Markus Lenherr gegen den Willen der CVP zurück im Gemeinderat

Im März wurde Markus Lenherr aus dem Gemeinderat abgewählt, nun gibt er als Erstnachrückender sein politisches Comeback. Er durchkreuzt damit die Pläne des Vorstands, der auf einen Neustart mit Heidi Häring hoffte.

Löst er eine parteiinterne Zerreissprobe aus? Markus Lenherr nimmt sein formelles Recht wahr, als Erstnachrückender für den abtretenden Parteikollegen Ivo Eberle wieder im Aescher Gemeinderat Einsitz zu nehmen.  Foto: Thomas Kramer
Löst er eine parteiinterne Zerreissprobe aus? Markus Lenherr nimmt sein formelles Recht wahr, als Erstnachrückender für den abtretenden Parteikollegen Ivo Eberle wieder im Aescher Gemeinderat Einsitz zu nehmen. Foto: Thomas Kramer

Thomas Kramer

Jetzt heisst es Abschied nehmen und loslassen, damit in meinem Leben wieder Platz für Neues entsteht.» So äusserte sich Markus Lenherr im «Wochenblatt», vier Tage nach seiner unerwarteten Abwahl als Aescher Gemeinderat im letzten März. Jetzt, ein halbes Jahr später, meldet sich der alt CVP-Gemeinderat wieder zurück auf der Aescher Politbühne. Als erster Nachrückender auf der Liste der CVP erbt Lenherr den frei werdenden Sitz von Ivo Eberle, der auf Ende Jahr aus «persönlichen Gründen» aus der Aescher Exekutive ausscheiden wird. Am Montagabend informierte Lenherr die CVP-Parteileitung, seit Dienstag ist auch der Gesamtgemeinderat orientiert.

«Eine Herzensangelegenheit»
«Der Gemeinderat ist für mich eine Herzensangelegenheit», begründet er sein politisches Comeback gegenüber dem «Wochenblatt». «Ich bin ein Mensch, der in der Gegenwart lebt – und als solcher bin ich weiterhin motiviert, mich im Gemeinderat für Aesch einzusetzen.» Ebenfalls ausschlaggebend für seine Rückkehr nennt Lenherr die Aescher Verwaltungsreform. «Diese ist abgeschlossen und greift jetzt. Damit habe ich die Sicherheit, dass ich als Gemeinderat die anstehenden Sachgeschäfte vertieft anpacken und Lösungen für die Bedürfnisse aus der Bevölkerung mit der Verwaltung ausarbeiten kann.» Naheliegend wäre, dass er von Eberle das Departement Hochbau übernehmen wird. «Als Betriebswirt und Umwelt-Ingenieur mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit wäre mir dieses Departement auf den Leib geschneidert», so Lenherr.

Vorstand: «Lenherr hat CVP geschadet»
Ende gut, alles gut? Für Markus Lenherr mag das so stimmen. Aber nicht für seine Partei, die CVP. Denn Lenherr handelt ganz bewusst gegen den Willen des Vorstands. «Wir erklärten ihm bereits am 6. September, dass wir mit seinem allfälligen Nachrücken nicht einverstanden wären», sagt Armin Hauser, CVP-Vizepräsident und Kommunikationsverantwortlicher, gegenüber dem «Wochenblatt». Nach dem Wahldebakel im ersten Halbjahr – die CVP verlor im März je einen Sitz im Gemeinderat und in der Gemeindekommission, im Mai ging ein Sitz im Schulrat verlustig —, hätte der Vorstand nur allzu gern mit einem neuen Gesicht im Gemeinderat einen resoluten Neustart machen wollen – atmosphärisch und personell.

Mit Heidi Häring – sie ist hinter Lenherr die zweite Nachrückende – wäre auch eine potenzielle Gemeinderätin bereitgestanden, die von der Parteileitung getragen worden wäre. Häring sei teamfähig, kooperativ und bereit, wenn nötig auch Kompromisse einzugehen. Eigenschaften, die der Vorstand beim «Alpha-Tier Markus Lenherr» vermissen würde, aber in einer Situation, wo sich der zuletzt zerstrittene Gemeinderat zusammenraufen will, entscheidend seien. Armin Hauser sagt sehr deutlich: «Markus Lenherr hat der Partei im letzten Jahr geschadet.» Er verweist auf Lenherrs harte Haltung im emotional geführten Heckenstreit sowie die (verfrühte) Aussage im «Wochenblatt», er wolle Marianne Hollinger das Gemeindepräsidium streitig machen. 

Auch missfällt dem Vorstand die Nähe Lenherrs zum SP-Gemeinderat Paul Svoboda – neben Marianne Hollinger die dritte starke Persönlichkeit im Gemeinderat. Und schliesslich hätte der Vorstand mit einem Nachrücken von Heidi Häring noch so gerne einen Schlussstrich unter eine hässig geführte und am Ende verlorene Präsidiumswahl gezogen, in der sich die CVP offiziell auf die Seite der SP-Kandidatin Silvia Büeler schlug. 

Aus all diesen Gründen fürchtet die Parteileitung, dass die Rückkehr von Markus Lenherr der CVP Stimmen kosten wird – und weitere Sympathien. So ist als prominentestes Beispiel alt Gemeindepräsident Cyrill Thummel diesen Sommer nach rund 50 Jahren Mitgliedschaft aus der CVP Aesch ausgetreten.

Lenherr: «Fühle mich getragen»
Markus Lenherr bedauert, dass der Vorstand sich öffentlich in dieser Heftigkeit gegen ihn ausspricht. «Man sucht in dieser Situation offensichtlich einen Schuldigen», sagt Lenherr. Als «Verhinderer» eines Neubeginns möchte sich Markus Lenherr aber keinesfalls verstanden wissen und betont, dass ihn die Vergangenheit nicht mehr interessiere. Auch für ihn persönlich sei die Rückkehr in den Gemeinderat ein Neustart: «Ich komme in ein neues Team mit zum Teil neuen Gesichtern und neuen Ideen.» Schliesslich verweist er nochmals auf sein Abstimmungsergebnis im März: «Als Erstnachrückender bin ich für dieses Amt legitimiert, darüber hinaus fühle ich mich von meinen Wählern weiterhin getragen.» 

Schliesslich betont er, dass das Tuch zwischen ihm und dem Vorstand trotz dieses Angriffs auf seine Person nicht zerschnitten ist und dass er als überzeugtes CVP-Mitglied Einsitz im Gemeinderat nehmen wird.
Gleichzeitig weiss er aber auch, dass er mit seinem Entscheid über die Köpfe der Parteileitung hinweg innerhalb der CVP Aesch eine schwere Zerreissprobe auslösen könnte, die im äussersten Fall mit einem freiwilligen Parteiaustritt Lenherrs oder gar einem erzwungenen Parteiausschluss enden könnte. Vorerst gibt er sich zuversichtlich: «Wir werden über Gemeinsamkeiten sprechen müssen. Es liegt im Gesamtinteresse!»

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