Kluser Königreich für Lamas

Seit 18 Jahren prägen die Lamas die Landschaft und sorgen bei Gross und Klein für Glücksmomente. Sie veränderten auch das Leben ihrer Besitzerin Daniela Tschaggelar.

Feiner Umgang: Daniela Tschaggelar mit dem 7-jährigen Lamawallach Kalim. Foto: Bea Asper
Feiner Umgang: Daniela Tschaggelar mit dem 7-jährigen Lamawallach Kalim. Foto: Bea Asper

Als Weidetiere sorgen die Lamas für Grünflächen in der Landwirtschaft und leisten ihren Beitrag zur Biodiversität. Mit ihrer liebenswürdigen Art erfüllen sie zudem in der tiergestützten Therapie wertvolle Dienste. Soziale Institutionen, die psychiatrischen Dienste und Altersheime verlassen sich auf die individuellen Angebote des Hofes Obere Klus. Beim Streicheln, Füttern oder Spazierenführen der Lamas tauchen die Menschen in die Welt ein, in der die Gefühle das Sagen haben. Die eindrücklichen Begegnungen und die nonverbale Kommunikation bewirken mehr als tausend Worte. Glücksmomente ermöglichen die Lamas auch Kindern mit besonderen Bedürfnissen. «Die Lamas begegnen den Kindern unvoreingenommen und achtsam und machen ihnen Mut. Auf spielerische Art wird die Vertrauensbildung gefördert», erklärt Betriebsleiterin Daniela Tschaggelar im Gespräch mit dem Wochenblatt. «Durch die natürliche Interaktion können beim Kind neue Ressourcen freigesetzt werden.»

Tschaggelar hat ihren Betrieb im Lauf der Zeit optimiert und ihre Programme geöffnet. Es gibt diverse Angebote für Gruppenausflüge mit Lama-Trekking und gemütlichem Beisammensein. An Geburtstagsfesten und in Lagerwochen dürfen Kinder mit den Lamas einen Hindernisparcours bewältigen. Neu bietet Tschaggelar an ausgewählten Daten auch Ausflüge für die ganze Familie an mit einer kleinen Lama-Wanderung und einem Picknick. Die Anmeldungen für den 17. September laufen bereits jetzt.

Vollblutlandwirtin mit Vorzeigebetrieb

Lamas sind wie geschaffen für Ausflüge mit dem Menschen. Sie werden in ihrer ursprünglichen Heimat, in Südamerika, nicht nur für ihre Wolle gezüchtet, sondern auch als Lasttiere eingesetzt. Lamas sind stolze Tiere, sanftmütig und begegnen den Menschen respektvoll.

Tschaggelar hatte die Vorzüge der Lamas vor 20 Jahren in ihrem Urlaub in Österreich kennen gelernt und wusste sogleich, diese Tiere sollen in Zukunft in ihrem Leben eine wichtige Rolle spielen. Sie fokussierte sich nicht mehr ausschliesslich auf ihre Massagepraxis, sondern absolvierte Ausbildungen in der tiergestützten Therapie und holte vier Lamas aus dem Südtirol nach Aesch.

Tschaggelar hatte sich viel vorgenommen. In ihrer Wohnung gab es freilich keinen Platz für die 120 Kilogramm schweren Tiere mit Bewegungsbedarf. Es gelang ihr aber, bei einem Landbesitzer mit einem ehemaligen Gewächshaus für die Exoten eine Stallanlage einzurichten. Mit viel Hingabe stürzte sie sich in die Welt der Lamas. Mit ihnen zusammen fand sie 2011 ihre neue Heimat auf dem Hof Obere Klus und feierte später Zuchterfolge. Im Wettbewerb mit anderen Lamazüchtern gewann sie gar die Europameisterschaft.

Das Schicksal wollte es, dass aus der ehemaligen Biologielaborantin eine Vollblutlandwirtin wurde. Heute ist Tschaggelar stolze Eigentümerin und Chefin des 36 Hektaren grossen Landwirtschaftsbetriebes in der Klus und führt hier einen Vorzeigebetrieb. «Natürlich war der Anfang nicht ganz einfach in der männergeprägten Landwirtschaft, aber mittlerweile haben sich alle daran gewöhnt», meint Tschaggelar. «Als Kind, aufgewachsen in einer Stadtwohnung, träumte ich von einem Leben auf dem Bauernhof, heute lebe ich diesen Traum mit Herzblut.»

Artgerechtes Leben für Kuh und Rind

Die 32 Mutterkühe, die ebenfalls auf dem Hof leben, geniessen ganzjährige Freilaufhaltung mit grasbasierter Fütterung. Während die Lamas selbst am Ende ihres Lebens für den Verzehr nicht infrage kommen, hat sich Tschaggelar entschlossen, mit Natura-Beef einen Beitrag zur Lebensmittelproduktion zu leisten. Bei der Vermarktung des Rindfleisches setzt sie auf den Direktverkauf. Dabei freut sie sich, dass der Gasthof Mühle nicht nur Interesse an den Edelteilen hat, sondern dafür sorgt, dass das Fleisch des gesamten Tieres verwendet wird. Auch der Predigerhof in Reinach setze neu auf ihr Fleisch, so Tschaggelar. Die Landwirtin ist zuversichtlich, dass sich Nischenmärkte in der Schweizer Landwirtschaft zunehmend durchsetzen werden.

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