Jugendliche im Jugi werden jünger – aber keinesfalls weniger
Das Jugendhaus «phönix» ändert aufgrund veränderten Besucherverhaltens seine Öffnungszeiten. Auch nach über zehn Jahren ist der Treffpunkt bei den Jugendlichen beliebt.
Tobias Gfeller
Am Samstag zieht es die Aescher Jugendlichen vermehrt in Richtung Stadt oder sind in Vereinen aktiv. Dies spürt auch das Jugendhaus phönix. «In den vergangenen zwei Jahren merkten wir, dass der Samstag vor allem im Sommer sowohl nachmittags wie auch am Abend schlechter läuft als vorher», sagt Jugendhaus-Leiterin Barbara Lüthi. Deshalb wird von Oktober bis Ende April das Jugendhaus samstags neu nur noch am Abend geöffnet sein, von Mai bis Ende September sogar nur noch an einem statt wie bisher an zwei Samstagen im Monat.
«Vermehrt soll es dann auch spezielle Themenabende geben», erklärt Lüthi. Als Beispiel nennt die phönix-Leiterin reine Mädchenevents. Noch immer sei das Jugendhaus eine Bubendomäne. «Es gibt Mädchen, die dürfen normalerweise nicht ins Jugi. Doch an diesen speziellen Abenden erlauben es ihnen die Eltern, ins phönix zu kommen.» Auch reine Bubenabende soll es in Zukunft vermehrt geben.
Bis zu vierzig Jugendliche
In der Geschichte des phönix sind dies die ersten Veränderungen bei den Öffnungszeiten. Nach über zehn Jahren sei es an der Zeit für eine Standortbestimmung gewesen. «Wir analysierten das Besucherverhalten und haben aufgrund der Zahlen die Öffnungszeiten geändert.» Neu ist auch, dass ab dem ersten März unter der Woche am Nachmittag immer um zwei Uhr geöffnet wird. «Die Jugendlichen konnten sich die unterschiedlichen Öffnungszeiten schlicht nicht merken», so Lüthi.
Ausnahme bleibt da der Donnerstag, wenn die Jugendarbeiter der Kirche das Jugi benutzen. Die Jugendlichen im Aescher Jugendhaus gleich neben der Sportanlage Löhrenacker wurden in den vergangenen Jahren immer jünger. «Das Freizeitverhalten hat sich dahingehend verändert, dass Jugendliche alles im jüngeren Alter machen als früher.» Das Mindestalter beträgt zwölf Jahre. Zu Beginn des phönix wurden noch mehr Discos organisiert, heute seien die Discos in der Stadt schon für Jugendliche zugänglich. Das Jugendhaus hat für Barbara Lüthi in den Jahren seine Berechtigung trotzdem nicht verloren. «An normalen Sonntagen kommen bis zu vierzig Jugendliche zu uns.» Neben den traditionellen Angeboten wie Billard, Tischtennis und dem «Töggelikasten» gibt es neu auch einen Musikraum, in dem die Jugendlichen ihren eigenen Sound kreieren und mit Instrumenten und Mikrofonen auf einen Computer aufnehmen können.
Beratung für Job und Leben
Jugendhäuser haben in gewissen Kreisen noch immer einen schlechten Ruf. Die Jugendlichen würden da nur herumhängen und kiffen, heisst es da vorwurfsvoll. Barbara Lüthi entgegnet diesen Vorurteilen mit Vehemenz: «Im und ums phönix gibt es klare Regeln, was den Alkohol- und Drogenkonsum betrifft. Diese werden auch eingehalten.» Es fänden auch immer wieder Beratungsgespräche über Probleme zu Hause, in der Schule oder mit Liebeskummer statt. Diese seien aber keinesfalls zwingend. «Wir sind Erwachsene, die da sind und ein offenes Ohr haben. Es liegt an den Jugendlichen, ob sie das Angebot in Anspruch nehmen.» Mit der Schule pflegt das phönix eine enge Zusammenarbeit. Zusätzlich bietet das Jugendhaus den «Jobtreff» an, wo Jugendliche bei Bewerbungen und sonstigen Arbeitsthemen Tipps und Hilfe erhalten.
Jugendliche gestalten aktiv mit
Barbara Lüthi hofft, dass das Angebot im Jugendhaus weiter nachgefragt wird. Dafür sorgt unter anderem eine Gruppe Jugendlicher, die in Form einer Betriebsgruppe aktiv an der Gestaltung des phönix mitwirkt. «Wir setzen die Rahmenbedingungen und die Jugendlichen kommen mit den verschiedensten Ideen zu uns oder sagen, was ihnen nicht gefällt.» So steige automatisch die Beliebtheit des Jugendhauses. «Wenn die Jugendlichen auf dem Schulhof oder im Internet die Werbetrommel rühren, wirkt dies um ein Vielfaches mehr, als wenn wir auf Facebook oder per SMS auf Anlässe hinweisen.»