadenmolche sowie Gelbbauchunken, Geburtshelferkröten und Feuersalamander gemeinsam? Sie alle findet man jedes Frühjahr auf ihren Laichzügen rund um die Gewässer des Chlusbaches in der Aescher Klus.
Auf ihrem Weg zu ihren Laichplätzen müssen viele von ihnen die Klusstrasse überqueren, was für sie mit grossen Risiken verbunden ist. Einer, der von diesen Risiken weiss und sie zu verringern versucht, ist Daniel Knecht, Biologe und Inhaber eines Umweltbüros in Aesch. Er arbeitet eng mit der Gemeinde Aesch und dem Natur- und Vogelschutzverein zusammen, um den Amphibien in der Aescher Klus einen möglichst gefahrlosen Weg zu ihren Laichplätzen zu ermöglichen. «Amphibien sind Nomaden», erklärt Knecht. Während sie im Sommer so ziemlich überall in der Natur zu finden sind und auch ihre Winterstarre an ganz unterschiedlichen Plätzen verbringen, brauchen sie im Frühjahr alle das Wasser, um sich vermehren zu können. «Speziell in Nächten mit Temperaturen über acht Grad und Regen zwischen Ende Februar und Anfang April kann es ab der Dämmerung zu starkem Laichzug kommen», meint Knecht. In gewissen Jahren mit entsprechenden Wetterbedingungen könne sich der Laichzug gar auf einige wenige Nächte konzentrieren, bei denen aber dann Hunderte von Amphibien gleichzeitig unterwegs seien.
Da dieses Jahr stark wechselnde Wetterbedingungen vorherrschen, zieht sich der Laichzug über mehrere Wochen hin. Dieser diffuse Laichzug sei aber bezüglich der Gefährdung der Amphibien kein Vorteil, ganz im Gegenteil: «Wenn Hunderte Kröten gleichzeitig die Strasse überqueren, hält man vielleicht an. Eine einzelne Kröte hingegen sieht man unmöglich.»
Verschiedene Schutzmassnahmen
Damit trotzdem so wenig Amphibien wie möglich überfahren werden, gibt es verschiedene Schutzmassnahmen, die ergriffen werden können. Eine einfache, aber effiziente Möglichkeit sei es, die Tiere direkt in einer Zugnacht einzusammeln, sagt Knecht. Dies bedinge natürlich, dass der Laichzug ein wenig konzentriert sei. Eine andere Möglichkeit, die Amphibien vor den Autos zu schützen, sind Amphibien-Zäune. Diese kleinen Zäune halten die Tiere, die eine Strasse überqueren möchten, auf, sodass sie eingesammelt und über die Strasse getragen werden können.
Schwere bauliche Massnahmen wie etwa künstliche Durchlässe seien dann so etwas wie die Ultima Ratio beim Amphibienschutz, sagt Knecht. «Im Kanton Baselland gibt es nur einige neuralgische Stellen an Hauptstrassen, wo künstliche Durchlässe gebaut wurden.» Ihr grosser Vorteil ist es, dass sie im Gegensatz zu den anderen Schutzmassnahmen autonom funktionieren und nicht regelmässig von Personen aufgesucht werden müssen.
Informationskampagne wirkt
Beim Fall der Klusstrasse in Aesch setzen Knecht und die Gemeinde Aesch aber mehr auf Sensibilisierung der Bevölkerung durch Information als auf physische Schutzmassnahmen.
«Auf kleinen Strässchen wie der Klusstrasse verkehren hauptsächlich Zubringer. Werden diese gezielt informiert, braucht es kein kompliziertes Amphibien-Leitsystem.» Knecht und die Gemeinde appellieren jedes Jahr an die motorisierten, nächtlichen Besucher der Klus, in den wenigen «Amphibiennächten» des Jahres ihr Tempo anzupassen. Dieser Appell wird anscheinend gehört: «In den letzten Jahren gab es zum Glück keine Amphibien-Massaker mehr», berichtet Knecht erleichtert.