«Für Sie da in Aesch»

Wechsel im Aescher Gemeinderat: Mit Stephan Hohl rückt ein weitum bekanntes Gesicht in die Aescher Exekutive nach. Und dort will er auch für längere Zeit bleiben.

«Ich habe Respekt vor der Aufgabe und vor der Verantwortung»: Stephan Hohl freut sich auf seine Arbeit im Aescher Gemeinderat.  Foto: Thomas Kramer
«Ich habe Respekt vor der Aufgabe und vor der Verantwortung»: Stephan Hohl freut sich auf seine Arbeit im Aescher Gemeinderat. Foto: Thomas Kramer

Ab morgen Freitag, 1. Februar, hat der Aescher Gemeinderat offiziell ein neues Mitglied in seinen Reihen: Stephan Hohl. Er ersetzt Sabrina Häring, die Anfang Januar ihren Rücktritt eingereicht hat (siehe Box). Hohl wird das frei werdende Ressort Verkehr und Sicherheit übernehmen. Er erbt den Sitz als erster Nachrückender auf der FDP-Liste. Am 28. Februar 2016 landete Stephan Hohl mit 829 Stimmen noch auf dem vierten Listenplatz – hinter Gemeindepräsidentin Marianne Hollinger, Bruno Theiler und der nun abtretenden Sabrina Häring. Gut möglich, dass Hohl als letzter Gemeinderat in die Aescher Geschichte eingeht, der es aufgrund des Proporzwahlsystems als Nachrückender in die Exekutive schaffte. Aesch wird bekanntlich seine Gemeinderäte für die kommende Legislatur neu im Majorzverfahren bestellen. Erstmals wird dies im Frühjahr 2020 der Fall sein.

Schon mehrmals «nachgerückt»

Am Gemeinderatstisch ist Stephan Hohl also das neue Gesicht, aber alles andere als ein No-Name. Tatsächlich gehört er zu den bekanntesten Aescher Köpfen überhaupt. Mit seinem Konterfei und dem Slogan «Für Sie da in Aesch» wirbt er seit Jahren auf Plakaten und Inseraten für das Schweizerische Versicherungsunternehmen Mobiliar. Als Generalagent betreut er von Aesch aus zusammen mit seinen 36 Mitarbeitern über 25 000 Kunden. Sein Gesicht, sein Name, beides ist bekannt in Aesch und um Aesch herum. Die Generalagentur hat er von seinem Vater Roland übernommen. Auch dieser kein unbeschriebenes Blatt, stand er doch dreissig Jahre lang dem Aescher Gewerbeverein vor. Als Vater Roland im Mai 2012 an der Generalversammlung das Präsidium niederlegte, wurde Sohn Stephan am gleichen Abend noch als neues Vorstandsmitglied gewählt. Etwas scherzhaft könnte man sagen, Stephan Hohl hat das Nachrücken im Blut und schon in den verschiedensten Varianten erlebt.

Stephan Hohl war überrascht, als er im Dezember erstmals von Sabrina Härings Rücktrittsabsichten erfahren hatte. In keinem Moment musste er jedoch überlegen, ob er das Amt annehmen soll oder nicht. «Als ich mich 2016 für die Wahlen aufstellen liess, habe ich mir diese Frage bereits beantwortet. Ich bin damals nicht als Listenfüller angetreten und war mir bewusst, dass so eine Situation jederzeit eintreten kann.»

Integrativ und konsensorientiert

Bis zum 30. Juni 2020 ist er als Gemeinderat sicher gewählt. Dem Ur-Aescher, der nahezu sein ganzes Leben im Birsecker Weindorf verbracht hat, liegt die Aufrechterhaltung der örtlichen Lebensqualität am Herzen. «In Aesch wird grundsätzlich vieles gut gemacht», sagt er. Sein Augenmerk gilt weiter der guten Infrastruktur, insbesondere was den Verkehr anbelangt. Als dringlich betrachtet er den Vollanschlusses an die H18 und die Weiterentwicklung von Aesch Nord, hier ist er eben auch Vertreter des Gewerbes. Aber nicht nur. «Als Gemeinderat bin ich zwar primär meinen Wählern, aber auch dem ganzen Gemeinwesen verpflichtet.» Tatsächlich gilt er als integrative Persönlichkeit und als konsensorientierter Macher. «Wer mich kennt, weiss, dass ich immer konstruktive und pragmatische Lösungen suche.»

Solche Aussagen tönen doch schon sehr präsidial. Darauf angesprochen, ob er sich vorstellen könne, einmal die Nachfolge von Marianne Hollinger anzutreten, sagt er dezidiert. «Ich beschäftige mich nicht mit Optionen.» Umgekehrt sagt er aber auch: «Ich bin kein Fan von kurzfristigen Engagements.» Für 2020 plant er, sich wiederwählen zu lassen. Den passenden Wahlslogan hat er ja bereits: «Für Sie da in Aesch».

 

Mit Sabrina Häring geht auch eine potenzielle Gemeindepräsidentin

Ihr Rücktrittsschreiben vom 8. Januar kam für alle überraschend – für den Gemeinderat wie für ihre Partei, die FDP. Letzten Endes ist es chronische Überlastung, was Sabrina Häring dazu bewogen hat, das Amt niederzulegen. «Ich konnte meine Aufgaben nicht mehr in dem Ausmass und mit der Sorgfalt wahrnehmen, wie ich es gegenüber der Gemeinde schuldig bin», erklärt sie dem Wochenblatt. An zu vielen Fronten war die Mutter von zwei Kindern im Primarschulalter zuletzt gefordert: Zuhause als Mutter und Familienmanagerin, auf dem Erbschaftsamt Basel-Landschaft, wo sie ein Teilzeitpensum innehat, in der Schweisserei ihres Ehemanns, wo sie im Hintergrund die Administration führt. Weil in jüngerer Vergangenheit zusätzliche Herausforderungen privater Art hinzugekommen sind, musste Sabrina Häring die Prioritäten neu setzen – und entschied sich gegen ihre Arbeit als Gemeinderätin.

Ob der Rücktritt gleichbedeutend ist mit einem endgültigen Abschied aus der Dorfpolitik? Sicher ist: Marianne Hollinger wird früher oder später als Gemeindepräsidentin abgeben – und mit Sabrina Häring scheidet nun eine sehr valable Nachfolgerin aus der Aescher Exekutive. Häring hätte das richtige Alter und als Juristin auch den fachlichen Rucksack mitgebracht. Die Tatsache, dass sie eine Frau ist und der wählerstärksten Partei im Dorf angehört, wären weitere Vorteile in einem allfälligen Wahlkampf gewesen. «Für mich ist das Präsidium heute kein Thema und hat entsprechend bei meinem Entscheid keine Rolle gespielt», bekräftigt Sabrina Häring.

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