Gemeindeleiter brüskiert Kirchengänger

Michael Lepke ist seit Anfang Jahr in der Leitung des Seelsorgeverbandes Angenstein der Römisch-katholischen Kirche. In kurzer Zeit hat er viele Kirchengänger und lokal Verantwortliche gegen sich aufgebracht.

Kritik aus Aesch: Durch die Änderungen könnten weniger Menschen die Gottesdienste besuchen, so die Befürchtung. Foto: Jeannette Weingartner

Es sind wenige Zeilen in «Kirche heute», dem Römisch-katholischen Pfarrblatt der Nordwestschweiz, die in den Pfarreien Aesch, Pfeffingen und Duggingen zurzeit für Aufruhr sorgen. In seinem Leitartikel kündigt Michael Lepke als Leiter des Seelsorgeverbandes Angenstein Änderungen bei den Terminen und der Sitzordnung bei Gottesdiensten an. Seit eineinhalb Jahren finden die Gottesdienste in den drei Pfarreien alternierend am Samstagabend und am Sonntagmorgen zu zwei Zeiten statt. Nun sollen die Gottesdienste in Duggingen jeweils fix am Samstag um 18 Uhr, jene in Pfeffingen sonntags um 9.30 Uhr und in Aesch jeweils um 11 Uhr am Sonntag stattfinden. Damit würden in Duggingen mit wenigen Ausnahmen keine Gottesdienste mehr an Sonntagen stattfinden, obwohl diese im Artikel als wichtig bezeichnet werden.

Sitzordnung wäre ein «Rückschritt»

Geht es nach Michael Lepke, sollen die an den Gottesdiensten mitwirkenden Personen während der Gottesdienste nicht mehr auf der ersten Bankreihe beim Kirchenvolk, sondern erhöht im Altarraum auf die Besucherinnen und Besucher herabblickend Platz nehmen. Lepke schreibt im Artikel: «Auf manche von Ihnen wird das am Anfang vielleicht ein bisschen befremdlich wirken. Aber ich bin mir sicher, dass davon nicht nur unser gemeinsames Feiern profitieren wird. Auch die vielen Menschen, die aus anderen Pfarreien oder anderen Kulturkreisen zu uns kommen, werden sich bei uns wieder ein bisschen mehr zu Hause fühlen.»

Kritik kommt vor allem aus Aesch. In den vergangenen Jahren entwickelte sich besonders die Pfarrei Aesch unter der Leitung der Priester Bernhard Schibli und Felix Terrier progressiv. «Diese Entwicklung ist das Ergebnis von jahrelanger Arbeit unter Einbezug der Pfarreimitglieder», erklärt Pfarreiratspräsident Harald Römpp. Die Ankündigungen würden eindeutig als «Rückschritt» wahrgenommen. Deshalb sei die Verärgerung bei vielen Kirchengängerinnen und Kirchengängern gross. Die Zeiten, in denen sich die Theologen vom Kirchenvolk abheben und eine Sonderrolle einnehmen, seien in Aesch längst vorbei, mahnt Römpp. Mit der Startzeit um 11 Uhr könnten in Aesch wohl weniger Bewohnerinnen und Bewohner des Alters- und Pflegeheims Im Brüel die Gottesdienste besuchen, da sie sonst das Mittagessen verpassen würden.

Änderungen wurden nicht mit dem Pfarreirat abgesprochen

Michael Lepke sieht die progressive Ausrichtung in Aesch offensichtlich negativ. Er erinnert in seinem Artikel daran, dass die von ihm geforderte Sitzordnung «praktisch in der ganzen katholischen Kirche üblich» sei. Dass Lepke vor seinen Äusserungen zu den geplanten Änderungen gemäss Harald Römpp nicht mit dem Pfarreirat gesprochen hat, sorgte zusätzlich für Verärgerung. Diese ist mittlerweile so gross, dass Harald Römpp seine Kritik öffentlich geäussert hat. Ein ungewöhnlicher Vorgang.

Auch der in Aesch bekannte Politiker Christian Helfenstein ist als Kirchen­gänger verärgert. In einem Leserbrief schreibt er unmissverständlich: «Die Art und Weise, wie wir hier Gottesdienst feiern, hat sich über Jahrzehnte entwickelt. Die Gottesdienste sind gehaltvoll und tiefsinnig. Sie bieten Raum für Besinnung und Nachdenken, ohne grosses Brimborium. Sie sind modern und zeitgemäss. Jede und jeder fühlt sich wohl. Was soll daran falsch sein?» Helfenstein kritisiert deutlich: «Das Ansinnen, zu alten, überholten Formen zurückzukehren, ist ein Affront gegen all jene, die im Seelsorgeverband Gottesdienste geleitet haben und mitgestalten.» Die Art und Weise des Vorgehens von Michael Lepke schaffe kein Vertrauen.

Der kritisierte Verbandsleiter Michael Lepke wollte sich zu seinen Vorhaben und der Kritik aus Aesch gegenüber dem Wochenblatt nicht äussern.

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