In Demeter vino veritas

Das Weingut Klus 177 feiert sein fünfjähriges Bestehen. Es ist das erste Weingut der Region, das gänzlich nach biodynamischen Richtlinien funktioniert.

Achtet auf einen behutsamen Umgang mit der Natur: Der Winzer Antoine Kaufmann. Foto: zvg

Wer mit Antoine Kaufmann über Weinbau spricht, bekommt einen sprudelnden Exkurs dargeboten, und man spürt: Der Mann ist mit Leib und Seele Winzer. Im Jahr 2017 hat er mit seiner Frau Irene Kaufmann die Domaine Nussbaumer übernommen und sie vor fünf Jahren unter dem Namen Klus 177 neu eröffnet. «Wir haben den Namen des Tals und unsere Hausnummer gewählt, weil die Marke so langfristig Bestand hat; Winzerinnen und Winzer dagegen sind vergänglich», schildert Kaufmann den Gedanken hinter dem einprägsamen Namen. Um das fünfjährige Bestehen von Klus 177 zu feiern, haben Kaufmanns am Montag Partner und Kundschaft zu einem Spaziergang durch die Weingärten und gestern Mittwoch in den Weinkeller eingeladen. Im Gespräch mit dem Wochenblatt zieht Antoine Kaufmann Bilanz: Der Weinjahrgang 2018 war der erste, der unter dem neuen Namen gehandelt wurde. «Es war ein sehr guter Jahrgang, weil wir einen schönen Sommer hatten.»

Darauf folgten mässige Jahrgänge, 2021 und 2022 brachten Regen und Hagel, wodurch viele Trauben zerstört wurden. Hinzu kam, dass die Pandemie den Start des Eventbereichs bremste, den das ­Ehepaar auf seinem Weingut etablieren wollte. Nichtsdestotrotz: «Wir haben Klus 177 erfolgreich zum ersten biologischen und biodynamischen Weingut in der Region Basel umgestellt», sagt Kaufmann. Und der Sommer 2023 konnte sich sehen lassen.

Karriere in der Provence

Antoine Kaufmann ist in Biel-Benken aufgewachsen, hat sich mit 19 Jahren entschlossen, Winzer zu werden und machte eine Lehre im Welschland, denn: «Wein und Französisch ist eine gute Mischung.» Nach Aufenthalten in Australien und Kalifornien kam er in die Schweiz, um an der Fachhochschule Weinbau und Önologie zu studieren.

Danach begann seine Zeit in der Provence, wo er fast 22 Jahre lebte und unter anderem das Château Duvivier, das für nachhaltigen, umweltschonenden Weinbau steht, führte. Zudem lerne er in Südfrankreich seine Frau, die eine Sommelier-Ausbildung besucht hatte, kennen. 2014 entschloss sich das Paar, in die Schweiz zurückzukehren: «Die Provence ist zwar schön, aber im Winter sehr verlassen.» In der Schweiz arbeitete er erst als Berater für Weingüter, wobei er sich über die Jahre ein Fachwissen zu biodynamischer Anbauweise, auch bekannt als Demeter, aneignete. Freunde sprachen ihn darauf an, dass die Domaine Nussbaumer eine Nachfolgelösung suchte, und im Jahr 2017 stiegen Kaufmanns in der Klus ein. Auf die Frage, was den Unterschied zwischen Bio und Demeter ausmache, antwortet Kaufmann: «Demeter ist strenger, als es die Richtlinien von Bio Suisse sind. So wird zum Beispiel Kupfer, das im Weinbau etwa gegen Krankheitsbefall eingesetzt wird, nur in homöo­pathischen Dosen verwendet.» Früher spritzte man ganz selbstverständlich über 60 Kilo Kupfer pro Hektare und Jahr, bei Demeter sind es ein bis zwei Kilo. «So wird die biologische Aktivität im Boden nicht geschädigt.» Zusätzlich arbeitet Kaufmann viel mit pflanzlichen Stoffen, und: Die Planetenkonstellation, die Mondphasen also, werden bei Demeter in die Überlegungen der Winzer miteinbezogen.

Keine Schäden durch Frost

Kaufmann berichtet von vielen weiteren Details, die Demeter ausmachen, und sagt am Schluss, biodynamischer Anbau erfordere vom Winzer etwas mehr Aufwand, weil die Pflanze Zeit brauche, um «sich auf den neuen Umgang einzustellen». Umgekehrt muss der Weinbauer näher bei der Pflanze sein, um rasch auf sensible Veränderungen reagieren zu können. Beim Frost vor einigen Wochen hatten die Kaufmanns Glück – sie kamen ohne Schaden durch. Allerdings hatten sie sich auf einen möglichen Kälteeinbruch vorbereitet, etwa das Gras um den Weinstock geschnitten, damit die Verdunstungskälte die Pflanze nicht schädigte. Ein behutsamer Umgang mit der Natur, aber auch mit seinen Mitarbei­tenden, ist Antoine Kaufmann wichtig: «Wir essen immer gemeinsam zu Mittag. Manchmal kocht meine Frau, manchmal einer unserer Mitarbeiter.»

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