Gemeindepräsidium: Die beiden Kandidatinnen beziehen Stellung

Silvia Büeler (SP) fordert am 17. Juni Marianne Hollinger (FDP) im Duell um das Gemeindepräsidium heraus. Neben all den hitzig geführten Debatten gibt es in Aesch auch jede Menge politische Sachthemen, die es zu besprechen gilt. Das «Wochenblatt» stellt den beiden Kandidatinnen fünf identische Fragen zur aktuellen Lage in Aesch.

Silvia Büeler (SP), 1962, Bäuerin (li.) und Marianne Hollinger (FDP), 1953, Kauffrau, Gemeindepräsidentin
Silvia Büeler (SP), 1962, Bäuerin (li.) und Marianne Hollinger (FDP), 1953, Kauffrau, Gemeindepräsidentin

Nach diesem verbissen geführten Wahlkampf heisst es für die Gemeindepräsidentin in den kommenden vier Jahren das Kollegium des Gemeinderates wieder mit einer Stimme gegen aussen sprechen zu lassen. Wie wollen Sie das bewerkstelligen?

Silvia Büeler: Es hilft, dass meine Gemeinderatskollegen und ich bereits heute ausgezeichnet zusammenarbeiten. Ich geniesse Respekt und grosses Vertrauen im Gemeinderat und bei den Parteien, weil ich Gräben überwinden will und den Konsens anstrebe. Wir sind entschlossen, als Team die Gemeinde vorwärts zu bringen, uns erfolgreich zum Wohl unserer Einwohnerinnen und Einwohner einzusetzen. Ein solcher Teamgeist wirkt ansteckend, ihn werde ich stärken.

Marianne Hollinger: Mit dem Ende Wahlkampfes werden auch die Machtkämpfe beendet sein und wir können uns den normalen Geschäften zuwenden. Die neue Zusammensetzung des Gemeinderates verändert Vieles. Zudem ist die Erkenntnis gewachsen, dass uns Eskalation überhaupt nicht weiter bringt.

Die kurz vor den Gemeindewahlen umgesetzte Verwaltungsreform mit dem Gemeindeverwalter als Geschäftsführer wird bereits wieder infrage gestellt. Wie stehen Sie dazu?

Silvia Büeler:In einer so grossen Gemeinde wie Aesch ist es sinnvoll, die strategisch-politische und die operative Führung zu trennen: Das Gremium beschliesst, Departemente und Verwaltung setzen um. Konflikte entstehen, wenn diese klare Trennung nicht eingehalten wird und es Eingriffe in das operative Geschäft gibt. Dieses Modell hat der gesamte Gemeinderat im Januar 2012 eingeführt. Wir tun gut daran, Erfahrungen zu sammeln, auszuwerten und Abläufe anschliessend zu optimieren.

Marianne Hollinger:Eine eigentliche Verwaltungsreform gibt es nicht. Einzig die Verwaltung wurde neu organisiert, und das wird nicht infrage gestellt. Das muss sich nun bewähren. Die neue Organisation des Gemeinderates jedoch wurde bis jetzt nicht vertieft diskutiert, das werden wir nachholen müssen. Denn einige Punkte daraus sind weder rechtlich noch politisch umsetzbar. Hier liegen auch die Spannungen begraben. Das ist in einem beruhigten Klima einfach zu klären.

Wie wollen Sie den Wirtschaftsstandort Aesch stärken – insbesondere den bei den Detailhändlern als wenig attraktiv eingestufte Dorfkern?

Silvia Büeler:Mit dem Fonds Standortentwicklung stellen wir Geld für Projekte zur Verfügung, die den Dorfkern attraktiver machen und so den Detaillisten dienen. Im Dreiländereck hat Aesch-Nord ein grosses Potenzial. Schaffen wir doch innerhalb der Verwaltung eine Anlaufstelle, die sich um angesiedelte Firmen kümmert, Interessenten unterstützt und begleitet! Faktoren wie Verkehrsanbindung, Steuersätze, Kinderbetreuung können wir zum Teil steuern.

Marianne Hollinger:Wir müssen zum ansässigen Gewerbe Sorge tragen und die Neuansiedlungen besonders in Aesch-Nord gezielt weiterführen. Die Zusammenarbeit mit Basel-Stadt trägt Früchte. Die weitere Entwicklung ist nur mit der längst fälligen Verkehrslösung, dem Durchstich, möglich, der Stau ist heute schon enorm. Für die kleinen Läden im Zentrum sind attraktive Grossverteiler und Parkplätze das A und O. Noch wichtiger aber ist, dass Sie und ich auch in Aesch einkaufen!

Der Verein «Attraktives Aesch» besteht seit fünf Jahren. Was hat er gebracht? Oder hat er überhaupt etwas gebracht?

Silvia Büeler:Der Verein ist nicht mehr wegzudenken. Zahlreiche engagierte Aescherinnen und Aescher arbeiten aktiv und kreativ an verschiedensten Dingen mit. Erwähnen möchte ich den Früschmärt, die Kulturnacht oder den Oekotag. Denken Sie auch an die Organisation des ersten Aescher Handwerkermarkts vom kommenden September! Der Verein und viele andere auch leisten einen wichtigen Beitrag zu einem attraktiven Aesch.

Marianne Hollinger:Der Verein bietet einer breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich unkompliziert für Aesch einzusetzen. Das ist sehr gut. Den Frischmarkt als erstes Projekt gibt es schon seit sechs Jahren. Er ist auf jeden Fall zu einem Treffpunkt geworden, zu einer Begegnungsstätte besonders mit dem kleinen Beizli. Gute Beispiele sind die Kulturnacht – auf Anhieb ein Grosserfolg –, der Oekotag und die Idee zur neuen Weihnachtsbeleuchtung. Alles in Freiwilligenarbeit. Dankeschön!

Welche Bereiche hat Aesch in der Vergangenheit vernachlässigt, wo sehen Sie dringenden Handlungsbedarf?

Silvia Büeler:Ich möchte eher von sich ändernden Bedürfnissen sprechen: Wenn wir den Bau teurer Pflegeheime minimieren, den Wunsch ernst nehmen, dass die Leute möglichst lange in den eigenen vier Wänden leben wollen, müssen wir uns schon heute um eine intelligente Alterswohnpolitik kümmern.
Die traditionelle Familienstruktur gibt es fast nicht mehr. Wer kümmert sich um Kinder während der Arbeitszeit der Eltern? Wir sollten alle Interesse an einer Kinderbetreuung haben.

Marianne Hollinger:Am dringlichsten ist eine Verkehrsentlastung im Dorf wie auch in Aesch Nord. Hier wurden wir vom Kanton vernachlässigt. Aufgabe der Gemeinde ist, hartnäckig an der Sache zu bleiben. Sonst ist die Gemeinde à jour, die Infrastrukturen sind modern und umfassend, die Finanzen stimmen, und wir bemühen uns Aufgaben und Dienstleistungen gut zu erbringen. Dabei wollen wir uns stets verbessern. Vernachlässigt wurde im Gemeinderat leider der respektvolle Umgang.

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