«Ich bin ein Kind der Digitalisierung»

Die Schweiz kann Gewinnerin der Digitalisierung werden. Dazu seien aber Investitionen in die Bildung und offene Märkte zentrale Voraussetzungen, mahnte Bundesrat Johann Schneider-Ammann am Pfeffinger Forum.

Die Ausgangslage ist top: Bundesrat Johann Schneider-Ammann beschwor die Innovationsfähigkeit der Schweiz.  Foto: AZ Medien
Die Ausgangslage ist top: Bundesrat Johann Schneider-Ammann beschwor die Innovationsfähigkeit der Schweiz. Foto: AZ Medien

Wenn der Wind des Wandels weht, kann man Mauern bauen oder Windmühlen», zitierte Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann (FDP) ein chinesisches Sprichwort. Der Wind des Wandels weht in der Tat und es ist mehr als ein laues Lüftchen. Die vierte industrielle Revolution in Gestalt der Digitalisierung wird in den kommenden Jahren nicht nur den Schweizer Arbeitsmarkt umwälzen. Der 65-jährige Diplomingenieur hielt am Pfeffinger Forum am Montag ein flammendes Plädoyer für die Digitalisierung.

Selbst bezeichnete sich der Emmentaler als «Kind der Digitalisierung». Denn losgegangen sei es damit bereits während seines Studiums an der ETH in den 1970er-Jahren. Schneider-Ammann machte aber keinen Hehl daraus, dass das kein leichter Ritt wird. «Es ist ein Tsunami», sagte er eingangs seines Referats. Das Ziel sei, dass in der Schweiz auch nach diesem Tsunami Vollbeschäftigung herrsche. Dazu brauche es Offenheit und vor allem Bildung. «Die Ausgangslage ist top. Wir sind die Nummer eins bei der Innovationsfähigkeit, der Wettbewerbsfähigkeit, beim Wohlstand und der Beschäftigung.» Schneider-Ammann zeichnete ein optimistisches Bild der Zukunft.

Um die Herausforderungen zu bewältigen, versprach Schneider-Ammann mehr Mittel für die Bildung. Man müsse bereits bei den Kindern das Interesse wecken, damit sie sich für die relevanten Themen begeistern. Dieses Geld brauche man jetzt und nicht erst in ein paar Jahren. «Die Post geht jetzt ab», betonte er. Genauso in der Start-up-Szene, deren neuen Produkten man keine Schranken setzen sollte. Der Wirtschaftsminister erteilte protektionistischen Tendenzen eine klare Absage. «Die Märkte müssen offen bleiben», sagte er. Und Start-ups, die neue Produkte entwickeln, müssen vor allem in der Schweiz bleiben und nicht etwa ins Silicon Valley abwandern. Auch dafür brauche es Geld. Dafür, so die frohe Kunde, könne demnächst ein Fonds über 500 Millionen Franken geäufnet werden. Es gehe am Ende auch darum, als Standort die richtigen Signale zu senden.

Geheimwaffe Universitäten

In der anschliessenden Debatte der geladenen Bundesparlamentarier wurde einhellig der Bildungsstandort Schweiz beschworen. «Unsere Geheimwaffe sind die Unis; falls wir denen die Mittel kürzen, kann man gleich abdampfen», meinte der Zürcher Ständerat und IT-Unternehmer Ruedi Noser (FDP). Dies war vielleicht eine bewusste Spitze an die Adresse der beiden Basel, die ihrer Universität gerade erst die Mittel kürzten. Allerdings dürfe das Geld nicht nur für die Elitebildung verwendet werden. Gewerkschafter Corrado Pardini (SP) und Stefan Müller-Altermatt (CVP) plädierten stark für eine Bildungsoffensive, die bis hinunter zur Volksschule reicht. «Das Modell USA wäre für uns eine Katastrophe», so Pardini. Das duale Bildungssystem, dessen Durchlässigkeit, schaffe Anschlussfähigkeit für die Menschen. Dies sei zentral in der Digitalisierung. Was aber macht eine Kassiererin, die durch eine Scannerwand ersetzt wurde?

Müller-Altermatt nahm auch die Branchen in die Pflicht. «Wie wäre es mit einem Branchenfonds für Weiterbildung? Die Branchen wissen, was in Zukunft gefragt sein wird.» Urs Grüter (SVP) sprach schliesslich an, was zuvor im Optimismus unterging. «Es wird auch Leute geben, die unter die Räder kommen.» Das nehme er nicht auf die leichte Schulter, da stehe auch der Staat in der Verantwortung.

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