Drohnen – die Schutzengel der Rehkitze

Jedes Jahr fallen Rehkitze den ­Mähdreschern zum Opfer. Mit Drohnen und ­Wärmebildkameras wirkt die Rehkitzrettung ­Leimental dem entgegen.

Teure Ausrüstung: Die Rehkitzrettung Leimental besitzt drei Drohnen, die mit Spendengeldern finanziert wurden. Fotos: Jeannette Weingartner

Teure Ausrüstung: Die Rehkitzrettung Leimental besitzt drei Drohnen, die mit Spendengeldern finanziert wurden. Fotos: Jeannette Weingartner

Einsatz für Wildtiere: Das Team des Anlasses mit den Organisatoren von Bio Nordwestschweiz, den Mitgliedern von «Fux und Dax» und der Rehkitzrettung Leimental.

Einsatz für Wildtiere: Das Team des Anlasses mit den Organisatoren von Bio Nordwestschweiz, den Mitgliedern von «Fux und Dax» und der Rehkitzrettung Leimental.

Helfer mit Argusaugen: Hans Wampfler analysiert die Bilder der Wärmebildkamera.

Helfer mit Argusaugen: Hans Wampfler analysiert die Bilder der Wärmebildkamera.

Rund 30 Personen versammelten sich letzten Samstag auf dem Neumatthof in Aesch, um sich über Möglichkeiten der Rettung von Rehkitzen zu informieren. «Die Rehkitzrettung geht jeden etwas an», sagt Simone de Coulon, Organisatorin des Anlasses von Bio Nordwestschweiz. Deswegen habe sie den Anlass ins Leben gerufen. Damit möchte sie möglichst viele der Mitglieder von Bio Nordwestschweiz über die Möglichkeiten der Wildtierrettung aus der Luft informieren. Denn Landwirtinnen und Landwirte haben die Pflicht, Vorsichtsmassnahmen zum Schutz von Wildtieren zu ergreifen, da sie sonst beim Vermähen eines Tiers wegen Tierquälerei angezeigt werden können.

Während des rund zweieinhalb ­Stunden dauernden Anlasses gab es zuerst einen Vortrag, bei dem zwei Vereine vorgestellt wurden. «Die Rehkitzrettung Leimental wurde vor rund anderthalb Jahren ins Leben gerufen», erzählt ­Präsident Rolf Gschwind, der selbst einen Biobetrieb in Bättwil leitet. Er hatte damals mit der Drohne seines Sohnes per Zufall ein Rehkitz fotografiert – daraus entstand dann die Idee, Rehkitze so zu finden und in Sicherheit zu bringen. In Zusammenarbeit mit anderen Landwirten und Jägern aus der Region entstand dann kurz darauf der Verein Rehkitzrettung Leimental.

Da es im Handel keine Drohnen gibt, die sich für die Wildtierrettung eignen, ist die Zusammenarbeit zwischen der Rehkitzrettung und dem Verein Fux und Dax zentral. Dieser besteht aus drei technikaffinen Pensionären und hat sich der Wildtierrettung verschrieben.

Weisse Flecken finden

Der Präsident des finanziell unabhängigen Vereins, Dominik Mauchle, erklärt, wie die modifizierten Drohnen funktionieren und wie die Rettung der Wildtiere abläuft: Die Jäger halten zuerst Rück­sprache mit den Landwirten. Diese geben den Rettungsteams Bescheid, wann welche Wiese gemäht werden soll. Nun kommen die Teams vor Ort ins Spiel. Der Drohnenpilot gibt die im Voraus programmierte Flugroute ein und fliegt die Drohne sorgfältig über das Feld. Eine weitere Person beobachtet die Bilder, die von der Wärmebildkamera geliefert werden. Je heller ein Bereich auf der Aufnahme erscheint, desto wärmer ist er. Entdeckt der Beobachter einen kleinen weissen Fleck – vermutlich ein Rehkitz –, hält die Drohne an und das Rettungsteam wird an den entsprechenden Ort gelotst. Handelt es sich um ein Rehkitz, wird zum Schutz eine Harasse über das Jungtier gestülpt und der Ort mit einer Fahne markiert. Der Landwirt kann so die Stelle grosszügig auslassen. Um die Mutter nach dem Mähen wieder zu ihrem Jungen zu holen, verwenden die Retter eine Pfeife, die die Hilferufe eines Rehkitzes imitiert und somit die Rehgeiss anlockt. Sobald sich die Mutter wieder um ihr Kitz kümmert, ist der Job der Wildretter erledigt.

In einem zweiten Teil wurde bei zwei Posten das Equipment zur Wildtierrettung von Vereinsmitgliedern vorgestellt. Da die Wärmebildkamera am besten frühmorgens funktioniert, stehen die Helfer bereits um 4 Uhr morgens auf den Feldern bereit. Sie alle arbeiten ehrenamtlich. Einer von ihnen ist Andreas Burch, der an einem der Posten die Drohnen präsentierte. Der Verein hat aktuell drei modifizierte Drohnen, die jeweils etwa 8500 Franken gekostet haben und mit Spendengeldern finanziert wurden. «Damit können jeweils drei Teams gleichzeitig arbeiten», sagt Burch. Die Freiwilligen arbeiten dabei im Pikettdienst.

Beim zweiten Posten stellt der Hofbesitzer Urs Büeler eine der herkömmlichen Methoden zur Wildtierrettung vor. Dabei wird ein Frequenzer auf der Mähmaschine montiert, der mithilfe von Geräuschen Wildtiere verscheuchen soll. Da Rehkitze bei Gefahr allerdings nicht flüchten, sondern sich auf den Boden ducken, ist diese Methode allein nicht genug. Büeler betont: «Am besten ist es, wenn verschiedene Methoden miteinander kombiniert werden.»

Teilnehmer suchen Rehattrappe

Zum Abschluss gab es eine Demonstration eines Drohnenflugs, bei dem die Teilnehmer eine Wildtierattrappe auf den Wärmebildern erkennen mussten. Den Interessenten gelang es sehr schnell, den kleinen weissen Punkt auf den Aufnahmen zu finden.

Dass auch die Rehkitzretter erfolgreich sind, zeigen die Zahlen aus der vergangenen Saison: Dank der Rettung aus der Luft wurden an 34 Einsatztagen 29 Rehkitze gerettet. Nur zwei Rehkitze hätten nicht rechtzeitig gefunden werden können, erklärt Rolf Gschwind. Schön wäre es, wenn es in Zukunft auch in anderen Regionen neue Vereine gäbe, die sich der Rehkitzrettung aus der Luft annehmen. Gschwind bietet auch sogleich Hilfe an: «Die Rehkitzrettung Leimental würde neue Vereine beim Einstieg gerne beraten und unterstützen!»

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