Ekstatische geistliche Musik

Neue musikalische Wege: Cäcilienchor und Kirchenchor Pfeffingen proben die Misatango von Martin Palmeri. Foto: Thomas Brunnschweiler

Neue musikalische Wege: Cäcilienchor und Kirchenchor Pfeffingen proben die Misatango von Martin Palmeri.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Neue musikalische Wege: Cäcilienchor und Kirchenchor Pfeffingen proben die Misatango von Martin Palmeri. Foto: Thomas Brunnschweiler

Unter dem Gesamttitel «Misa Tango» wird nächsten Sonntag um 17 Uhr in der katholischen Kirche die «Misa Buenos Aires» des in Buenos Aires lebenden Martin Palmeri vorgetragen werden. Der 1965 geborene Komponist verbindet in seiner «Misatango» die Worte der lateinischen Messe mit den Stilelementen des argentinischen Tango Nuevo, der bei uns vor allem durch die Werke Astor Piazzollas bekannt geworden ist. Palmeri, der am 7. Dezember den Proben in Aesch selbst beiwohnte, ist sehr glücklich, dass man seine «Misa a Buenos Aires» in Deutschland gedruckt hat. «Ich erwartete nicht, dass man sich in Europa für diese Musik interessieren würde», sagte er kurz vor seiner Weiterreise nach Mailand. Er komponierte das Werk 1996. Vor drei Jahren kam er erstmals in die Schweiz. «Ich kam zuerst nach Neuchâtel und liebe diese Stadt, weil es dort sehr viele nette Leute gibt. In Therwil übernachtete ich im Haus eines Choristen.»


Sinnliche Spiritualität


In Palmeris Musik wird wie bei Piazzolla die Harmonie des Tangos mit Mitteln des Jazz sowie nach den Vorbildern Strawinskys und Bartóks ausgeweitet. Charakteristisch sind die synkopischen Rhythmen, der spezifische Klang des Bandoneons, eines Handzuginstruments, die Staccati und die melancholische Stimmung der Musik. Einmal dominiert der obsessive Rhythmus, dann wieder elegische Solopassagen. Bogenschläge auf den Violinen, stechende Streicherakzente, Glissandi, insistente Klavierpassagen, virtuose Bandoneonläufe und Beschleunigungen bestimmen die teilweise ekstatische Musik. Für europäische Hörer ist diese Musik voller sublimer Erotik; Palmeri selbst kommt dieser Bezug nicht in den Sinn. Wahrscheinlich ist der Tango den Argentiniern so ins Blut übergegangen, dass sie die Spannung zwischen Wort und Musik kaum mehr wahrnehmen.


Ungewöhnliche Synthese

Beat Wipf, der Präsident des Cäcilienchors, sagt: «Unser Dirigent Michael Schaub wollte nach der Paukenmesse von Haydn dieses Jahr etwas mit mehr Rhythmus aufführen. Nach einem Programm mit Gospels im Frühjahr gingen wir nach den Sommerferien ernsthaft ans Üben des Werks.» Dank Übungs-CDs konnten alle «im stillen Kämmerlein» ihre Stimme einstudieren. Die Mezzosopranistin Bettina Maria Siegfried, die 2010 das Master of Performance Studium in Gesang abschloss, wird nicht nur die Solopartien der «Misa Tango», sondern auch drei Lieder von Manuel de Falla singen. Pfarrer Bernhard Schibli wird als Bariton vier Canciones Porteñas von Astor Piazzolla interpretieren. Es spielt die Camerata Da Vinci. Die kühne Synthese von Messe und moderner Klangsprache könnte wohl auch in Aesch «für Aufsehen und Begeisterung» sorgen, wie es im Programm heisst.

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