Marianne Hollinger mit deutlichem Resultat im Amt bestätigt
Der Angriff gegen die von SP, CVP und SVP als «Dorfkönigin» dargestellte Marianne Hollinger ist ins Leere gelaufen. Sie wurde deutlich als Gemeindepräsidentin bestätigt.
Mit 62 Prozent der Stimmen wurde die FDP-Politikerin Marianne Hollinger für eine dritte Amtszeit als Gemeindepräsidentin von Aesch wiedergewählt. Für die gegnerische Wahlallianz aus SP, CVP und SVP war dies eine herbe Niederlage, die sich bis in die Schulratswahlen fortsetzte. Hollingers Widersacherin, SP-Gemeinderätin Silvia Büeler, erhielt 35 Prozent der Stimmen. Sie war auch von den Parteipräsidenten der CVP und SVP unter dem Motto «frischer Wind für Aesch» tatkräftig unterstützt worden. Doch wie umstritten diese Koalition innerhalb der beteiligten Parteien war, zeigte sich auch im Wahlergebnis.
Nach dem Ende der hitzigen Wahlschlacht hoffen die Kontrahenten nun, dass Ruhe einkehrt und ein Schlussstrich unter diese unrühmliche Episode der Aescher Dorfgeschichte gezogen werden kann. «Jetzt haben wir das Resultat und eine neue Situation, aber wir haben auch den guten Ruf in Aesch beschädigt», sagte Hollinger in ihrem Schlusswort an der Gemeindeversammlung vom Dienstagabend. Und weiter: «‹Aesch bigott› steht als Credo für eine lebensfrohe Gemeinde – und diesem Credo müssen wir schnell wieder nachleben. Wir sollten es einander leicht machen und das Wohl der Gemeinde ins Zentrum stellen. Wenn alle das wollen, werden wir das schaffen.»
Aussöhnung statt Rücktritte
Bei der kurzen Gemeinderatsitzung vor der Gemeindeversammlung waren die Mitglieder bemüht, nach den hitzigen Monaten Spannungen abzubauen und den guten Ton zu finden. Von Rücktritten, wie sie teils gefordert oder auch in den Raum gestellt wurden, war nicht die Rede. SP-Gemeinderat Paul Svoboda, der bei den Wahlen im Frühling das drittbeste Resultat hinter Hollinger und deren Parteikollegen Bruno Theiler erzielte, wolle seine Wähler nicht im Strich lassen.
Beim sonntäglichen Nachwahlfest der unterlegenen Silvia Büeler und deren Supportern schwankte die Stimmung zwischen Konsternation und einem «Jetzt erst recht»-Gefühl. «Ich verstehe die Bevölkerung ein Stück weit schon. Sie möchte auf Bewährtes setzen», sagte Büeler, die sich enttäuscht zeigte, dass die Probleme, die hinter dem geforderten Führungswechsel stünden, der Bevölkerung nicht genügend klar gemacht werden konnten. Nachdem so viel Geschirr zerschlagen wurde, müsse man nun einen Weg zur Zusammenarbeit finden, sagte Büeler und fordert mehr Respekt vom Präsidium.
Hollinger selbst hofft, dass man sich nach dem klaren Wahlresultat nun wieder der Sachpolitik zuwendet. Nach einer für sie schwierigen Zeit nehme sie jetzt voller Elan eine dritte Amtszeit in Angriff. Weil sie sich 2016 wohl nicht zur Wiederwahl stellen wird, ist der Wahldruck bei ihr nun weg. «Der Wahlkampf und die Machtkämpfe ums Präsidium, die uns in der letzten Zeit geplagt haben, sind nun vorbei», sagte Hollinger. «Ich fühle mich sehr erleichtert vor allem durch die Deutlichkeit des Resultats. Es ist auch ein Sieg von Respekt und Anstand. Vernünftig soll die Politik in den nächsten vier Jahren sein.»
Nach der Wahlschlacht die Arbeit
Nun warten für den Gemeinderat viele Aufgaben. In der kommenden Amtsperiode möchte Hollinger die Einkaufssituation im Dorfkern verbessern. Verdichtetes Bauen, Firmenansiedlung in Aesch Nord, familienexterne Kinderbetreuung, Alterspolitik, Sportinfrastruktur und der Durchstich beim H18-Anschluss, der bis 2016 realisiert sein soll, sind dazu die Stichworte.
Nachwehen und Verabschiedungen
Der zu Ende gegangene Wahlkampf blieb natürlich an der Aescher Gemeindeversammlung, die am Dienstagabend nur gerade zwei Tage nach der Präsidiumswahl über die Bühne ging, nicht unthematisiert. Immerhin: Die Kontrahenten auf dem Podium zeigten sich versöhnlich und auch kritische Stimmen aus dem Plenum hielten sich entsprechend in Grenzen.
Zu Nachwehen kam es allerdings bei der Wahl zur Rechnungsprüfungskommission, wo es neben vier bisherigen Mitgliedern ein neues zu ernennen galt. Die SP bezeichnete den von der FDP vorgeschlagenen Ortsparteipräsidenten Cristian Manganiello als unwählbar – wegen seiner Anzeige gegen die Geschäftsprüfungskommission im Zuge der präsidialen Wahlschlacht. Stattdessen schlugen die Sozialdemokraten den parteilosen Christian Hidber vor. Ohne Erfolg. Der FDP-Vertreter obsiegte – wenn auch mit 112 gegen 108 Stimmen äusserst knapp. Auch der unsägliche Heckenstreit wurde noch einmal zum Thema gemacht. Zwei Anträge aus der Bevölkerung wurden gestellt, um den Zwang des Heckenschneidens auf ein gesundes Mass zu reduzieren.
Warmer Applaus für Markus Lenherr
Ansonsten ging es aber um Verabschiedungen, einen Neuanfang und Sachpolitik. Der aus dem Gemeinderat abgewählte CVP-Vertreter Markus Lenherr wurde nach sechs Jahren im Amt mit einem warmen Applaus verabschiedet. Er breche auf, um sich mehr seiner Familie widmen zu können, die unter der Schlammschlacht gelitten habe. Er hoffe, dass so etwas in Aesch nie wieder geschehe. Nach 16 Jahren als Bürgerratspräsident wurde auch Peter Meyer verabschiedet. Zu seiner Ehre wird beim Löhrenacker eine Boulebahn installiert.