Ein Programm als Tabubruch
Stand-up-Comedian Frank Richter gastiert morgen Freitag im Schloss-Chäller. Der ehemalige Journalist thematisiert in seinem zweiten Soloprogramm auch den Suizid seines Vaters.
Frank Richter schrieb zuerst Witze für andere Schweizer Comedians wie Michel Gammenthaler, Michael Elsener oder Deville Late Night, bevor er selber auf die Bühne trat. Animiert dazu hat ihn ein Ratgeber für Witzeschreiber, in dem stand, dass jede Autorin und jeder Autor auch mal selber auf der Bühne stehen sollte und so sehen, wie seine eigenen Witze ankommen. Was bei Frank Richter harzig begann, ist heute ein Erfolg. Der Comedian aus Rapperswil-Jona tourt aktuell mit seinem zweiten Soloprogramm «Bla Bla Land» durch die Schweiz. Morgen Freitagabend gastiert er im Schloss-Chäller in Aesch.
Mit «Bla Bla Land» hat Frank Richter für viele Schlagzeilen gesorgt, da er darin auch den Suizid seines Vaters thematisiert. Dieser nahm sich das Leben, als Frank fünf Jahre alt war. Ein solch schweres Thema auf die Bühne zu bringen, ist für einen Comedian aussergewöhnlich. «Suizid ist noch immer ein Tabu», sagt Richter. Doch Themen zur mentalen Gesundheit werden immer breiter und offener diskutiert. Dies habe er auch während der Corona-Pandemie gemerkt, als er das Programm für «Bla Bla Land» geschrieben hat. Richter war bewusst, dass das Thema Suizid im Rahmen eines Comedy-Programms auch Gefahren mit sich bringt. Er hat sich deshalb gut vorbereitet, viel recherchiert und unter anderem mit einem Suizidexperten gesprochen. «Mir war wichtig, dass mein Programm nicht belehrend ist. Es soll Infotainment sein. Die Nummer zum Suizid soll keine Schenkelklopfersprüche beinhalten und nicht pietätlos sein.» Trotzdem darf auch während dieser sieben Minuten der insgesamt hundert Minuten gelacht werden.
Publikum zum Denken anregen
Als sich kürzlich ein ehemaliger Arbeitskollege ebenfalls das Leben nahm und erst noch am gleichen Tag wie sein Vater, war für Frank Richter klar, dass er das Thema Suizid auf die Bühne bringen will. Der Komiker will mit dem Vortragen des eigenen Schicksals aber nicht Mitleid erhaschen. Er finde aber grundsätzlich Künstlerinnen und Künstler spannend, die sich auf der Bühne verletzlich zeigen und auch etwas von sich preisgeben. Der ehemalige Journalist, der unter anderem bei der Zürichsee-Zeitung und beim SRF-Magazin «Glanz & Gloria» arbeitete und so viel im oberflächlichen Showbusiness herumkam, ist kein Fan davon, auf der Bühne eine Rolle zu spielen. Während Frank Richter in seinem ersten Bühnenprogramm vor allem unterhalten wollte, will er mit «Bla Bla Land» auch eine Botschaft vermitteln. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sollen ruhig auch mit etwas Denkstoff nach Hause gehen.
«Man kann über alles lachen»
Dass die Reaktionen auf sein Programm so weit gehen, dass ihm eine depressive Frau auf Instagram schreibt und sich für die Nummer zum Suizid seines Vaters bedankt, damit hat der 38-Jährige nicht gerechnet. Doch es zeigt, dass ernsthaftere Inhalte auch in einem Comedy-Programm Platz haben. Trotz der schweren Nummer zum Suizid seines Vaters bezeichnet Frank Richter sein Programm als «lebensbejahend». Unterstützt wurde er dabei vom Basler Joël von Mutzenbecher als Regisseur.
Frank Richter will unterhalten, informieren und emotional berühren. Künftig will er schwarzen Humor noch mehr auf die Schweizer Bühnen bringen. Auch sogenannte Tabuthemen sollen Platz haben. Die Botschaft ist klar: «Man kann über alles lachen.» Möglich sein soll alles. «Ob es das Publikum gut findet und akzeptiert, ist eine andere Frage.» Das wird sich morgen Abend auch im Schloss-Chäller in Aesch zeigen.