Musikalische Frauenpower
Seit Beginn dieses Jahres dirigiert Jennifer Tauder als erste Frau in der 175-jährigen Vereinsgeschichte den Musikverein Aesch. Diesen Samstag gibt sie anlässlich des Jahreskonzerts ihr öffentliches Debüt.
Thomas Brunnschweiler
Schon länger stand Daniela Menteli dem Vorstand des MV Aesch vor, in dem sie insgesamt 28 Jahre Einsitz hatte. Nun hat sie der neuen Präsidentin Martina Schmidlin Platz gemacht und amtiert in Zukunft in der Musikkommission. Fünf von sieben Vorstandsmitgliedern sind Frauen und jetzt steht auch eine Frau am Dirigentenpult. Die weibliche Dominanz lässt sich für Daniela Menteli dadurch erklären, dass Männer heute für Ehrenämter wegen der zeitlichen Belastung weniger zur Verfügung stehen. Von den 37 Aktiven ist die Mehrheit ebenfalls weiblich.
«Dass die Wahl des Dirigats auf eine Frau fiel, war hingegen eher Zufall», so Menteli. Tatsächlich setzte sich die 30-jährige Jennifer Tauder gegen ein rundes Dutzend von Mitbewerbern durch, weil sie als Profimusikerin nicht nur die musikalische Reife, sondern auch das pädagogische Rüstzeug mitbrachte. «Wir haben Jenni bereits nach wenigen Proben ins Herz geschlossen», sagt Daniela Menteli, «bestimmt wird sie dank ihrer positiven Art auch die Musikfreunde anstecken.»
Vielfältige Tätigkeit
Jennifer Tauder wurde 1984 in der Steiermark geboren, wo ihr Vater ihr schon im Alter von sechs Jahren Trompetenunterricht gab. Schon vor ihrem Abitur am Musikgymnasium begann sie ihr Bachelor-Studium an der Musikuniversität Graz und wechselte 2005 an die Hochschule für Musik nach Basel. Angetan hatte es ihr die Methode von Professor Klaus Schuhwerk, der sowohl in Basel als auch in Frankfurt am Main einen Lehrstuhl für Trompete innehat. Schuhwerk legt hauptsächlich Wert auf die mentale Seite des Trompetenspiels, das einem Leistungssport gleiche, wie Jennifer Tauder erklärt.
2010 schloss sie ihren Master of Arts in Pädagogik ab, 2014 den Master of Arts in Performance mit dem Nebenfach Gesang. Sie spielte in mehreren Sinfonieorchestern und leitet heute die Brass Band Meltingen und den MV Aesch. Internationale Beachtung findet die sympathische Musikerin als Mitglied des modernen Alphornquartetts Hornroh. In Aesch wohnt sie seit Anfang 2014. «Aesch ist eine der schönsten Ortschaften um Basel herum», sagt sie. «Der MV Aesch ist punkto Alter und Geschlecht bunt gemischt. Die Chemie mit den Musikern funktioniert», erklärt sie, «auch der Spass- und der Wohlfühlfaktor müssen stimmen.»
Thema «Helden»
Auf das Konzert am 23. April in der Mehrzweckhalle Löhrenacker ist sie gespannt. «Unser Thema ist ‹Helden›.» Zu hören sein werden etwa «The Olympic Spirit», «Wilhelm Tell», «Moment for Morricone», Udo Jürgens’ «Ich war noch niemals in New York», «Angels» und «Rise like a Phoenix». Vor dem Konzert, das um 20 Uhr beginnt, stehen bereits ab 18 Uhr Häppchen und Getränke bereit. Drei verschiedene Bars, ein Kuchenbuffet und eine Tombola runden das Angebot ab.