Mit Filmen die Welt verändern
Der 20-Jährige gewann Mitte April den ersten Preis der renommierten Schweizer Jugendfilmtage in Zürich. Sein Ziel ist die Londoner Filmhochschule.
Tobias Gfeller
Morris Samuel sitzt konzentriert hinter seinem Laptop mit zwei grossen Bildschirmen. So schneidet er jeweils stundenlang und auch mal die ganze Nacht hindurch seine Filme. Er zeigt dem Schreibenden Ausschnitte aus seinem preisgekrönten Werk «Schritt für Schritt». Schon wenige Sequenzen reichen, um den Zuschauer im Innersten zu packen.
In seinem rund zwölfminütigen Dokumentarfilm erzählt der 20-jährige Pfeffinger die Geschichte einer dreifachen Mutter aus Basel. Seit sich ihr Mann vor zehn Jahren von ihr getrennt hat, lebt sie alleinerziehend. Das jüngste Kind ist seit Geburt behindert, der 17-jährige Sohn erlitt im Winter vor zwei Jahren einen unerwarteten Schlaganfall und kämpft sich seither ins Leben zurück. Er muss wieder sprechen und gehen lernen. Die zuvor lebensfrohe Mutter fällt in ein tiefes Loch. Ihre Leidenschaft, das Tanzen, lässt sie eine Zeit lang links liegen. Morris Samuel zeigt ihr Schicksal in bewegenden Bildern, schafft mit perfekt gewählter Hintergrundmusik und den Erzählungen der Mutter eine Stimmung, die einem die Tränen in die Augen treiben. «Viele Menschen haben geweint – auch an den Jugendfilmtagen», sagt Morris Samuel, der zugibt, dass ihm beim Schneiden ebenfalls immer wieder die Tränen gekommen seien.
Aussergewöhnliche Fantasie
Morris Samuel heisst eigentlich Morris Fasnacht. Um nicht immer mit seinem Vater, der ebenfalls Regisseur ist, verglichen zu werden und damit die Leute nicht glauben, er bekomme alles in die Wiege gelegt, nannte er sich spontan bei seinen zwei Vornamen Morris Samuel. «Filme, die etwas schwerer sind, mag ich», sagt er zu seinem Werk, das die Menschen so sehr bewegt. Tiefgründige Themen hätten es ihm angetan.
«Ich will die Menschen erreichen, damit sie vom Film etwas mitnehmen können. Meine Filme soll man nicht gleich wieder vergessen.» Es sind grosse und auch erwachsene Worte für einen jungen Mann. Trotzdem hat er seinen jugendlichen Charme und seinen Schalk beibehalten. Morris Samuel hat eine aussergewöhnliche Fantasie, die in seine Drehbücher fliesst. Schon als Kind habe er davon geträumt, einmal mit Filmen die Welt zu verändern.
Erster Film gleich ausgezeichnet
Alles begann beim Skaten. Er filmte seine Kollegen bei den Tricks und stellte die Dokumente ins Internetportal «Youtube». Die Resonanz sei durchwegs positiv gewesen, wodurch er weiter filmte und sich grösserer Aufgaben zuwandte. Den Durchbruch schaffte er mit dem Film «14», der zugleich eine Projektarbeit am Gymnasium Münchenstein darstellte. Darin porträtierte er einen 14-jährigen Skater, der die in der Szene legendäre Vierzehnertreppe an der Basler Heuwaage hinunterspringen wollte.
Auf Anhieb erhielt er dafür den Basler Filmpreis; sein Werk wurde sogar ins Programm der Solothurner Filmtage aufgenommen. Stets war er der Jüngste bei diesen Wettbewerben, so auch bei den Jugendfilmtagen in Zürich in der Kategorie bis 25 Jahre. «Nicht immer waren die älteren Konkurrenten erfreut, dass gleich der Jüngste gewinnt», sagt Morris Samuel mit einem verschmitzten Lächeln.
Spielfilm vor Augen
Nach seinem Zivildienst möchte er sich an einer Filmhochschule in London bewerben. Er weiss, dass er dafür lange Wartezeiten in Kauf nehmen muss. Seine Karriere hat bisher auch viel Geld gekostet. Viel verdient er damit noch nicht, Erst langsam zahlt sich sein Engagement auch finanziell aus. Eine kleine Summe kommt mit Projekten für Firmen zusammen, für die er Filme dreht.
Als nächste Arbeit hat er einen ironisch geprägten Spielfilm vor seinen Augen. Der Streifen «Doug & Walter» soll seine lockere Seite zeigen. «Ich möchte herausfinden, welche Art Filme ich künftig genau machen will.» Das Drehbuch hat er fertig geschrieben, die Ideen im Kopf. «Ich suche noch eine Produktionsfirma, die mich unterstützt.» Wenn man Morris Samuel kennt, ist klar: Auch das wird er schaffen und man wird noch viel von ihm hören.