Mengenmässig durchschnittliches Jahr
Die Wetterkapriolen in diesem Jahr beeinflussten den Weinjahrgang 2013. Mengenmässig dürfte er durchschnittlich sein; für die Qualität jedoch ist noch mehr Sonne gefragt.
Heiner Leuthardt
Wettermässig bot das Jahr einige Überraschungen, etwa mit der langen, kalten Winterphase und dem nasskalten Frühling. Dadurch geriet die Natur in Rückstand. Doch Ulrich Bänninger, welcher am 1. Oktober vor 27 Jahren mit seiner Frau Barbara die Betriebsleitung des Weingutes Tschäpperli in der Aescher Klus übernommen hatte, relativiert: «Im Vergleich zu den letzten 15 Jahren erfolgte der Austrieb relativ spät, im Vergleich aber zu den vergangenen 40 Jahren liegt er im Schnitt.» Den Wechsel zu wärmeren Jahren mit früherem Austrieb sei dann ab Mitte der 1990er-Jahre eingetreten. «Glücklicherweise gab es in der Winterphase keinen extremen Frost, wie im Februar 2012, unter dem die Reben an manchen Standorten stark gelitten haben.»
Der nasskalte Frühling benachteiligte aber besonders das Ausblühen der Reben in den frühen Lagen, die späten dann weniger. «Das Ausblühen beeinflusst die Menge. Daher wird es im Bündnerland kleinere Mengen geben, bei uns erwarten wir einen durchschnittlichen Ertrag.» Spannend ist, dass in Gesamteuropa, ausser Deutschland, mit kleinen Ernten gerechnet wird. Nun stellt sich aber auch die Frage nach der Qualität des Weines. Dazu kann Ulrich Bänninger keine abschliessende Aussage machen, kommt doch dem Wettergott gerade bei den späteren Sorten eine entscheidende Rolle zu. «Beim Riesling-Sylvaner hat die Ernte begonnen und die Qualität ist gut, wie erste Lieferungen aus Ettingen zeigen.»
Hoffen auf Herbstsonne
Das wurde möglich, weil nach dem noch nasskalten Rebsonntag das Wetter kehrte und sich eine gute Mischung von Regentagen, Sommertagen mit einer Temperatur von über 25 Grad Celsius und Hitzetagen mit über 30 Grad einstellte. «Diese verschieden warmen Wochen sorgten für eine gute Reife und durch die reduzierte Menge sieht es hinsichtlich der Qualität gut aus», schätzt Ulrich Bänninger. Beim Blauburgunder aber hofft er weiterhin auf schönes Wetter. «Dieser braucht noch rund 20 Sonnentage, um von den aktuellen 75 auf 95 Oechsle zu kommen. Die Voraussetzungen dazu sind gut, denn die Trauben sind gesund und die Stöcke gut belaubt.» Jetzt also liegt es am Wettergott, dass er auf Frühfröste verzichtet und dafür reichlich warme Sonnentage spendiert, damit Ende Oktober auch der Blauburgunder mit einer guten Qualität geerntet werden kann.
Die weitere Entwicklung des Reifeprozesses wird derzeit mit wöchentlichen Reifekontrollen beobachtet. Dabei werden nicht nur die Oechsle gemessen, sondern auch die Gesamtsäure und der PH-Wert geprüft sowie der Zustand der Beere und der Traube: alles Faktoren, welche die Qualität beeinflussen. Gleichzeitig beginnt auf dem Weingut Tschäpperli eine besonders intensive Zeit, weil es nicht nur seinen auf 3,5 Hektaren wachsenden Wein keltert, sondern den Wein von weiteren 13 Hektaren in Lohnkelterung verarbeitet. Daraus ergeben sich rund 70 verschiedenen Weine. Dennoch vergisst Ulrich Bänninger nicht, auf die angelaufene Rebwache beim Räbhüsli hinzuweisen, wo man sich sonntags zwischen 11 und 17 Uhr nicht nur verpflegen kann, sondern auch einiges über den Wein aus erster Hand erfährt.