Knatsch um Leinenpflicht am Aescher Birsufer
Zum Schutz der Tiere hat der Aescher Gemeinderat die Leinenpflicht für Hunde dieses Jahr auf das Birsufer erweitert. Das passt nicht allen – Gegner haben eine Petition lanciert.
In den meisten Gemeinden gilt sie während der Brut- und Setzzeit vom 1. April bis zum 31. Juli im Wald und an Waldrändern: die Leinenpflicht für Hunde. In Aesch wurde sie dieses Jahr ausgeweitet. Neu müssen Hunde während dieser Zeit auch am Birsufer angeleint sein. Die Änderung gehe auf die Gemeindeversammlung vom Dezember 2021 zurück, an der ein Stimmbürger einen entsprechenden Antrag gestellt habe, erklärt Stephan Hohl, Gemeinderat Ressort Sicherheit.
Da die Leinenpflicht die Verordnung und nicht das Reglement selber betrifft, fällt sie aber in die Kompetenz des Gemeinderats, nicht der Gemeindeversammlung. «Der Gemeinderat hat das Anliegen sehr sorgfältig geprüft», so Hohl. Grund für die Entscheidung sei einerseits der Schutz der Fauna am Birsufer gewesen: Enten, Graureiher, Eisvögel, Ringelnattern oder Biber sind nur einige Beispiele, die der Gemeinderat nennt. Aber auch die nicht offensichtlichen Grenzen der Waldzonen spielten eine Rolle: denn einige Abschnitte des Birsufers befinden sich in der Waldzone, was nicht allen Spaziergängern bewusst sei. An diesen Stellen gilt die Leinenpflicht schon seit jeher.
Petition läuft noch drei Wochen
Im Juni 2022 wurde die Verordnung des Hundereglements entsprechend angepasst – analog zu anderen Gemeinden entlang der Birs, so Hohl. Da die Änderung in die Brut- und Setzzeit fiel, wurde sie erst auf dieses Jahr signalisiert. Dieselbe Regel gilt etwa in Münchenstein, wo das gesamte Birsufer als Waldzone gilt. Das hat kontroverse Diskussionen ausgelöst: In den sozialen Medien oder in Leserbriefen beschweren sich Hundehalterinnen und -halter seit Wochen über die neue Regelung. Eine Reinacherin, die täglich mit ihrem Hund an der Birs in Aesch unterwegs ist, hat nun sogar eine Petition gestartet. «Die Leinenpflicht, die von Aesch erlassen worden ist, ist für alle Hundehalter sehr unangenehm», sagt sie auf Anfrage.
Freilauf sei wichtig für Hunde – seien sie immer an der Leine, würden sie aggressiv, seien nicht richtig sozialisiert und entwickelten Probleme, befürchtet die Hundehalterin. «Am Birsufer hatte man die Möglichkeit, der Leinenpflicht zu entkommen, die Hunde frei laufen zu lassen, und an heissen Tagen konnten sie sich im Wasser abkühlen.» Auf der Aescher Seite der Birs gebe es ausserdem Industrie, aber kein Wild, sagt sie.
Sie verstehe nicht, weshalb die Gemeinde nicht das Gespräch mit Hundehaltern gesucht habe, um die genauen Umstände allenfalls vor Ort zu besprechen. «Mit der Petition erhoffen wir uns ein Gespräch und eine einvernehmliche Lösung, im besten Fall die Abschaffung der Leinenpflicht.» Innert weniger Tage konnte die Petition, Stand Freitag, 229 Unterstützer vereinen – ihr Ziel waren 200. Sie läuft noch bis Ende Mai.
Erst wird Beschwerdeverfahren abgewartet
Stephan Hohl verweist darauf, dass die Petition der Gemeinde noch nicht übergeben wurde. Deshalb äussert er sich auch nicht zu den Argumenten. «Die Leinenpflicht an der Birs wird verständlicherweise kontrovers diskutiert. Es gibt Befürworter und Gegner», sagt er – die vier Monate pro Jahr, während derer sie gilt, seien aber verhältnismässig. Bisher habe man wegen der neuen Regel schon einzelne Bussen aussprechen müssen.
Zurzeit laufe ein Beschwerdeverfahren gegen die Leinenpflicht vor dem Regierungsrat, berichtet Hohl weiter. «Der Gemeinderat wird in einem ersten Schritt den Ausgang dieses Verfahrens abwarten.» Wann dies geschehe, wisse man nicht. Hohl: «Sollte eine Petition eingereicht werden, wird der Gemeinderat sicherlich in einem weiteren Schritt darauf antworten.»