Musikalische und choreografische Glanzleistung

Mit «Die Rückkehr des Martin Guerre» präsentiert die Rudolf Steiner Schule Birseck ihr 13. Musical. Die Geschichte vom falschen Ehemann geht unter die Haut und überzeugt in ihrer Bühnenumsetzung.

Das Hochzeitsfest: Bertrande (Jara Bihler) erhält den Brautkranz.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Das Hochzeitsfest: Bertrande (Jara Bihler) erhält den Brautkranz. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Wer sich im diesjährigen Musical an den Film «Sommersby» mit Richard Gere erinnert fühlt, liegt nicht falsch, denn der 1993 gedrehte Streifen basiert ebenfalls auf der beglaubigten Geschichte des Martin Guerre. Dieser lebte im 16. Jahrhundert – in der Zeit der Hugenottenkriege – mit seiner Frau Bertrande in einem kleinen französischen Dorf. Als der Nachwuchs ausbleibt, zieht Martin in den Krieg, wo er sich für seinen Freund Arnaud opfert.

Arnaud sucht auf Geheiss von Martin Bertrande auf, wobei es im von Dürre geplagten Dorf plötzlich regnet. Man hält Arnaud für Martin, Bertrande verliebt sich in ihn und nimmt ihn bei sich auf, um einer Verheiratung mit Guillaume zu entgehen. Doch dann nimmt das Unheil seinen Lauf. Die Zweifel an der Identität Arnauds wachsen, ein Gericht wird einberufen, der tot geglaubte Martin kehrt zurück …

Realismus und Reduktion
Das Musical von Claude-Michel Schönberg und Alain Boubli wurde 1996 in London uraufgeführt. Im Gegensatz zu Lloyd Webbers «Phantom der Oper» ist es frei von schwülstigem Romantizismus und steht in der realistischen Tradition von «Les Misérables». Es geht um Glaubenswahn, Eifersucht und ökonomische Not. Diesen Realismus hat Regisseurin Marie-Louise Lienhard in der szenischen Umsetzung, in der Bühnengestaltung, den Kostümen und der Choreografie aufgenommen.

Alles ist reduziert und minimalistisch, aber effektvoll gestaltet. Getragen wird das Musical vom kraftvollen Spiel von Johannes Greiner (Piano), der rhythmussicher den Puls vorgibt, kongenial unterstützt vom Jungtalent Lucas Zibulski am Schlagzeug. Die Hauptpersonen in Mehrfachbesetzung überzeugen mit starken Stimmen. Bereits das Anfangsduett von Michael Kossmann (Arnaud) und Julian Sailer (Martin) ist grandios.

Starke Klassenleistung
Aber auch Johan Nöthiger und Matthias Moser (beide als Arnaud), Tobias Margiani (als Martin) und Jara Bihler, Yasmin Ahmed, Mayra Jenzer und Pia Zibulski (als Bertrande) vermögen stimmlich zu gefallen. Ilmarin Fradley bildet als Father Dominic den ruhenden Pol auf der Bühne, Stav Szir spielt glaubhaft den rasend verliebten Guillaume und Leonora Lehmann mimt mit natürlicher Anmut Martins Mutter Mme de Rols. Chemielehrer Hendrik Ens spielt den gestrengen Polizisten.

Die andern Rollen sind ebenfalls gut besetzt, wenngleich nicht alle Schauspieler stimmlich das Volumen und die Musikalität der Hauptpersonen erreichen. Sehr schön singt der Chor, der stimmungsvoll eingesetzt wird. Der Schlussapplaus am letzten Sonntag war riesig. Insgesamt hat Marie-Louise Lienhard mit der 11. Klasse vergangene Aufführungen an Homogenität und Dramatik noch überbieten können. Chapeau ihr und der 11. Klasse!


Nächste Aufführungen: Rudolf Steiner Schule Birseck, vis-à-vis Bahnhof Aesch, Freitag, 31.1., 19.30 Uhr; Samstag, 1.2., 19.30 Uhr; und Sonntag, 2.2., 17 Uhr.

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