Hochbrisanter «Robin Hood»

Das freche, aktuelle und feministisch angehauchte Theaterstück «Robin Hood» der Klasse 8a der Rudolf- Steiner-Schule Birseck straft das Vorurteil Lügen, die Jugend von heute sei apolitisch und angepasst.

Versammlung: Die Geächteten im Sherwood Forest müssen sich entscheiden, ob sie Robin Hood zum Anführer wollen.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Versammlung: Die Geächteten im Sherwood Forest müssen sich entscheiden, ob sie Robin Hood zum Anführer wollen. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Bei der Aufführung vom letzten Freitag war es trocken und sonnig, als der erste, historische Teil von «Robin Hood, die Revolution sind wir» draussen im langgezogenen Hinterhof der Schule begann. Die offene Feuerstelle, die etwas heruntergekommene Szenerie, die Möglichkeit, Pfeile in die Tiefe des Raums zu schiessen – all dies trug zum Erfolg des von Marie-Louise Lienhard und Jörg Spitzley stimmungsvoll inszenierten Stückes bei.

Der erste Teil basiert auf dem Roman «Robin Hood» von Rosemary Sutcliff, wurde aber von den Schülern selbst bearbeitet. Die Geschichte des Robin von Locksley, der im 12. Jahrhundert für soziale Gerechtigkeit und König Richard Löwenherz kämpfte, erstand vor den Augen des Publikums in einem bunten, oft humorvollen Bilderbogen mit Anspielungen auf die heutige Zeit. Die Kampfgruppe der Geächteten bestand vorwiegend aus Frauen, die sich teilweise über die Männer lustig machten. Die Kostüme und Requisiten waren farblich gut aufeinander abgestimmt. Auch Kinder hatten keine Mühe, dem Stück zu folgen.

Hacker, Maulwurf, Grundeinkommen

Im zweiten Teil, der auf der Bühne der Aula für ein Publikum ab 12 gezeigt wurde, präsentierte sich der Stoff in einer aktuellen Fassung. Das von den Schülerinnen und Schülern der 8a selbst geschriebene Stück entstand noch vor der Veröffentlichung der Panama-Papers und wirkte dadurch noch brisanter. Robin, eine Frau, ist die Leiterin einer Hackergruppe, welche Milliardenbeträge aus Einnahmen des arabischen Ölkartells von Offshore-Konten auf ein sozial ausgerichtetes Konto transferiert. Gleichzeitig ist sie Maulwurf in einem internationalen Gremium. Der Hackerraum ist abgedunkelt, voller Computer und man erfährt nebenbei vieles über die Ungerechtigkeit der globalen Wirtschaft und die Folgen des Kapitalismus. Als neugierige Digital Natives sind die Spielenden auch mit dem Jargon der Hacker, mit Wikileaks, Edward Snowden, dem Kollektiv Anonymous und dem bedingungslosen Grundeinkommen vertraut. Bald aber kommen Interpol und die Geheimdienste den Hackern auf die Spur. Am Ende siegt in dieser Utopie aber der Wahlspruch «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit» und das Grundeinkommen für alle wird realisiert.

Das gekonnt geschriebene und inszenierte Stück besticht nicht zuletzt durch seinen Humor und seine selbstironische Seite, die auch vor der oft zitierten Technikfeindlichkeit der Anthroposophen nicht Halt macht. Die Beteiligten schienen im zweiten Stück noch stärker die emotionale Handbremse zu lösen. Als Zuschauer spürte man, dass es den Jugendlichen um die Veränderung der Welt geht und nicht nur um ein «Märchen aus uralten Zeiten». Ein grosses Kompliment an die Klasse 8a und die beiden Regieführenden.

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