Kinderträume auf Schienen
Wie aus einfachsten Mitteln und viel Kreativität ganze Welten zum Leben erweckt werden können, zeigte die Ausstellung des Vereins Modelleisenbahn Sekundarschule Aesch.
Lukas Hausendorf
Nach der Bahnhofsausfahrt rauscht der TGV in die Wüste, vorbei am Pharaonengrab und schon geht es in die Alpen. Unmöglich, ausser der Zug fährt auf den Gleisen des Vereins Modelleisenbahn Sekundarschule Aesch, wo alle 120 Zentimeter eine Welt zu Ende geht und eine neue beginnt.
An der jährlichen Ausstellung des MSA in der Aula der Sekundarschule liessen sich am vergangenen Wochenende wieder zahlreiche Modellbauer, Kinder und deren Eltern und Grosseltern von liebevoll gestalteten Modulen und Zügen verzaubern. Die fantasievoll gebastelten Landschaften stammen alle aus Kinderhand. Der MSA ist nämlich ein Modellbahnclub für Kinder, der 2004 aus einem Freifach der Sekundarschule hervorgegangen ist, das 1991 vom Werklehrer Armin Reichmuth bis zu dessen Pensionierung 2003 betreut wurde. Unter fachkundiger Anleitung lernen Kinder, aus einfachsten Mitteln ihre Umwelt in Miniatur abzubilden.
Aus Holz werden Zugwaggons geformt, Sägespäne werden grün eingefärbt zur Wiese und aus Draht und Küchenschnur entstehen Bäume. Dass man auf günstige Baumaterialien setzt, ist auch den bescheidenen finanziellen Möglichkeiten des Vereins geschuldet. «Wir haben sehr tiefe Mitgliederbeiträge», erklärt MSA Vizepräsident Michel Müller. Darüber hinaus sei man auf Geld- und Materialspenden angewiesen. Das knappe Budget wird durch die kreative Verwertung von Alltagsgütern aber problemlos wettgemacht.
Vom Resultat ist auch Gemeindepräsidentin Marianne Hollinger beeindruckt. «Die Hingabe der Jungen ist faszinierend», sagt sie. Zudem fülle der MSA mit seinem Angebot eine wertvolle Lücke. Wo sonst können Kinder im handwerklich kreativen Bereich so viel machen.
Recycling als Kunstform
Dass die Möglichkeiten auch ohne hyperreale Nachbildungen aus dem Modellbaufachhandel praktisch grenzenlos sind, beweist auch die Recyclingbahn des Aargauers Bruno Schwender, die an der Ausstellung des MSA zu Gast war. «Ein schmales Budget weckt die besten schöpferischen Kräfte», sagt er. Der begeisterte Bastler hat den Nullbudget-Modellbau vor fünfzehn Jahren zum Selbstzweck erhoben und aus der Not eine Tugend gemacht. Kaffeesatz wird zu Erde, die Nachbildung der Seetalbahn von Stadler Rail entstand aus einer Plastikbürokiste. Für die gelungene Nachbildung hat ihm Stadler-Boss Peter Spuhler sogar persönlich gratuliert und eine Werksbesichtigung offeriert.