Grosser Wurf: 70 Millionen für die Schulraumplanung
Aufgrund steigender Schülerzahlen braucht Aesch dringend zusätzlichen Schulraum. Dafür plant der Gemeinderat einen Neubau neben dem Schützenmattschulhaus. An der präsentierten Schulraumplanung gibt es aber auch Zweifel.
Der Gemeinderat lud am Mittwoch vergangener Woche zur Informationsveranstaltung zur Schulraumplanung. Die nur gerade rund 45 Besucherinnen und Besucher entsprachen der Bedeutung des Gezeigten nicht ansatzweise. Gemeindepräsidentin Eveline Sprecher (SP) und der für den Hochbau und die gemeindeeigenen Bauten verantwortliche Gemeinderat Stephan Preiswerk (FDP) präsentierten, wie Aesch in den kommenden Jahren zu genügend und zu qualitativ hochwertigem Schulraum kommen soll. Schon heute fehlt es an den festen Schulhausstandorten Schützenmatt und Neumatt an Räumlichkeiten. Nur dank dem Provisorium «Mini-Matt» auf dem Pausenhof des Neumattschulhauses kann der Bedarf aktuell gedeckt werden. Der kurzfristige Plan des Gemeinderats sieht vor, das bis anhin zweistöckige Provisorium auf das kommende Schuljahr hin um ein Stockwerk zu erhöhen.
Den grösseren Druck gebe es aber am Standort Schützenmatt, erklärte Stephan Preiswerk. Dort plant der Gemeinderat einen Neubau für geschätzt 31 Millionen Franken. Gemäss erster Idee könnte dieser in der Ecke der Rasenfläche zu stehen kommen. Die Idee einer Aufstockung des bestehenden Schulgebäudes wurde verworfen, weil dies nicht während des Schulbetriebs realisiert werden könnte. Die dafür nötigen Provisorien hätten die Einsparung durch die Aufstockung wieder zunichte gemacht, so Preiswerk. Der Neubau soll 2030 fertiggestellt sein. Dem Gemeinderat sei die lange Zeitdauer bewusst. Eine exakte Planung mache dies aber notwendig, bekräftigte Stephan Preiswerk.
In Zukunft sechs Klassenzüge
Im Neubau soll es unter anderem Platz geben für einen Mittagstisch, familienergänzende Betreuung und für Kulturräume für die Vereine. Die geplante Aula böte Platz für 300 Personen. Für das neue Schulhaus wird es einen Architekturwettbewerb geben.
Nach Eröffnung des Neubaus soll das über 50 Jahre alte bestehende Schulhaus Schützenmatt saniert werden. Was dann mit der Schwimmhalle passiert, ist ungewiss. Die Kosten für die Sanierung schätzt der Gemeinderat auf rund 19 Millionen Franken. Für den Neubau und die Sanierung beantragt der Gemeinderat an der kommenden Gemeindeversammlung vom 19. Juni einen Planungskredit in der Höhe von 2,1 Millionen Franken.
Sind die neu zwei Standorte Schützenmatt fertig gebaut und saniert, soll das 100 Jahre alte Schulhaus Neumatt saniert werden. Dazu ist eine Erweiterung oder ein Neubau vorgesehen. Die Ausgaben für den Standort Neumatt schätzt der Gemeinderat auf rund 20 Millionen Franken. Sind sämtliche Sanierungen und Neubauten abgeschlossen, bieten die Schulstandorte Platz für sechs ganze Klassenzüge. Aktuell führt die Gemeinde Aesch auf Primarstufe vier ganze Klassenzüge und einzelne Klassen in unterschiedlichen Altersstufen. Insgesamt soll es an beiden Standorten drei zusätzliche Turnhallen geben.
In der Fragerunde äusserten mehrere Votantinnen und Votanten Zweifel, ob der bestehende Schulraum trotz aufgestocktem Provisorium bis zur Eröffnung des Neubaus Schützenmatt reichen wird. Denn bereits in wenigen Monaten sind die beiden grossen Quartiere Vivo und Aere bezugsbereit. Der Druck dadurch nehme zu, mahnte Stephan Preiswerk. «Aktuell gehen wir aber davon aus, dass der Platz reichen wird.» Aufgrund der angespannten Lage bei der Schulinfrastruktur verschiebt der Gemeinderat die Realisation mehrerer Quartierpläne. Einen wirklichen Plan B, falls der Platz bis 2030 doch nicht reichen sollte, hat der Gemeinderat ausser zusätzlichen Provisorien nicht.
Eveline Sprecher und Stephan Preiswerk mussten sich auch Kritik anhören, wonach der Gemeinderat in Sachen Schulraum zu lange gewartet habe. «Wir wissen, dass wir früher mit den Planungen hätten beginnen sollen», gab Sprecher zu. Aufgrund der Verspätung habe man aber nun genauere Prognosen für die Entwicklung der Schülerzahlen. Bis 2032 werde Aesch rund 12 000 Einwohnerinnen und Einwohner haben, rechneten Sprecher und Preiswerk vor.
Steuererhöhung möglich
Weitere Kritik gab es am durch das Provisorium kleiner gewordenen Pausenhof beim Schulhaus Neumatt. Weil das Provisorium länger gebraucht wird als die angedachten fünf Jahre, will der Gemeinderat das Provisorium kaufen. Dafür beantragt er an der Gemeindeversammlung einen Kredit über 500 000 Franken.
Finanziell wird die Schulraumplanung für Aesch zur Herkulesaufgabe. Die gut 70 Millionen Franken sind bis anhin nur eine Grobschätzung. Steuererhöhungen seien ein mögliches Szenario, mahnte Stephan Preiswerk. Ziel des Gemeinderats sei es, dass trotz der hohen Ausgaben keine Dienstleistungen abgebaut werden müssen.