Mehr als nur der Sohn von …
Der Aescher Jan Kirchmayr ist seit zwei Wochen Co-Präsident der Juso Baselland. Trotz prominenter Eltern möchte er nicht nur als Sohn wahrgenommen werden.
Tobias Gfeller
In der Bäckerei Kübler an der Hauptstrasse trinkt Jan Kirchmayr gemütlich seinen Café crème. Die Lokalität hat er nicht zufällig ausgewählt. «Die erst kürzlich renovierte Bäckerei steht für mich sinnbildlich für die Aufwertung der Hauptstrasse und des Dorfzentrums Aesch.» Einzig die geringe Möglichkeit, auch draussen sitzen zu können, bemängelt der 20-Jährige. Daher wünscht er sich langfristig ein verkehrsberuhigtes Zentrum, das analog dem Beispiel Arlesheim noch mehr zum Verweilen einlädt. «Ich möchte keineswegs das Alte schlechtreden, aber mir würde es gefallen, wenn hier noch mehr Neues entstünde.»
Kirchmayr will nicht nur Provokateur sein
Jan Kirchmayr wuchs in Aesch auf, ging hier zur Schule und setzt sich auch aktiv in der Lokalpolitik ein. Unter anderem engagiert er sich für mehr bezahlbaren Wohnraum für Junge. «Es ist ein Fakt, dass aus Aesch viele Junge nach Basel ziehen, da sie sich hier das Wohnen nicht leisten können.» Vom Gemeinderat wünscht er sich dahingehend noch mehr Einsatz. «Die Durchmischung von Jung und Alt ist wichtig für Aesch.»
Sein Politikinteresse reicht aber über die Gemeindegrenzen hinaus. Seit eineinhalb Jahren ist er im Vorstand der Juso Baselland aktiv, seit zwei Wochen präsidiert er diesen zusammen mit Samira Marti. Kirchmayr freut sich über die wachsende Basis der kantonalen Juso. Dass Jungpolitiker auch mal zum Stilmittel der Provokation greifen, findet er normal. «Ich werde selber aber nicht so provokativ auftreten wie andere. Mir ist wichtig, dass man die Juso als Partei wahrnimmt, die auch sachpolitisch sehr aktiv ist.» Doch auf der Online-Plattform Twitter lässt auch er gerne mal einen bissigen Kommentar fallen.
Meinungsverschiedenheiten am Esstisch
Jan Kirchmayr ist politisch vorbelastet. Sein Vater Klaus Kirchmayr ist Fraktionspräsident der Grünen im Landrat, seine Mutter Christine Koch ist Landrätin und Co-Präsidentin der SP Aesch-Pfeffingen. «Natürlich hatten meine Eltern einen grossen Einfluss darauf, dass ich mich politisch engagiere. Doch nicht nur», stellt er klar. Das würden seine beiden Brüder beweisen, die beide nicht politisch aktiv sind. Am Esstisch wird zu Hause natürlich viel über Politik gesprochen. Er könne sich jeweils das Lesen der Landratsprotokolle sparen. Doch stete Vergleiche mit seinen Eltern mag er nicht. «Manchmal nervt es mich aber schon, wenn ich zu stark auf den Sohn meines Vaters reduziert werde.» Denn einfach Nachplappern, das gibts im Hause Kirchmayr nicht. So unterstützte Vater Klaus das Baselbieter Entlastungspaket, Sohn Jan ging dagegen auf die Strasse.
Zivildienst in der Primarschule
Obwohl politisch sehr engagiert, gibt es im Leben des Jan Kirchmayr noch anderes. Er bezeichnet sich selbst als «Hobbypianisten» und macht in der SLRG Birseck den Rettungsschwimmer. Doch manchmal seien die Tage und die Wochen für ihn tatsächlich zu kurz. Beruflich arbeitet er aktuell als Zivildienstleistender an der Primarschule Reinach. Er unterstützt als Assistent die Lehrpersonen in der integrativen Schule, in Klein- und Einführungsklassen. Diese Arbeit gebe ihm sehr viel. «Ich sehe, wie wichtig diese integrativen Massnahmen sind und wohin sie führen können.» Auch bekomme er dadurch tiefe Einblicke in das Bildungssystem. Ganz abstellen kann er den Politiker halt nur selten.