Faszination der Fälschung
Am Wochenende stellte die «Gallery of Fake Art» aus Rheinfelden in der Bürgerschüre 40 handgemalte Kopien von berühmten Gemälden aus. Am Wochenende ist die «Fake Art» auch im Kloster Dornach zu sehen.
Thomas Brunnschweiler
Es ist schon ein seltsames Gefühl, in einen Raum zu treten und Ölgemälde zu betrachten, die im Original den Wert einer Milliarde locker übersteigen würden. Bei Liebhabern und Sammlern von Originalen stellen sich wohl leichtes Bauchweh und eine instinktive Abwehrhaltung ein, bei unbefangenen Betrachtern überwiegt eher die Lust an der Vielfalt der Farben, Formen und Motive.
Seit vier Jahren betreibt Yvonne Bettinger mit ihrem Geschäfts- und Lebenspartner die «Gallery of Fake Art» in Rheinfelden (www.gofa.ch). Rund 35 Künstler rund um den Erdball arbeiten für diese Galerie. Darunter sind Hobbykünstler und Profis, aber auch Museumsrestauratoren, die in der Freizeit malen. Es gibt denn auch erhebliche Unterschiede in der Qualität der Werke. Die Kopie der «Lebensstufen» («Am Ufer») von Caspar David Friedrich wirkt etwas unbeholfen und kommt in der Magie der Farbgebung nicht annähernd an das Original heran. Dagegen zeigen die Kopien von Monet eine virtuose Beherrschung des impressionistischen Pinselstrichs, und ein holländisches Blumenstilleben verrät die Akribie eines Restaurators. «Fake Art» ist ein etwas irreführender Begriff, denn tatsächlich sieht auch Yvonne Bettinger in den handgefertigten Reproduktionen etwas Kunsthandwerkliches. Die Fälschungen sind keine Kunst, sondern bleiben immer Reproduktionen. Im Gegensatz dazu hat der berühmte Fälscher Wolfgang Beltracchi wirklich das Fälschen zur Kunst gemacht, indem er nicht existente Meisterwerke via Expertise zum Original eines Meisters adeln liess. Frau Bettinger möchte darum auch gerne mit dem geläuterten Meisterfälscher ins Gespräch kommen.
Fälscher folgen Vorgaben
Fälschungen müssen als solche deklariert werden, darum müssen die Abmessungen vom Original abweichen, auch wenn es nur ein paar Millimeter sind. Der Tod des Urhebers muss mindestens 70 Jahre zurückliegen. Experten müssen schliesslich die Qualität der Kopie beurteilen. Der Fälscher darf nichts ins Bild geschmuggelt, aber auch nichts daraus entfernt haben.
Wer kauft solche Kopien? Es sind einerseits Menschen, die ein gewisses Bild lieben und nicht bloss eine platte fotomechanische Kopie besitzen möchten; andererseits sind es Menschen, denen ein Bild einfach als solches gefällt. Drittens gibt es auch Besitzer eines echten Bildes, die dieses fälschen lassen, um es anstelle des Originals aufzuhängen; letzteres wird dann sicher im Safe verstaut. Am Wochenende sahen rund 200 Besucherinnen und Besucher die Ausstellung. Acht Bilder – vor allem Kopien von Impressionisten – wurden verkauft. Dieses Wochenende sind Bilder der Galerie auch im Refektorium des Klosters Dornach zu sehen (Sa 11–19 Uhr / So 10–18 Uhr).