Melken und Mischen für den Schweizer Milchmarkt
Die Miba Genossenschaft in Aesch gehört zu den grossen Playern im eidgenössischen Milchhandel. Als Betrieb ist sie aber lokal verwurzelt.
Wer sich in Aesch nach prickelnder Kälte sehnt, muss nicht weit gehen: In den Lagerräumen der Miba Genossenschaft am Andlauring ist es vier Grad kalt. Doch es erklärt sich von selbst, dass nur die 30 Mitarbeiter der Miba oder ihr zugewandte Personen in den Genuss der Erfrischung kommen. Schliesslich liegen in Reih und Glied Unmengen an hochwertigem Käse und anderen Milchprodukten. Der Betrieb im Industrieareal zwischen Aesch und Reinach ist eine grosse Kiste mit Einfluss bis in die hohe Politik – geht es in der Schweiz um Milch, führt an der Genossenschaft kaum ein Weg vorbei. So ist der frühere Präsident der Genossenschaft, Boris Beuret, jetzt Chef des Verbandes der Schweizer Milchproduzenten (SMP). Rund 1200 Landwirtschaftsbetriebe, mehrheitlich aus der Nordwestschweiz, die jährlich insgesamt rund 250 Millionen Liter Milch produzieren, gehören der 1905 gegründeten Genossenschaft an. Ihre Mission: die Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten und die Agrarpolitik zugunsten einer nachhaltigen Milchproduktion mit fairen Produzentenpreisen voranzutreiben.
National vernetzt
«Die Miba ist in allen wichtigen Gremien der Schweiz, in denen es um Milch geht, vertreten», sagt Claudio von Felten, seit drei Monaten Chief Customer Officer (CCO) – auf gut Deutsch: Leiter Handel und Kundenbeziehungen – bei der Miba Genossenschaft. In Aesch betreibt die Miba die regionale Milchprodukte AG, welche Hotellerie oder auch Spitäler mit Milch, Butter, Mozzarella oder Raclettekäse beliefert. «Wir bedienen mehrere hundert Kundinnen und Kunden mit regionalen Produkten», so von Felten.
Das dritte Standbein ist eine Käserei, welche die Miba seit 2017 bei Le Noirmont, mit Unterstützung von Bund und Kanton Jura, betreibt. Ihr angeschlossen ist eine Schaukäserei für Schulklassen und Interessierte. Von Felten, der selbst Bauernsohn ist und in Liestal lebt, ist die Begeisterung anzumerken, wenn er von Milch und Käse spricht. Ein Rundgang durch die kühle Lagerhalle gleicht einem Spaziergang durch das Schlaraffenland für Käsefreunde.
Sich den Trends anpassen
Auf die Frage an von Felten, ob der Miba der Trend zu veganen Produkten zu schaffen mache, sagt er: «Tatsächlich ist das ein Thema. Wenn man in einen Lebensmittelgeschäft einkaufen geht, ist es offensichtlich, dass man nicht darum herum kommt.» Von Felten, der 20 Jahre am Hauptsitz von Coop als Verantwortlicher für Käseprodukte gearbeitet hat, hat diese Entwicklung von Anfang an beobachtet: «Wir hatten vieles ausprobiert, etwa mit veganem Käse aus Cashewnüssen.»
Die Miba muss den Spagat schaffen, einerseits die wirtschaftliche Sicherheit für ihre Landwirte zu gewähren und andererseits der Entwicklung hin zu veganen Produkten Rechnung zu tragen. Von Felten weist aber auch auf die Widersprüche in der Debatte hin, die seiner Meinung nach vorherrschen: «Viel wird über die Kühe geredet, die Methan ausstossen und damit das Klima schädigen. Dass hinter Produkten wie Cashewnüssen hingegen schwierige Arbeitsbedingungen stecken, wird dann weniger erwähnt.»