Ein Priester, ein Sänger und ein Menschenfreund
Nach 27-jähriger Tätigkeit als Pfarrer verabschiedet sich Bernhard Schibli am 27. Januar von seiner Gemeinde. Eine fast dreissigjährige Ära wurde von dem umgänglichen Theologen wesentlich mitgeprägt.
Thomas Brunnschweiler
Gefragt, was für ihn in Aesch wichtig gewesen sei, sagt er gleich als erstes: «Die Möglichkeit, mit sehr vielen Menschen zusammenzuarbeiten.» Und es waren beileibe nicht nur Katholiken. Schibli hat die Ökumene gefördert und bekennt, dass er zu seiner reformierten Schwesterkirche einen besseren Draht habe als etwa zur Pius-Bruderschaft. Genau so am Herzen wie die Ökumene lag ihm das Pfarreifest, das jährlich 30 000 Franken Gewinn erzielt, wovon die Hälfte für das Solidaritätsvikariat in Puno (Peru) bestimmt ist.
Natürlich lag ihm auch der Gemeindealltag am Herzen: die Ministrantenarbeit, die Seelsorge, die sorgfältige Gestaltung der Gottesdienste und die Arbeit in den Vereinen, in denen er Präses war oder noch ist; und als begeistertem Bariton und Geigenspieler natürlich die Musik. «Jemand sagte einmal zu mir, ich sei ein sehr biblischer Pfarrer, weil ich das Psalmwort ‹Singt dem Herrn ein neues Lied› wörtlich nähme.»
Einer von vier Buben
Bernhard Schibli wurde 1946 als einer von vier Buben in Schwyz geboren. Die ganze Familie war musikalisch. Mit dreizehn ging er ins Kollegium in Engelberg und wurde Benediktinermönch. Nach drei Jahren Theologie in Luzern entschied sich der junge Mönch für ein Priesterleben ausserhalb der Mauern. Seine Ausbildung rundete er mit einem Jahr in Paris ab. Es folgten 1975 die Priesterweihe und ein Vikariat in Rheinfelden. Als Leiter der Jugendseelsorge Fricktal lernte er die Probleme der jüngeren Generation kennen. Während seiner Zeit in Aesch, die offiziell am 20. April 1986 begann, hat Bernhard Schibli zwei Generationen betreut und begleitet.
Als Begleiter verstand er sich immer lieber denn als Vorgesetzter. Er war Dekan und über sechs Jahre Regionaldekan und stand mehr als einmal auf der Liste zur Wahl des Basler Bischofs. Obwohl Bernhard Schibli zweifellos eine dominante Persönlichkeit besitzt, verstand er sich nie als Karrieremensch.
Leistungsbereitschaft und Verlässlichkeit
Der passionierte Priester, der auch gerne kocht, wird in Zukunft in einem gemieteten Haus in der Nähe seiner Wirkungsstätte leben. Dass einer, der sagt, es werde ihm nach zwei Wochen Ferien schon langweilig, sich in Zukunft aufs Altenteil zurückziehen wird – davon ist kaum auszugehen. Schibli wird auch tatsächlich noch bis Juni 2013 zu 15 Prozent weiterarbeiten. «Da habe ich Zeit, herunterzufahren, meine Sachen und meinen Computer zu ordnen», erklärt er. Langweilen wird er sich mit seinen kirchlichen wie kulturellen Interessen kaum und er hat angetönt, dass er sich für kirchliche Aufgaben nach wie vor zur Verfügung halte.
Nicht nur der eigene Kirchen- und der Pfarreirat sind über den abtretenden Seelsorger des Lobes voll. Das reformierte Pfarrteam attestiert Schibli «eine hohe Verlässlichkeit und eine unglaubliche Leistungsbereitschaft.» Man habe sehr viel von den ökumenischen Gottesdiensten profitiert. Schibli ist einer, der gerne auf das Positive hinweist, ohne die Kritik zu scheuen. «Gewisse Dinge», sagt er, «sind nicht aufzuhalten. Irgendwann wird das Zölibatsgesetz und der Ausschluss der Frauen vom Priesteramt fallen.»