Mit Begeisterung durch schwierige Zeiten
Die Katholische Kirche in Aesch hat sich verändert. Felix Terrier hatte das Schiff durch die Wogen gesteuert. Nun geht er in Pension.
Felix Terrier, der umtriebige, engagierte Pfarrer und bisherige Leiter der römisch-katholischen Pfarreien von Aesch, Pfeffingen und Duggingen, geht in Pension: «Eigentlich geniesse ich schon jetzt das Leben als Pensionär, denn die Gemeindeleitung hatte ich auf Ende Juli abgegeben. Als Seelsorger helfe ich noch da und dort aus», erzählt er. Vor neun Jahren hatte er sein Amt in Aesch angetreten. «Damals freute ich mich über die Aussicht, in einer Pfarrei zu arbeiten, die einzig für ein Dorf zuständig ist. In Liestal, wo ich zuvor im Dienst war, hatten wir neun Gemeinden abgedeckt.»
Doch die Aussicht sollte sich als Irrtum erweisen: «Die Entwicklung der Gesellschaft machte strukturelle Veränderungen notwendig. Ich bekam den Auftrag, den Seelsorgeverband Angenstein zu gründen, also die Pfarreien von Aesch, Duggingen und Pfeffingen zusammenzuführen.» Parallel dazu wurde der Pastoralraum Birstal errichtet. «Man musste lernen, zusammenzuarbeiten. Das ist uns gelungen», bilanziert Terrier. Zudem wurde immer deutlicher, dass die Zukunft der Kirche nicht nur von hauptamtlichen Mitarbeitern getragen werden kann: «Es gibt in der Seelsorge praktisch keine kirchlichen Mitarbeitenden mehr. Nur sehr wenige Menschen studieren Theologie. Das ist eine Herausforderung.»
Aus diesem Grund hat sich der Seelsorgeverband personell «anders orientiert», wie der Theologe es sagt: «Für die kirchlichen Verwaltungsaufgaben, die ich in meiner Zeit als Pfarrer selbst erledigt hatte, wurde eine separate Person als Pfarreimanagerin angestellt.» Damit sei seine Stelle frei für die Seelsorgetätigkeit. Die Idee: «Es gibt zwar weniger Theologinnen und Theologen, aber diese können gezielter eingesetzt werden.» Eine Nachfolge für ihn wurde allerdings noch nicht gefunden.
Ungebrochener Glaube
Für Terrier standen weniger bestehende kirchliche Strukturen, sondern die Menschen in der Kirchgemeinde im Vordergrund: «Als Pfarrer möchte ich den Menschen im Gottesdienstes auf Augenhöhe begegnen. Wir feiern schliesslich gemeinsam», betont er. Auch wenn die Kirchen am sonntäglichen Gottesdienst weit weniger gut besucht sind als früher, bleibt die Begeisterung für Glaube und Kirche bei Terrier ungebrochen: «Das Vertrauen in Gott und die Erfahrung einer bestärkenden Gemeinschaft ist etwas, was ich den Menschen gerne mitgeben möchte.» Ziel könne es aber nicht sein, die «Kirchenstatistik zu puschen» oder möglichst viele Menschen sonntags in die Kirche zu locken: «Ziel muss es sein, den Menschen eine Quelle zu bieten, aus der sie Kraft für das Leben schöpfen.»
Medial Aufmerksamkeit erregte Felix Terrier, als er sich 2015 hinter einen Priester aus der Innerschweiz stellte, der ein lesbisches Paar gesegnet hatte. «Die Pastoralkonferenz Baselland hatte vor Jahren bereits eine Erklärung dazu abgegeben, die Segnungen durch Seelsorgerinnen und Seelsorger unterstützt. Seither bin ich bereit, solche Segnungen durchzuführen.» Die Situation habe sich mit der Ehe für alle zwar geändert, aber: «Kirchenrechtlich gibt es die Ehe für alle im Prinzip nicht, weil das Kirchenrecht eine klare Definition hat», sagt Terrier. Demnach handelt es sich bei einer Ehe um eine Verbindung zwischen Mann und Frau. «Es müssen hier dringend neue Formen in der Kirche entwickelt werden.» Auch wenn er noch Aufgaben in der Pfarrei übernimmt, freut sich der 64-Jährige jetzt auf den neuen Lebensabschnitt, den er gerne und teilweise in seiner zweiten Heimat Südfrankreich verbringt. Neben Wandern und Fotografie hat er ein weiteres aussergewöhnliches Hobby: Er baut Musikinstrumente aus Holz. «Ob in dieser Richtung noch mal etwas kommt, weiss ich noch nicht. Aber die Lust ist da.»