«Ich fühle mich auch als Bestandteil des Löwenrudels»

Heute Abend öffentliche Vorpremiere, morgen Premiere: Der Circus GO präsentiert mit seinem «Winterzauber» wiederum ein hinreissendes Programm mit Artistik-, Clown- und Shownummern.

Entspannt, aber mit der notwendigen Vorsicht: Dominik Gasser jun. mit Cola in ihrem Gehege auf Zeit in Aesch. Foto: Edmondo Savoldelli
Entspannt, aber mit der notwendigen Vorsicht: Dominik Gasser jun. mit Cola in ihrem Gehege auf Zeit in Aesch. Foto: Edmondo Savoldelli

Edmondo Savoldelli

Etwas jedoch ist neu in diesem Jahr. Erstmals tritt der Raubtierlehrer Dominik Gasser junior mit seiner Löwengruppe in die Manege des Circus GO und setzt damit ein Highlight im Programm. Das «Wochenblatt» hat mit den beiden Dominik Gasser – dem Direktor und seinem Sohn – über diese Raubtiernummer gesprochen.

 Wochenblatt: Was war der ausschlag- gebende Punkt, auf die Grosskatzennummer zu setzen?

Dominik Gasser sen.: Nach langen Jahren hat es sich ergeben, dass mein Sohn Dominik erstmals die Möglichkeit fand, mit seinen Tieren in meinen Familiencircus in die Schweiz zu kommen. Er ist ein hervorragender Raubtierlehrer und zeigt eine super Nummer. Mit seiner Mutter Catharina, einer Koryphäe in Sachen Verhaltensforschung bei Raubtieren, und seinen Löwen durfte er international Erfolge feiern und Auszeichnungen entgegennehmen. Natürlich bin ich stolz, meinen Sohn mit seiner Löwenfamilie im «Winterzauber» präsentieren zu dürfen. Eine fremde Wildtiernummer hätte ich nicht engagiert.

Wie begegnen Sie der Kritik von tierschützerischer Seite? Können Sie diese nachvollziehen, und was heisst konkret: «Wir machen mehr, als das Gesetz vorschreibt?», wie Sie dem «Blick» gegenüber geäussert haben?

Dominik Gasser sen.: Wir würden es begrüssen, wenn die Tierschützer mit den Tierhaltern sprechen würden, als einfach zu protestieren. Sie sind herzlich willkommen, unsere Tiere selber zu erleben, um sich ein persönliches Bild zu machen und anschliessend das offene und direkte Gespräch mit dem Raubtierlehrer zu suchen. Wildtiere, die in Gefangenschaft geboren wurden, sind nicht zu vergleichen mit Wildtieren, die in Freiheit aufgewachsen und dann eingefangen wurden. Die in Europa geborenen Tiere kennen nur das Leben im Zoo und Circus. Sie haben nicht den täglichen Stress, sich ihre Nahrung zu erjagen. Sie riskieren nicht, von Menschen gejagt und getötet zu werden. Sie haben Beschäftigung, Pflege, Nahrung und eine weit längere Lebenserwartung als in der freien Wildbahn. Diese Tiere könnten in der Wildnis nicht überleben, sie sind nicht fähig zur Jagd. Wir halten die Tiere mehr als gesetzeskonform. Die Grösse der Gehege entspricht beinahe den Zoonormen, die viel grössere vorsieht als die Vorschriften für Circus-Raubtiere.

Wie sind Sie eigentlich zur Arbeit mit Löwen gekommen? Die hat man ja nicht einfach im Garten oder auf der Weide?

Dominik Gasser jun.: Ich bin mit den Raubkatzen meiner Mutter Catharina aufgewachsen und habe den Umgang mit den Tieren von ihr gelernt. Bereits seit meinem 17. Lebensjahr arbeite ich als Raubtierlehrer in der Manege. Ich fühle eine tiefe Verbundenheit zu den Tieren und es war immer klar, dass die Raubkatzen meine Berufung sind.

Wem gehören die fünf Löwen, die in Ihrer Show zu sehen sind? Wo kommen sie her und wie sind sie zu Ihnen gekommen?

Dominik Gasser jun.: Die Löwen gehören mir und meiner Mutter. Die drei 14-jährigen Tiere Kalif, Tara und Clarence sind die Eltern der beiden 7-jährigen Löwenmädchen Pepsi und Cola. Wir haben Kalif, Tara und Clarence als Jungtiere übernommen.

Beschreiben Sie uns den Arbeitsalltag Ihrer Tiere mit Aufführung? Wann müssen diese aufstehen?

Dominik Gasser jun.: Um 8 Uhr stehen die Löwen auf, werden geputzt, gefüttert, getränkt. Dann gehen sie paarweise ins grosse Aussengehege zum Spielen oder um sich zu räkeln. Wir müssen die Familie sehr sorgfältig beobachten, damit kein weiterer Nachwuchs dazukommt. Denn da die Raubtierhaltung in immer mehr Ländern verboten oder eingeschränkt wird, macht eine Nachzucht keinen Sinn. Die Tiere haben separate Rückzugsmöglichkeiten in zwei verschiedenen Wagen und sind immer unter Aufsicht. Dazu kommen Proben an spielfreien Tagen. Wenn bereits 1 bis 2 Auftritte am Tag im Programm sind, dann erübrigen sich die Proben, weil die Tiere schon ausreichend beschäftigt sind.

Wie verstehen Sie Ihre Rolle den Tieren gegenüber? Sicher sind Sie der Chef, aber können Sie auch der Freund zum Spielen oder Entspannen sein? Wie kommunizieren Sie mit den Tieren – die Tiere mit Ihnen?

Dominik Gasser jun.: Mein Umgang mit den Tieren ist freundschaftlich und respektvoll. Dies sieht man auch während unserer Nummer in der Manege. Ich kommuniziere mit den Tieren verbal in verschiedenen Sprachen, ergänze mit Gestik und Körpersprache. Ich arbeite nicht mit Peitsche und Stock, sondern führe nur mit einer Gerte durch das Programm. Wir leben seit Jahren zusammen und unser Verhältnis ist so eng, dass ich sofort erkenne, welches Tier in welcher Stimmung ist. Auch Raubkatzen haben ihre unterschiedliche Tagesform und Befindlichkeit. Darauf nehme ich Rücksicht.

Sie haben auch eine Hauskatzennummer des Duos Dascal im Programm. Beschreiben Sie uns den wesentlichen Unterschied in der Arbeit mit Stubentigern und Löwen?

Dominik Gasser jun.: Der grösste Unterschied ist ganz sicher die Grösse. Die Katzenmutter nimmt und transportiert die Jungen im Genick. Das Verhalten der Mutter kann auch der Tierlehrer übernehmen und die Katze tragen. Bei einem Löwen geht das schon mal nicht. Den muss man mit Gestik, Liebe und Belohnung dazu bringen, beispielsweise seinen Platz einzunehmen. Denn wenn er sich dorthin setzt, dann bekommt er das grösste Belohnungs-Leckerli. Charakterlich sind die Unterschiede zwischen den grossen und den Hauskatzen nicht wesentlich. Das Publikum hat das Glück, ganz einmalig und exklusiv im «Winterzauber» grosse und kleine Katzen zu erleben und selber zu vergleichen.

Wie schnell lernt ein Löwe ein neues Element – und wie bringen Sie ihn dazu, sich überhaupt zu bewegen? An der Leine ziehen geht ja nicht.

Dominik Gasser jun.: Wie schnell ein Löwe ein neues Element dazulernt, das kommt auf die Intelligenz des individuellen Tieres an. Das ist wie bei einem Kind – eines lernt schneller, ein anderes langsamer. Das dauert mindestens 6 Monate, es kann auch 12 Monate oder 24 Monate dauern. Es kommt auch darauf an, was verlangt wird. Wenn der Löwe keine Lust und kein Interesse an einer Darbietung zeigt, dann kann man sie ihm nicht beibringen. Man sucht dann etwas anderes, bei dem das Tier mit Freude dabei ist. Es gibt grosse Selbstdarsteller unter den Tieren, die das Publikum, die Aufmerksamkeit, den Applaus geniessen. Und es gibt die eher schüchternen Katzen. Deshalb pflege ich einen respektvollen Umgang. Ich würde nie ein Tier der Lächerlichkeit preisgeben und etwas von ihm verlangen, das ihm seine Würde nimmt. Ich bin wohl der Chef, aber ich fühle mich auch als Bestandteil des Rudels.

5 × 2 Tickets und Rabatt!
Das «Wochenblatt» verlost für den Circus Gasser-Olympia 5 × 2 Tickets für eine Vorstellung nach Wahl. Einfach bis Freitag, 20. November, 12 Uhr eine E-Mail mit dem Betreff «Circus» an wettbewerb@wochenblatt.ch senden. Adresse und Telefonnummer nicht vergessen. Wer sich nicht auf sein Glück verlassen will, benutzt den Vorverkauf über die Ticket-Hotline 0900 000 665 (CHF 1.19/Min.) oder bezieht Karten direkt an der Kasse – an Vorstellungstagen geöffnet von 10 bis 21 Uhr. Übrigens: Wer diesen Artikel an der Kasse vorweist, erhält einen Rabatt von 5 Franken!

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