«Eidgenössisches» hier unerwünscht

Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest soll 2022 erstmals auf Baselbieter Boden stattfinden. Der Kantonal-Schwingerverband will den nationalen Grossevent auf der Ebene zwischen Reinach und Aesch austragen. Gegen diese Pläne wehren sich die Bauern vor Ort.

Ein Schwingerfest zwischen Aesch und Reinach? Die Skespis vor Ort ist gross. Foto: AZ Medien
Ein Schwingerfest zwischen Aesch und Reinach? Die Skespis vor Ort ist gross. Foto: AZ Medien

Benjamin Wieland

Die Bauern hielten wenig vom «Eidgenössischen», das in sieben Jahren auf den von ihnen bewirtschafteten Böden steigen soll, berichtete die Basellandschaftlichen Zeitung bz in ihrer Mittwochsausgabe. «Ich bin gegen das Schwingfest auf unserem Land», sagt Christian Schürch, Pächter des Neuhofs in Reinach. «Der Anlass würde sehr vieles infrage stellen, was wir in den letzten zwei Jahrzehnten an ökologischer Aufbauarbeit geleistet haben.» Er befürchtet zudem, dass er wegen der Veranstaltung gegen 80 Prozent seines Acker- und Weidelands drei Jahre lang nicht mehr bewirtschaften könnte.

Schürchs Berufskollege Urs Büeler vom Neumatthof in Aesch ist nicht grundsätzlich gegen das «Eidgenössische». «Aber ich stelle die Frage in den Raum: Wer finanziert unsere Ausfälle? Für meinen Betrieb würde ein Jahr lang die Futtergrundlage stark eingeschränkt, wir wären auf Futterzukäufe angewiesen.» Solange er als Direktbetroffener dieses Grossevents nicht darüber in Kenntnis gesetzt werde, was auf ihn zukomme, müsse er dem Anlass eine Absage erteilen.

Gigantische Dimensionen

Das 1895 erstmals durchgeführte «Eidgenössische» hat gigantische Ausmasse angenommen. Es findet alle drei Jahre statt und gilt als grösstes wiederkehrendes Sportereignis der Schweiz. Die jüngste Ausgabe 2013 in Burgdorf belegte eine Fläche von gegen 100 Fussballfeldern, hinzu kamen 20 000 Parkplätze. Insgesamt wurden an drei Tagen rund 300 000 Besucher gezählt.

Urs Lanz, Präsident des Basellandschaftlichen Kantonal-Schwingerverbands, verspricht, man werde spätestens ab Februar oder März auf die betroffenen Bauern zugehen. «Demnächst läuft unsere Machbarkeitsstudie an, jetzt wird es langsam konkret. Eine Expertenkommission des Eidgenössischen Schwingerverbands unterstützt uns. Sie ist daran, einen Leitfaden zu erstellen.»

Die Machbarkeitsstudie könne man sich sparen, sagt Heiri Liechti. Der Riehener ist Ehrenmitglied des Eidgenössischen Schwingerverbands. Er hält das Vorhaben, das Fest zwischen Reinach und Aesch durchzuführen, für unrealistisch: Der Verband fände kaum genügend Freiwillige, gab er zu bedenken, zudem sei das Gebiet schlecht erschlossen und gehöre teilweise zur Grundwasser-Schutzzone. Man solle sich deshalb besser auf die Option St.-Jakob-Park konzentrieren. Bereits 1977 fand das «Eidgenössische» im Joggeli statt; Liechti war damals Kampfrichter. Urs Lanz wiederum hält Liechti entgegen, dass es nicht die Aufgabe des Baselbieter Verbands sei, den St.-Jakob-Park als Austragungsort zu prüfen, da dieser auf Stadtboden liege. «Wir haben den Auftrag, eine Durchführung im Baselbiet zu evaluieren – und genau das machen wir nun.» Sein Verband sei klar bestrebt, dass das Schwingerfest 2022 im Baselbiet steigen kann, sagt Lanz. Laut dem Vergabemodus kann Baselland das «Eidgenössische» frühestens 2067 ein nächstes Mal beherbergen. «Wir haben nun die Chance», gibt Lanz zu bedenken, «das Fest zum ersten Mal bei uns durchzuführen. Wir sollten sie unbedingt nutzen.»

Boden gehört Basel-Stadt

Das letzte Wort beim Schwingfest in Aesch-Nord hätte die Einwohnergemeinde Basel-Stadt. Ihr gehört der grösste Teil des Bodens. Die Grundeigentümer-Vertretung nimmt Immobilien Basel-Stadt wahr. Deren Mediensprecherin Barbara Neidhart sagt, man habe noch keine offizielle Anfrage erhalten, deshalb sei es noch zu früh für eine Stellungnahme, wie man zum Vorhaben stehe. «Wir werden uns», sagt Neidhart, «aber sicherlich auch noch mit den Pächtern der betroffenen Parzellen austauschen.»

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