«Mit diesem Andrang haben wir nicht gerechnet»

Nach einem coronabedingten Jahr Pause fand am letzten Sonntag wieder der Räbesunntig in der Aescher Klus statt. Die Bedingungen waren fabelhaft.

Der Anlass für den Räbesunntig: Winzer Antoine Kaufmann zeigt gutgelaunt eine der letzten Weinblüten. Foto: Axel Mannigel
Der Anlass für den Räbesunntig: Winzer Antoine Kaufmann zeigt gutgelaunt eine der letzten Weinblüten. Foto: Axel Mannigel

«Are we doing the whole tour starting with Tschäpperli?», fragte sich eine kleine Gruppe noch ganz am Anfang der Klus. Eine gute Idee, ist doch das Tschäpperli der höchste Punkt des Räbesunntigs und hat man den geschafft, kann es ganz ­gemütlich wieder klusabwärts gehen. Schon auf dem Weg nach oben war zu merken, dass der Räbesunntig wie eh und je in vollem Gange war. Dieser Eindruck wurde, beim Tschäpperli angekommen, bestätigt: Auf der Zufahrt drängelten sich die Menschen, alle Tische und Bänke waren besetzt, ein reges Stimmengewirr füllte den Hof und die Folkband Sany-Saidap trug das Ihrige zur Stimmung bei. Es war, als sei die Zeit seit 2019 stillgestanden, so nahtlos reihte sich jetzt diese Szenerie an die von damals. Dieter von Blarer, Präsident der Weinbaugenossenschaft Aesch, verteilte eifrig Pasta an die hungrigen Gäste: «Mit diesem Andrang haben wir nicht gerechnet, aber wir haben ihn vermutet», sagte er zufrieden. Optimal für den Räbesunntig, dass die Maskenpflicht im Freien bereits am Tag zuvor aufgehoben wurde und nicht erst am Montag.

Wilde Natur

Die anderen Winzer und Winzerinnen freuten sich ebenfalls über die vielen Menschen, die ausgelassen den Sonntag, das Wetter, den Wein und die Gesellschaft genossen. Auch Rosmarie Sigl, die ehemalige Leiterin Administration des «Wochenblatts», sass wie bestellt im Zelt von Peter’s Reben und strahlte über das ganze Gesicht: «So schön, dass das heute so möglich ist.» Kleiner bis mittelgrosser Wermutstropfen in all dieser Heiterkeit: Der Frost, der je nach Lage und Sorte zwischen 30 und 50 Prozent Schaden verursacht hat. «Durch die kalte Witterung hatten die Reben zwischenzeitlich einen Stopp, sie sind sozusagen stehen geblieben», berichtet Winzerin Monika Fanti. Danach haben die Reben in nur drei Wochen den Fortschritt von sechs Vegetationswochen aufgeholt. «Heute sind wir eigentlich wieder auf dem Stand wie in einem normalen Jahr.» Erst im Herbst wissen die Weingüter definitiv, wie gross der Schaden ist.

Voll war es überall

Der Frost war für die Besucher an diesem strahlenden Junitag weit weg. Die Sonne durchglühte die Hänge und liess die Menschen schwitzen. Während sich Barbara Koellreuter über den Erwerb des zuvor gepachteten Hofes freute, entschieden sich zwei Männer bei der Locanda Klus, den Weg hoch in die Reben lieber doch nicht anzutreten und unten zu bleiben. Ob sie noch einen Platz bekommen haben? Voll war es überall. «Ich bin heute Morgen um fünf Uhr schweissgebadet ­aufgewacht und habe gedacht: Es kommen keine Leute. Jetzt bin ich doch erleichtert und positiv überrascht», lachte Monica Scherrer von den Chluuser Räbefründ. So feierte der traditionelle Anlass ein richtiges Comeback. Jedes Jahr findet er immer am ersten Sonntag nach Johanni statt, und zwar zur Zeit der Weinblüte. Eine solche fand Winzer Antoine Kaufmann noch in seinem Demeter-Weinberg. Wettermässig allerdings hielt der Sonnenschein nur bis zum Abend und bis zum nächsten Gewitter.

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