«Ich bin schon mal draussen»
Der Nervenkitzel bei den Kindern, die beim Ferienspass Birseck-Leimental ihren ersten Wurfgleiter bauen, ist vor dem Jungfernflug gross. Dann aber erfüllt sich ihr Traum vom Fliegen.
Heiner Leuthardt
Es gibt sie noch, die kleinen Modellflugzeuge aus Balsaholz, die im Bausatz samt Uhu-Leimtube den Kindern heute wie vor 50 Jahren den Traum vom Fliegen erfüllen. Einzig das Design des Fliegers hat sich verändert, aber sonst? Die zwei Mädchen und zehn Buben, die am Freitagmorgen in der vergangenen Woche beim Kurs des Ferienspasses Birseck-Leimental zum Bauen eines Wurfgleiters mitmachten, sind intensiv an der Arbeit. Das leichte, aber auch recht stabile Balsaholz ist ein ideales Baumaterial, das aber sorgfältig behandelt werden will. Rumpf, Flügel, Seitenflosse, alles muss sauber zusammengebaut und verleimt werden.
Nun ist Zeit für eine kurze Pause, damit der Leim austrocknen kann, bevor das Flugzeug bunt bemalt wird. Den Kurs leitet zum ersten Mal Thomas Oser, der von seiner Frau Esther unterstützt wird. Sie engagiert sich bereits seit mehreren Jahren beim Ferienpass. «Mit dem zweiten Kindergartenjahr dürfen die Kinder beim Ferienpass mitmachen. Ich sah das Programm, ging mit meinen beiden Kindern und fand es toll. Also meldete mich als Helferin.» Wie es üblich sei, werde man dann auch zum Kursleiter. «Töpfer- und Schmuckkurse habe ich unter anderem gegeben.» Doch beim Wurfgleiterbau, einem typischen Kurs für Buben, da sei ein Mann gefragt.
Fürs Kleben den Ehemann gefragt
«Ich fragte meinen Mann, ob er nicht freinehmen kann, und er machte es», strahlt sie. Thomas Oser lacht. «Für Kinder mache ich das gerne», meint der selbstständige Baumaterialienhändler. «Dafür nehme ich mir gerne einen Tag frei.» Am Nachmittag leitet er auch den Bau von Wasserraketen, einem zweiten Kurs zum Thema Fliegen. «Ich finde es toll. Es sind alles flotte Kinder. Das macht Spass.» Auch ihre beiden Kinder sind im Kurs. «Im Laufe der Ferien werden sie noch weitere Kurse besuchen. Damit die Kinder ein solches Angebot haben braucht es Leute, die sich engagieren.» Die Kinder kehren vom Ball spielen in den Werkraum der Schule Pfeffingen zurück. Sie beugen sich über ihre Flieger. Sabine aus Aesch bemalt konzentriert mit Filzstift ihren Flieger. «Ich finde es toll, ein Flugzeug zu bauen. Deshalb bin ich gekommen.» Es sei auch so gekommen, wie sie es erwartet habe. Timmy aus Pfeffingen war schon letztes Jahr dabei. Verflixt ist nur, dass er diesen Flieger verlegt hat. «Jetzt freue ich mich, wenn der Neue fliegt.»
Spannungsvolles Knistern kommt auf. Thomas Oser prüft die Flieger. «Es ist alles O.K. Nun kannst du das Blei anbringen.» Ein Bube ist schon fertig, führt mit seinem Flieger Flugfiguren aus. Er mag kaum warten, bis zum Start. «Ich bin schon mal draussen», meint er trocken. Sein Hinweis wirkt wie ein Signal zum Aufbruch. Jetzt gibt es kein Halten mehr. Auf dem Weg zum Flugplatz, einem offenen Hang unterhalb des Dorfs, erzählt Lukas aus Aesch, dass er selber Flugzeugmodelle habe, mit denen er fliege. «Die Wurfgleiter sind schon ein bisschen Pipifax. Aber mich nahm es wunder, wie das so ist und es gefällt mir.» Konzentriert schickt er seinen «Balsajet» auf Reisen. Er fliegt weit durch die warme Sommerluft in Richtung Aesch.