FDP siegt auf der ganzen Linie – herbe Niederlage für die CVP

Die Bemühungen der FDP haben sich ausgezahlt. Sie gewinnt auf Kosten der CVP einen Sitz im Gemeinderat. Marianne Hollinger geht gestärkt aus dem teilweise schmutzig geführten Wahlkampf hervor.

Tobias Gfeller

Eigentlich wollte Markus Lenherr im Juni gegen die amtierende Gemeindepräsidentin Marianne Hollinger (FDP) antreten und ihr das Präsidium streitig machen. Der CVP-Gemeinderat wird aber ab dem 1. Juli nicht einmal mehr in der Aescher Exekutive vertreten sein. Für ihn rückt die 32-jährige Sabrina Häring von der FDP nach. Diese profitierte vom Glanzresultat ihrer Partei. Die Liberalen kamen insgesamt auf 5743 Parteistimmen.

Breite Unterstützung für Hollinger

Um zu verhindern, dass sie einen ihrer zwei Sitze verliert, wollte die FDP ursprünglich bei den Gemeinderatswahlen vom Proporz- zum Majorzsystem wechseln. Jetzt profitiert ausgerechnet die FDP vom Proporz wie keine andere Partei: Sabrina Häring machte mit ihren 617 Stimmen weniger Stimmen als zwei nicht gewählte SP-Frauen und auch weniger als der abgewählte Lenherr (681). Die FDP, allen voran Marianne Hollinger, schaffte es offensichtlich, bei anderen Parteien Stimmen zu holen.

Weshalb die CVP nur gerade auf 3234 Parteistimmen kam, weiss auch Präsident Stephan Gloor nicht: «Ich hatte schon beim Aufstehen kein gutes Gefühl. Was man falsch gemacht hat, muss man analysieren.» Für Gloor ist klar, dass trotz Proporzsystem die Kandidaten eine gewichtige Rolle im Wahlkampf spielen. So könne es auch sein, dass Markus Lenherr zu wenig präsent bei der Bevölkerung war. Lenherr selbst zeigte sich nach Bekanntwerden seiner Abwahl enttäuscht, aber keinesfalls erschüttert: «Es ist ein Abschluss meiner politischen Tätigkeit. Ich habe fünf Jahre gearbeitet und etwas bewegen können.»

Ein Eigentor sondergleichen

Im Nachhinein ist man immer schlauer. Das wissen jetzt auch SP, SVP und CVP. Die offensive Bekanntgabe der Verwaltungsreform und der formellen Entmachtung der Gemeindepräsidentin durch ihre Ratskollegen war ein Eigentor sondergleichen. Die FDP intensivierte daraufhin noch mehr ihre Kampagne für ihr Zugpferd, schickte Leserbriefe und schaltete unzählige Inserate – nicht nur im «Wochenblatt». Dabei floss auch viel Geld. Das bestätigt auch Christa Oestreicher. Sie hat vor allem im Gewerbegebiet Aesch Nord kräftig die Werbetrommel für die FDP gerührt.

Neben all diesen Wahlkampfmanövern brachte die SP ihre beiden Sitze von Silvia Büeler und Paul Svoboda souverän ins Trockene. Die SP kam insgesamt auf 4922 Stimmen. Parteipräsidentin Christine Koch ist zufrieden. Die SP hätte bei Majorzwahlen mit Eveline Sprecher anstelle von Sabrina Häring einen dritten Sitz geholt.

Neben der CVP ist auch die SVP grosse Verliererin der Wahl. Sie kam nur gerade auf 2880 Stimmen. «Wir wurden Opfer des Heckenstreits. Das viele Geld, das die FDP in Inserate investierte, hat sich offenbar ausgezahlt», analysierte SVP-Präsident Peter Lehner.

Exekutive muss sich zusammenraufen

Für die Zukunft stellt sich die Frage, wie gut dieser neu zusammengesetzte Gemeinderat zusammenarbeitet. Das ist jetzt vor allem Aufgabe der Präsidentin, die mit über 2000 Stimmen im Rücken beweisen muss, dass die Anschuldigungen gegen sie nicht stimmen. «Ich gehe davon aus, dass diejenigen, die jetzt zusammen sind, sich zusammenfinden. Wir müssen zurückkehren zu einem guten Arbeiten», blickt Hollinger voraus. Sie glaubt, dass die FDP mit ihrer «guten Liste» auch im Majorz ähnlich gut abgeschnitten hätte. «Die Bevölkerung hat entschieden, dass sie einen Weg der bürgernahen, vernünftigen Politik gehen will.» Es ist davon auszugehen, dass Hollinger im Juni zu weiteren vier Jahren Präsidentschaft spazieren wird.

Gemeindekommission: SP vorne

Auch in der Gemeindekommission konnte die FDP einen Sitz auf Kosten der CVP gewinnen und hat jetzt vier, die CVP noch deren drei Sitze. Die SP bleibt stärkste Kraft mit fünf Sitzen, die SVP verharrt bei deren drei.

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