Eine neue Ära bricht an

Eveline Sprecher (SP) schafft die Wahl zur Gemeindepräsidentin überraschend gleich im ersten Wahlgang. Bei der FDP ist die Enttäuschung gross – auch wegen des Antretens der SVP.

Im ersten Wahlgang gewählt: Eveline Sprecher (SP) ist Aeschs neue Gemeindepräsidentin.  Foto: Fabia Maieroni
Im ersten Wahlgang gewählt: Eveline Sprecher (SP) ist Aeschs neue Gemeindepräsidentin. Foto: Fabia Maieroni

Der Aescher Gemeinderat musste im Vorfeld der verschobenen Präsidiumswahl mehrere Szenarien durchspielen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es bei drei Kandidierenden zu einem zweiten Wahlgang kommt und somit gestern zu Beginn der neuen Legislaturperiode das Gemeindepräsidium nicht besetzt sein würde, war gross. Doch es kam anders. Eveline Sprecher schaffte mit 1087 Stimmen die Wahl gleich im ersten Wahlgang. Sie erhielt so 51,2 Prozent der Stimmen. Auf Stephan Hohl (FDP) entfielen 726 Stimmen, auf Andreas Spindler (SVP) 305. Die Wahlbeteiligung lag bei gut 32 Prozent.

«Ich bin wirklich überwältigt», jubelte Eveline Sprecher kurz nach Bekanntwerden ihres Glanzresultats. Sie habe im Vorfeld der Wahl immer gesagt, dass es einer Sensation gleichkäme, wenn es keinen zweiten Wahlgang bräuchte. Sprecher konnte weit über das linke Lager hinaus Stimmen holen. «Ich denke schon, dass ich in Aesch sehr gut verankert und breit abgestützt bin. Ich bin im Dorf präsent, bin in vielen Bereichen aktiv und helfe mit.» Als Gemeindepräsidentin werde sie nicht gleich alles umkrempeln und Berge versetzen. Doch sie versuche schon, auch eigene Akzente zu setzen. Dass sie als Sozialdemokratin einem bürgerlich dominierten Gremium vorsteht, will Eveline Sprecher nicht überbewerten. «Ich fühlte mich schon jetzt nie als Minderheit. Wir sind ein tolles Gremium. Ich bin überzeugt, dass wir weiterhin super zusammenarbeiten werden.» Mit Bestimmtheit wird sich im Präsidium der Führungsstil ändern. Während Marianne Hollinger auch mal dominant wirkte, will Eveline Sprecher das Amt anderweitig interpretieren. «In dieser Hinsicht bricht sicher eine neue Ära an», meint dazu Aeschs neue Gemeindepräsidentin.


SVP-Kandidatur half Eveline Sprecher
Stephan Hohl macht um seine Enttäuschung kein Geheimnis, anerkennt aber das «hervorragende» Resultat von Eveline Sprecher. Dass mit der überraschenden Kandidatur von Andreas Spindler der in Aesch sonst so starke bürgerliche Block geteilt wurde, habe sicherlich nicht geholfen, gibt sich Hohl diplomatisch. «Klar, es hätte auch nicht gereicht, wenn ich sämtliche Stimmen von Andreas Spindler bekommen hätte. Aber ich glaube schon, dass seine Kandidatur eine zusätzliche Mobilisation für Eveline Sprecher ausgelöst hat.» Dass er erst seit eineinhalb Jahren im Amt ist, spielte wohl auch eine Rolle, glaubt Stephan Hohl. Auch für ihn ist klar: Die gute Zusammenarbeit innerhalb des Aescher Gemeinderats wird weitergehen, obwohl die FDP trotz dreier Gemeinderäte das Präsidium nun abgeben muss. Auch für FDP-Präsident Cristian Manganiello hat die «Verzettelung» des bürgerlichen Blocks geschadet. «Nicht viele gaben Andreas Spindler eine Chance.» In einem allfälligen zweiten Wahlgang hätten die Bürgerlichen die Kräfte gebündelt, glaubt Manganiello. «Dann wäre Andreas Spindler sicherlich zur Raison gekommen.» Mit der bürgerlichen Mehrheit im Gemeinderat seien bürgerliche Lösungen aber noch immer möglich.


Spindler konnte nicht mobilisieren
Der kritisierte Andreas Spindler, der nach Bekanntwerden des Wahlresultat gegenüber der bz meinte, dass es nach den Gemeinderatswahlen im Februar «eigentlich vorhersehbar» gewesen sei, dass er bei der Präsidiumswahl auf dem dritten Platz landet, sieht die Sachlage anders. «Zählt man die Stimmen zusammen, sieht man, dass es Stephan Hohl auch ohne meine Kandidatur nicht gereicht hätte.» Für sich persönlich hätte er mehr erhofft, gibt Spindler zu. «Mir gelang es nicht, Stimmen über meine Parteibasis hinaus zu holen.» Eveline Sprecher ihrerseits kann der Theorie der FDP wenig abgewinnen. Sie ist überzeugt, dass vereinzelt Wählerinnen und Wähler von Andreas Spindler ihr die Stimme gegeben hätten. Gerade als Landwirtin punkte sie auch bei der SVP-Wählerschaft. «Das spüre ich immer wieder – zum Beispiel nach Gemeindeversammlungen.»
 

Departementsverteilung
Am Montagabend hat der Gemeinderat an seiner konstituierenden Sitzung die Departemente wie folgt verteilt: Eveline Sprecher, Präsidiales; Brigitte Vogel, Bildung und Jugend; Andreas Spindler, Finanzen; Stephan Hohl, Verkehr und Sicherheit und Vizepräsidium; Stephan Preiswerk, Hochbau; Monika Fanti, Soziales und Christine Koch, Versorgung und Umwelt.

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