Eine sagenhafte Erzählerin

Sie sorgt dafür, dass Sagen und Volksmärchen zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Sylvia Diethelm-Seeger ist seit vielen Jahren schweizweit unterwegs als Erzählerin und engagiert sich in der Schweizerischen Märchengesellschaft.

«Geschichten aller Art faszinieren mich»: Sylvia Diethelm-Seeger aus Pfeffingen. Foto: zvg
«Geschichten aller Art faszinieren mich»: Sylvia Diethelm-Seeger aus Pfeffingen. Foto: zvg

Was hat es auf sich mit dem Ritter von Pfeffingen und seinen drei Schwestern Margaretha, Chrischona und Odilie, nach denen wichtige Aussichtspunkte der Region benannt sind? Warum sprach in einem Baselbieter Dorf die ältere Bevölkerung von Begegnungen mit dem Totenvogel? Und wenn die gestorbenen Seelen keine Ruhe fanden, dann war es der Weltenhund, der durch die Gassen zog.

Dass die Sagen und Mythen nicht verloren gehen, dafür sorgt Sylvia Diethelm-Seeger aus Pfeffingen. Das Stöbern in Dorfchroniken und in Büchern mit alten Überlieferungen gehört schon lange zu ihren Lieblingsbeschäftigungen, sagt sie im Gespräch mit dem Wochenblatt. «Geschichten aller Art faszinieren mich; im Besonderen die Volksmärchen, Sagen, Mythen und Legenden. Meine Freude daran hat schon begonnen, als ich als Kind selber Märchen gehört und gelesen habe. Meinen drei eigenen Kindern habe ich diese Geschichten weitergegeben.»

Ein «Happy End» ist nicht zwingend

Diethelm hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Sie ist seit vielen Jahren schweizweit unterwegs als Erzählerin und Erwachsenenbildnerin und engagiert sich in der Schweizerischen Märchengesellschaft. Auch gestern versetzte sie an einem Anlass in Münchenstein das Publikum mit Sagen aus dem Baselbiet und der Stadt Basel in Erstaunen. Begeistert sind die Zuhörer von ihrer Art. «Vorlesen kommt nicht in Frage, Geschichten muss man lebendig erzählen», betont Diethelm. Dafür scheut sie keinen Aufwand. Bis zu 22 Stunden Vorbereitung steckt sie in eine Erzählung von 10 Minuten. Die Geschichte müsse faszinieren, die Moral spiele auch eine Rolle, ein Happy End sei nicht zwingend. «Das Wichtigste ist, dass das Schmunzeln nicht zu kurz kommt.» Die Volksmärchen und Legenden aus fernen Ländern seien derber als die Werke aus dem deutschsprachigen Raum. Da gehe es nicht selten rau zu und her, es komme zu Mord und Totschlag. «Die gruseligen Details lasse ich weg.» Aus Erfahrung weiss Diethelm: «Sonst verliert sich die Zuhörerschaft im Bild des Grauens und verpasst die Fortsetzung.»

Während bei den Schweizer Sagen Felsvorsprünge und idyllische Plätzchen im Wald eine wichtige Rolle spielen, sei bei den afrikanischen Volksmärchen das typische Bild der Tanz um das Feuer und das Züngeln einer Schlange. Die unterschiedliche Kultur finde sich in den Märchen wieder und sei Teil des Erlebnisses. Die Kinder und die Erwachsenen tauchen in eine andere Welt ein, die Fantasie werde beflügelt und die Vorstellungskraft angeregt. Das mache die Kunst des Erzählens aus und das will gelernt sein. Diethelm hat sich nach ihrer Ausbildung zur Pädagogin auf die Erzählkunst fokussiert. «Ich habe die Kurse ‹favola› zur Märchenerzählerin bei Elisa Hilty in Winterthur besucht. Das freie Erzählen vor Erwachsenen habe ich in diversen Coachings weiterentwickelt. Meine Auftritte vor kleinen und grossen Gruppen gestalte ich entweder alleine oder in musikalischer Begleitung.» Mit dem passenden Ton wird das Geschichten-Hören definitiv zu einem unvergesslichen Vergnügen. Immer am letzten Mittwoch im Monat, jeweils um 14 Uhr, lädt die Erzählerin in Pfeffingen an der Hauptstrasse 72 zum Märchenkarussell ein.

www.sagenhaftegeschichten.ch

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