Landwirte signalisieren nach wie vor Widerstand
Der Basellandschaftliche Kantonal-Schwingerverband setzt sich für die Austragung des «Eidgenössischen» 2022 auf dem Areal Aesch-Nord ein. Momentan läuft eine Machbarkeitsstudie.
Urs Lanz, Präsident des Baselbieter Kantonal-Schwingerverbandes (BLKSV), hat einen Plan. Er und seine Mitstreiter vom BLKSV wollen das «Eidgenössische» 2022 auf Baselbieter Boden, genauer auf dem Areal Aesch Nord zwischen Aesch und Reinach, ausrichten. Gemäss Turnus soll die grösste wiederkehrende Sportveranstaltung der Schweiz im Jahr 2022 nämlich in der Nordwestschweiz stattfinden. Innerhalb der Nordwestschweizer Sektion ist es wiederum der Baselbieter Verband, der dieses Mal an der Reihe wäre. 1895 erstmals durchgeführt, fand das «Eidgenössische» in seiner 120-jährigen Geschichte noch nie im Baselbiet statt – ganz im Gegensatz zum Stadtkanton, der in der Vergangenheit schon dreimal Gastgeber war.
Einmalige Chance jetzt nutzen
Für Lanz und seine Mitstreiter ist also klar: «Wir möchten diese einmalige Chance nutzen. Die nächste Gelegenheit ergäbe sich erst wieder im Jahr 2067.» Der Schwingerverband hat in den vergangenen Monaten mehrere Standorte im Baselbiet evaluiert und kam zum Schluss, dass einzig die besagte Ebene infrage kommt. «Der Standort ist sowohl hinsichtlich der öV-Verbindungen wie auch des Individualverkehrs gut erschlossen und bietet zudem eine geeignete Fläche», sagt Lanz. Momentan läuft eine Machbarkeitsstudie, in deren Rahmen der BLKSV mit Vertretern aus Politik, Landwirtschaft und Naturschutzverbänden Gespräche führt. Lanz betont die Vorteile, welche die Grossveranstaltung für die Region mit sich brächte: «Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest würde Aesch und dem Kanton zu schweizweiter Ausstrahlung verhelfen. Zudem könnte das lokale Gewerbe beim Aufbau der Arena mitwirken sowie seine Produkte und Dienstleistungen einem grossen Festpublikum anbieten.»
«Es geht ums Prinzip»
Doch bereits jetzt signalisieren verschiedene Beteiligte Widerstand gegen das Grossprojekt. Namentlich die Bauern befürchten, dass ihnen durch die intensive Beanspruchung des Bodens Ertragsausfälle drohen. Hinzu kommt der Umstand, dass das Areal eine Vielzahl von seltenen Pflanzen und Tieren beherbergt und die Landwirte in den vergangenen Jahren viel Arbeit und Geld in die Erhaltung dieses ökologisch wertvollen Gebietes investiert haben.
Einer, der sich vehement gegen die Austragung des Schwingfestes auf seinem Boden wehrt, ist Landwirt Christian Schürch vom Neuhof in Reinach: «Das Projekt ist einfach zu überdimensioniert und es gibt zu viele Unklarheiten.» Schürch bestätigt, dass Ende Mai Gespräche zwischen dem BLKSV und den betroffenen Landwirten stattgefunden hätten. Doch der Reinacher Bauer liess sich nicht von seiner Überzeugung abbringen: «Ich habe meine Meinung nicht geändert. Die Gespräche haben nicht viel Neues ergeben. Ich habe meinen Entscheid Herrn Lanz Anfang Woche schriftlich mitgeteilt.» Auch von den Entschädigungszahlungen, die die Organisatoren des «Eidgenössischen» den Bauern für ihre Ertragsausfälle leisten wollen, hält Schürch nichts: «Für mich geht es nicht ums Geld, sondern ums Prinzip.» Schürch lässt zudem durchblicken, dass sich auch die anderen Bauern auf dem Areal in dieser Frage einig seien: Das Schwingfest gehört nicht nach Aesch Nord.
Stimme der Bauern ist gewichtig
Das letzte Wort in der Angelegenheit hätte allerdings die Einwohnergemeinde Basel-Stadt. Ihr gehört der grösste Teil des Bodens in Aesch Nord. Die Vertretung der Grundeigentümerin nimmt Immobilien Basel-Stadt wahr. Deren Mediensprecherin Barbara Neidhart sagt auf Anfrage: «Der Entscheid wird bei uns getroffen. Jedoch haben die Pächter, sprich die Bauern, ein gewichtiges Wort mitzureden. Wir haben jedoch noch keine offizielle Anfrage erhalten und können darum in dieser Angelegenheit noch keine Auskunft geben.» Will also heissen: Wenn sich ein Teil der Bauern gegen das Projekt ausspricht, wird es 2022 wohl kein «Eidgenössisches» in Aesch Nord geben. BLKSV-Präsident Urs Lanz bleibt jedoch optimistisch: «Wir werden alles daransetzen, dass es klappt. Ich bin überzeugt, dass es eine Lösung gibt, die für alle tragbar ist.»