Felix Keller lässt die vergessene Zeit aufleben
Unter dem Titel «2020 – Das Jahr 0» hat der Pfeffinger Felix Robert Keller sein erstes Buch veröffentlicht. Die darin erzählten Alltagsgeschichten dürften uns allen bekannt vorkommen.

Sie ist noch nicht lange her: die Zeit der seltsamen Begrüssungen mit Ellbogen, der Maskenpflicht, der Tests und Zertifikate, der geschlossenen Restaurants und Kultureinrichtungen, der Abstandsregeln. Spricht man mit Menschen über die Jahre der Coronapandemie, scheint es aber, als sei diese Zeit vergessen, ja gar verdrängt. Der in Pfeffingen lebende pensionierte Werber und Journalist Felix Robert Keller hat nun über diese Jahre ein Buch geschrieben. Am vergangenen Donnerstag fand im Büchercafé an der Emil-Frey-Strasse in Münchenstein die Buchtaufe seines Werks «2020 – Das Jahr 0» statt. Auf die Frage, woher der Titel rühre, sagt Keller: «Am 25. Februar 2020 tauchte in der Schweiz erstmals das Coronavirus auf. Kurz darauf stand alles still. Daher die Idee mit der Null.» Das Buch ist eine Art Wochenschau für die Zeit von September 2020 bis Juli 2022. Den roten Faden bilden dabei Alltagserlebnisse von Frieda und Paul, einem betagten Ehepaar, das den von der Pandemie geprägten Alltag mit Geduld, aber auch Humor bestreitet. «Oft sind es lustige, manchmal aber auch traurige Geschichten», verrät der Autor. Dabei bleibt der Roman nicht an der Oberfläche verhaftet, sondern erzählt auch von der Vorgeschichte der Protagonisten. Zudem macht das Ehepaar in einer rührenden Szene Bekanntschaft mit Mia, einem vierjährigen Mädchen, dessen Vater an Covid verstorben ist.
Regelmässiger Fernsehgast und Präsident der «Alten Schachteln»
Felix Robert Keller ist in der Region kein Unbekannter, hat er doch 2019 in der SRF-Sendung «Mini Schwiz, dini Schwiz» sein geliebtes Pfeffingen präsentiert. Seit 1995 wohnt der gebürtige Solothurner mit seiner Frau Daniela im schönen Dorf oberhalb von Aesch. In Abschnitten von rund zehn Jahren war Keller in Bernard Thurnheers «Tell-Star», bei Sven Epineys «Al Dente» und Nik Hartmanns «SRF bi de Lüt» als Gast und Teilnehmer. «Damals ging ich in die Medien. Jetzt, mit der Veröffentlichung des Buches, kommen sie zu mir», sagt er lachend. Neben anderen Engagements hat Keller 2003 den «Club der Alten Schachteln» gegründet – ein Treff für Frauen ab 60. Die vielen Rückmeldungen, die Keller bereits jetzt auf sein Buch erhalten hat, dürften seiner Umtriebigkeit geschuldet sein.
Oft werde er gefragt, ob die Geschichten von Frieda und Paul seinem Eheleben entnommen seien. Hierzu sagt Keller: «Es sind erfundene Figuren. Sie haben nichts mit meiner Frau Daniela und mir zu tun.» So sei Paul etwa handwerklich begabt, könne aber nicht kochen – bei Felix Keller verhält es sich umgekehrt. Ein spezieller Kniff des Buches: Keller ergänzt die Geschichten mit Titelschlagzeilen lokaler Tageszeitungen. In der Woche 41 des Jahres 2020 heisst es etwa: «Covid-Betrüger: Jetzt sagt einer, wie er sich einen Kredit erschwindelte» («Basler Zeitung») oder «Nach Corona-Fall in Basler Bar Rouge: Maskenfreie Zone verboten» («bz Basel»).
Die Lust am Schreiben und ein gehackter Computer
Die Handlungen des Buches sind während der Pandemie entstanden. Die Idee aber, wöchentliche Erlebnisse aufzuschreiben, geht weiter zurück: Felix Keller hatte vor seinem Ruhestand die Idee, Erlebnisse ein Jahr vor und nach der Pensionierung aufzuschreiben. «Im März 2016 kam dann der Schock: Mein Computer wurde gehackt. Alle Daten waren verloren und die Lust am Schreiben komplett verschwunden.»
Erst während der Pandemie griff der Autor die Idee wieder auf: «Allerdings konnte ich dann nicht wissen, wie lange die Pandemie dauern würde. Wäre im Sommer 2020 Schluss gewesen, gäbe es dieses Buch nicht.» Beim Schreibprozess habe ihn seine Frau unterstützt. «Sie las jeweils als Erste den Wochentext, bevor ich ihn an meine Managerin schickte», so Keller. Im Sommer 2022 machte sich Keller daran, aus den verschiedenen Geschichten ein Buch zusammenzusetzen. Der umtriebige, stets gut gelaunt wirkende Autor hat bereits ein neues Buchprojekt im Kopf, will dazu aber noch nichts verraten. Bevor es so weit ist, wird sein eben erschienenes Buch noch zu reden geben. Am Mittwoch kommender Woche hält er eine Lesung im Schmiedenhof in Basel.