Historische Zeitzeugen statt aktuelle Informationstafeln

Duggingen im Kanton Bern? Ein veralteter Ortsplan sorgte in Aesch bei einer Anwohnerin für Erstaunen. Schuld daran ist aber nicht die Gemeinde.

Es hat etwas Historisches und Nostalgisches. Für die Betrachter, die eine Information suchen, ist es aber ärgerlich. Auf veralteten Ortsplänen fehlen Liegenschaften und manchmal sogar Strassen. Das wäre ja noch harmlos und aufgrund der regen Bautätigkeit auch irgendwie verständlich. Als am Fasnachtssonntag der im Kanton Luzern wohnhafte Schwiegersohn der Aescherin Annemarie Horat einen Aescher Ortsplan im Dorfzentrum studierte, wurde er stutzig. Darauf gehört die Gemeinde Duggingen tatsächlich noch zum Kanton Bern. Als Teil des Laufentals gehört Duggingen aber offiziell bereits seit 1994 zum Kanton Basel-Landschaft. Bei Annemarie Horat sorgte dies für Kopfschütteln. «Ich kann ja verstehen, dass solche Ortspläne nicht bei jeder kleineren Veränderung angepasst werden. Aber so etwas wie ein Kantonswechsel von mehreren Gemeinden ist doch sehr einschneidend und gehört angepasst.» Annemarie Horat meldete sich daraufhin bei der Gemeinde Aesch und erhielt von Beat Brägger, Leiter Grund- und Gebäudekataster, eine für sie überraschende Antwort: «Bei den besagten Informationstafeln handelt es sich nicht um Gemeindetafeln. Die von Ihnen monierten Informationstafeln werden von einer privaten Betreiberin gestellt und unterhalten.» Gegenüber dem Wochenblatt präzisiert Beat Brägger: «Wir haben keinen Einfluss auf den Inhalt dieser Tafeln. Die wurden von einem privaten Unternehmen aufgestellt und sollten auch von diesem betrieben und aktualisiert werden.» Das Geschäftsmodell solcher Unternehmen sieht vor, dass sie ortsansässige Firmen anfragen, ob sie auf den Tafeln mit ihrem Logo werben wollen. «Wir erteilen zwar die Bewilligung. Auf den Inhalt haben wir aber keinen Einfluss», erklärt Brägger.

Herstellerfirma ist informiert
Die Gemeinde Aesch gäbe eigene Ortspläne auf der Gemeindeverwaltung gratis heraus, betont Beat Brägger. «Natürlich ist es aber in unserem Interesse, dass auch die Inhalte der privat betriebenen Informationstafeln korrekt sind.» Beat Brägger hat sich nach dem Schreiben von Annemarie Horat umgehend auf die Suche nach der Betreiberfirma dieser Informationstafeln gemacht. Das ist aber alles andere als einfach. Es sei nicht mal klar, ob es diese Firma überhaupt noch gibt, wenn die Tafeln doch schon über 26 Jahre alt sein müssen.


Auch andere Gemeinden betroffen
Dass Private solche Ortspläne von Gemeinden produzieren und betreiben, ist nichts Aussergewöhnliches. Auch in Reinach und Münchenstein gebe es solche Pläne, die in Zusammenarbeit mit Firmen als Werbekunden realisiert worden waren, teilen die beiden Gemeinden auf Anfrage mit. Auf deren Inhalte haben die Gemeinden keinen Einfluss. Mehrere Ortspläne realisierte die Gemeinde Reinach in Zusammenarbeit mit der APG. Diese werden alle fünf Jahre aktualisiert und die Gemeinde überprüft vor deren Produktion jeweils deren dargestellte Inhalte. Zusätzlich zu den AGP-Stelen an den Ortseinfahrten ist der gleiche Ortsplan noch im Schaukasten vor dem Gemeindehaus und im Schaukasten bei der Tramschlaufe Surbaum ausgehängt. Auch die Gemeinde Münchenstein hat eine Vereinbarung mit der APG. Diese bewirtschaftet die rund zehn Ortspläne und erneuert sie alle paar Jahre in Zusammenarbeit mit der Gemeinde.

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