Hege und Pflege im Wildruhegebiet: Schüsse am Eichberg sind rechtens

Spaziergänger haben kürzlich beobachtet, wie Jäger im Wildruhegebiet am Eichberg Rehe geschossen haben. Es handelte sich dabei nicht etwa um einen mutmasslichen Fall von Wilderei, sondern um einen ganz legalen Vorgang.

Keine jagdfreie Zone: Auch im Wildruhegebiet ist die Jagd – etwa aus seuchenpolizeilichen Gründen – nötig. Foto: Thomas Kramer
Keine jagdfreie Zone: Auch im Wildruhegebiet ist die Jagd – etwa aus seuchenpolizeilichen Gründen – nötig. Foto: Thomas Kramer

Thomas Kramer

Am Freitag, 11. Dezember, hallten mehrere Schüsse durch den Wald am Eichberg. Davon aufgeschreckt wurden nicht nur die dort

lebenden Tiere, sondern offensichtlich auch einige Spaziergänger, die dort – am östlichen Siedlungsrand von Aesch und Pfeffingen – zur gleichen Zeit unterwegs waren. Mehr noch: Als beobachtet wurde, wie Jäger mehrere tote Rehe aus dem Wald trugen, liess das einige Spaziergänger gegenüber der Gemeindeverwaltung in Pfeffingen und dem «Wochenblatt» mutmassen, ob sie hier gerade Zeugen eines Falls von Wilderei geworden sind. Schliesslich ist ja das topografisch unzugängliche Gebiet als sogenannte Wildruhezone ausgezeichnet.

Tatsächlich sieht das kantonale Jagdgesetz und die dazu gehörende Verordnung in Wildruhezonen strengere Regeln vor – für Spaziergänger und Wanderer etwa. Auf grünen Schildern wird explizit auf die ganzjährige Leinenpflicht für Hunde hingewiesen. Oder dass das Verlassen der Wege untersagt ist. Bei den Wildruhezonen geht es eben darum, den Tieren eine Ecke zur Verfügung zu stellen, in der es etwas ruhiger zu und her geht, erklärt Ueli Meier, Leiter Amt für Wald beider Basel und interimistischer Jagdverwalter Baselland gegenüber dem «Wochenblatt».

Rehseuche und zu hoher Bestand

Ein Wildruhegebiet ist allerdings – und das ist ausserhalb an der Jägerei interessierten Kreisen offenbar nicht oder nur wenig bekannt – kein Ausschlussgebiet für die Jagd. Einmal im Jahr darf auch in den Teilen des Waldes, wo sich das Wild sonst sicher fühlen darf, geschossen werden. Mehr noch: Aus der Sicht von Hege und Pflege ist die Jagd in Wildruhezonen sinnvoll – und aus seuchenpolizeilichen Gründen und wegen zu grossem Tierbestand sogar notwendig. Beides lag am Eichberg vor. «Wir haben festgestellt, dass sich in der Vergangenheit die Rehseuche immer weiter ausgebreitet hat», erklärt der Pfeffinger Jagdaufseher, Manfred Bloch. Zudem sei der Bestand von rund zehn Tieren zu hoch für dieses Gebiet. Nach Absprache mit dem Präsidenten der Jagdgesellschaft Pfeffingen, Urs Meyer, sowie dem Jagdleiter Andreas Aregger entschied Bloch, am besagten 11. Dezember am Eichberg eine Treibjagd durchzuführen – die erste seit sechs Jahren notabene.

Gleichzeitig wollte man auch der übermässigen Wildschweinpopulation an den Kragen. Die «Eichberger Säue» wühlen nur zu gerne in den Feldern des benachbarten Schlosshofs. «Dieses Jahr waren die Schäden besonders gross», bestätigt Sepp Meyer auf Anfrage des «Wochenblatts». Der Bauer hat aber gelernt, mit den Schweinen zu leben und schützt seine Felder seit Jahren mit Drahtzäunen. Auf die Hilfe der Jäger will er sich nicht abstützen.

Diese waren übrigens auch gar nicht so erfolgreich wie erhofft. Statt der anvisierten fünf bis sechs Rehe wurden «nur» deren drei erlegt. Von den Wildschweinen konnte an jenem Tag bloss eines zur Strecke gebracht werden – allerdings keines aus dem Eichberg-Bestand.

Künftig die Verwaltung ins Bild setzen

Die Aufregung um die Schüsse am Eichberg war also unbegründet. Bleibt die Frage, weshalb die Jagdgesellschaft Pfeffingen die Bevölkerung nicht vorgängig über ihre Aktivitäten informiert und sensibilisiert hat. «Andere Jagdgesellschaften im Kanton haben die leidige Erfahrung gemacht, dass sich selbsternannte Tierschützer solches Wissen zunutze machen und mit Trillerpfeifen bewehrt durch den Wald laufen und das Wild verscheuchen», erklärt Manfred Bloch. Eine öffentliche Voranzeige kommt für die Jäger daher nicht infrage.

Die Schüsse am Eichberg aber haben der Jagdgesellschaft aufgezeigt, dass es Sinn macht, künftig die Gemeindeverwaltung über aussergewöhnliche Ereignisse ins Bild zu setzen, damit allfällige Fragen von beunruhigten Anrufern beantwortet werden können.

 

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