In Pfeffingen herrscht Wahlkampf wider Willen

In Pfeffingen stellen sich nach der Demission von Lancelot Marx (CVP) vier Kandidaten für den frei gewordenen Sitz im Gemeinderat zur Verfügung. Eine spannende Ausgangslage.

Pfeffingen (Gemeindehaus): Eitel Sonnenschein und Spezialfall im Birseck. Politiker fassen sich hier mit Samthandschuhen an. Foto: Thomas Brunnschweiler
Pfeffingen (Gemeindehaus): Eitel Sonnenschein und Spezialfall im Birseck. Politiker fassen sich hier mit Samthandschuhen an. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Pfeffingen ist mit seinen rund 2200 Einwohnern und seinem tiefen Ausländeranteil von 12 Prozent im Birseck ein Spezialfall. Ist die Frage «Paradies Pfeffingen?» von Jean Jacques Welz rhetorisch gemeint oder gibt es ernsthafte Zweifel daran, dass die Gemeinde am Ausläufer der Blauenkette so etwas wie die Insel der Glückseligen ist? Wenn man die amtierenden Gemeinderäte und die vier neuen Kandidaten befragt, zeigt sich schnell, dass der politische Wohlfühlfaktor in Pfeffingen tatsächlich sehr hoch ist.

Harmonieorientiert

Die parteilose Maya Greuter ist seit 16 Jahren im Gemeinderat, zwei Amtsperioden davon als dossierfeste Präsidentin. Sie findet es positiv, dass sich vier Personen für den vakanten Sitz bewerben. «Hier in Pfeffingen ist es politisch ruhig. Es herrscht kein Gerangel und die Parteipolitik spielt keine Rolle», sagt sie. Die Sachpolitik stehe im Mittelpunkt, so Greuter, und manchmal vertrete sie auch linke Positionen.

Martin Kiefer von der FDP ist Vize-Präsident und findet den Aufmarsch an Kandidaten für Pfeffingen atypisch. Offenbar hat es eine solche Situation bisher noch nie gegeben. Er kann bestätigen, dass das politische Klima in der Gemeinde im Gegensatz zu anderen Gemeinden harmonisch ist. Ralf Klossner, Betriebschef der Kaserne in Liestal, sitzt seit 2010 für die CVP im Gemeinderat. «Hier ist das Parteibüchlein nicht wichtig», erklärt er, «und parteipolitische Querelen kommen bei uns nicht gut an.» Die Plakatschwemme bei den letzten Wahlen habe die Leute erschreckt. «Die Menschen, die hierherkommen, wollen ihre Ruhe.» Sven Stohler ist der Präsident der FDP-Sektion. Der Mediator und Sozialpädagoge sieht in der Zahl der Kandidaten ebenfalls kein Problem «Es hat etwas Positives, dass sich so viele Leute engagieren.» Dass die Teamarbeit im Gemeinderat gut funktioniert, zeigt sich im gemeinsamen Flyer der bisherigen Gemeinderäte.

Breite Kandidatenpalette

2010 war absehbar, dass heuer die SP und die SVP antreten würden. Mit dem Unternehmer André Rudolph kandidiert ein Vertreter der SVP, der im Dorf kein Unbekannter ist. Er kandidiert, um einen Einblick in die Politik auf Gemeindeebene zu erhalten. Sein Ziel ist ein Nationalratssitz. Mit seinem Know-how möchte er helfen, die Gemeindegeschäfte effizienter zu gestalten. «Das kollektive Denken muss stärker werden», sagt er, «um in kleinen Schritten etwas zu bewegen.» Er plädiert für die Selbstverantwortung der Bürger und einen grosszügigeren Umgang miteinander. SVP-Präsident Lehner sieht in Rudolph einen Organisator, der teamfähig sei und etwas bewegen könne.

Überraschender ist die Kandidatur von Jean Jacques Welz, Präsident der GLP. Er ist mit einem offenherzigen Flyer in den Wahlkampf eingestiegen und will sich gegen eine Schliessung der Post und des Dorfladens einsetzen sowie Ökologie und Ökonomie verbinden. Er macht sich ebenfalls stark für ein Energiespar-Forum.

Für das Amt stellt sich auch der parteilose Ruben Perren zur Verfügung, der seit vier Jahren in Pfeffingen wohnt. «Ich möchte den Einwohnerinnen und Einwohnern etwas zurückgeben, denn ich erlebe Pfeffingen als freundliche und angenehme Gemeinde», so Perren. Als Rechtsanwalt mit besonderem Schwerpunkt im Arbeits- und Sozialversicherungsrecht und in der KMU-Beratung hat Perren für das Amt wichtige Qualifikationen. «Es ist zentral, Entscheide sachgerecht zu treffen und nicht aufgrund parteipolitischer Erwägungen; eine solche Politik ist die grosse Chance einer kleinen Gemeinde.» Perren möchte, dass Pfeffingen ein attraktiver Wohnort bleibt.

Zwar nicht kämpferisch, aber doch dezidierter gibt sich Rolf Coray, der Kandidat der SP, der 2010 als Sprengkandidat einen Achtungserfolg erzielte. Der Universitätsdozent steht zu seiner sozialdemokratischen Herkunft und schreibt auch: «Ich ergreife Partei». Er wagt es, Kritik an Versäumnissen zu äussern und das «Gottesgnadentum» in Form intransparenter Absprachen zu hinterfragen. «Es muss sich etwas ändern, damit es bleibt, wie es ist», sagt Coray. Er widerspricht der Meinung, das Parteibuch sei nicht wichtig. «Man muss wissen, aus welchem Stall jemand kommt», so Coray. Er ist argumentativ wohl der profilierteste Kandidat. Ob das für seine Wahl reicht, wird sich weisen. Es wird interessant sein zu sehen, wie ein Wahlkampf in einer Gemeinde aussieht, die Wahlkämpfe nicht mag.

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