Dom: Nonplusultra oder absolutes No-Go?

Am 26. September stimmt Aesch über den Dom ab. Das Wochenblatt hat Rolf Blatter (FDP) vom Komitee «Ja zum Dom» und Ueli Siegenthaler (SVP) vom überparteilichen Referendumskomitee zum Gespräch geladen.

Unterschiedliche Ansichten: Rolf Blatter (l., FDP) vom Komitee «Ja zum Dom» und Ueli Siegenthaler (SVP) vom überparteilichen Referendumskomitee im Gespräch über den Aescher Dom. Foto: Fabia Maieroni
Unterschiedliche Ansichten: Rolf Blatter (l., FDP) vom Komitee «Ja zum Dom» und Ueli Siegenthaler (SVP) vom überparteilichen Referendumskomitee im Gespräch über den Aescher Dom. Foto: Fabia Maieroni

Herr Blatter, ist der geplante Holzkuppelbau mit seiner Doppelfunktion (Sport und Kultur) das, was Aesch braucht?

Rolf Blatter: Primär braucht Aesch zusätzliche Flächen für die Vereine. Diese haben in einer wissenschaftlich begleiteten Umfrage deklariert, dass der in bestehenden Bauten vorhandene Raum nicht reicht. Welches Dach die Halle erhält, hat mit dem Bedarf nichts zu tun. Aber ich denke, der Dom bietet eine optimale Kombination der Flächen.

Ueli Siegenthaler: Wir sind und waren immer der Meinung, dass Aesch für die Kultur zusätzliche Flächen braucht. Aber die Form des Doms und die Idee der Doppelfunktion ist unserer Meinung nach nicht geeignet. Kultur und Sport gleichzeitig kann nicht funktionieren, ein Teil wird so immer gestört. Wir sind zudem der Meinung, dass die Kultur im Dorf bleiben soll, nicht ausserhalb.

Blatter: Mich nähme Wunder, wo Herr Siegenthaler Optionen für einen Neubau im Dorf sieht. Wir haben nicht genug Bauflächen dafür.

Siegenthaler: Die Gemeinde hat noch Flächen, zum Beispiel hinter dem Feuerwehrmagazin, wo heute die Schrebergärten sind.

Blatter: Und die SVP will diese Gärten opfern?

Siegenthaler: Nein, aber das Beispiel zeigt, dass es noch freie Bauflächen gibt. Eine Option wäre auch, bestehende Gebäude auszubauen, beispielsweise das Pfarreiheim.

Blatter: Dieses gehört allerdings der Kirche, es ist fraglich, ob diese ihr Gebäude für die Einwohnergemeinde ausbauen würde.

Der Gemeinderat schlägt nun aber ­einen Neubau auf dem Löhrenacker vor. 14,5 Millionen soll er nach Abzug von Drittfinanzierungen kosten. Kann sich die Gemeinde ein solches Projekt leisten?

Siegenthaler: Wenn man betrachtet, wie sich die Gemeinde entwickelt, muss man klar sagen: Nein. Die Kosten sind einfach zu hoch. Und 14,5 Millionen ist auch ein Preis, der so nicht ganz stimmt. Dazu kommen noch Umgebungsarbeiten in der Höhe von rund 600000 Franken und Kosten für Materialien und Mobilien in der Höhe von ungefähr 170000 Franken. Das sind Kosten, die das Gebäude belasten. Ausserdem kommt eine Million aus der Standortförderung, das muss man auch zuerst bei der Bank holen. Wenn die Gemeinde in einem Beitrag im Wochenblatt schreibt, dass die zusätzliche Verschuldung drei Millionen Franken beträgt, kann das nicht sein. Wo sind die anderen 11 Millionen?

Blatter: Die drei Millionen beziehen sich auf eine langfristige Verschuldung, die ist über einen Zeitraum von 25 Jahren gerechnet. Das hat mit der Neuverschuldung nichts zu tun, da werden zwei Sachen verwechselt.

Siegenthaler: Aber grundsätzlich muss man das Geld holen und sich dafür verschulden. Und das sind dann im Gesamten eben 17 Millionen.

Blatter: Für die politische Diskussion muss man über den Betrag reden, den die Bevölkerung letztlich tragen muss. Die Projektkosten betragen 19,5 Millionen, das ist richtig. Mobilien sind in den Projektkosten enthalten. Auch die Wärmezentrale wird ein Kostenpunkt sein, diese muss die Gemeinde allerdings so oder so bauen, unabhängig vom Dom. Nach Abzug der fünf zugesicherten Millionen sind es 14,5 Millionen Franken, die von der Gemeinde getragen werden müssen.

Dazu kommt, dass die Gemeinde Pfeffingen einen Beitrag leisten wird.

Blatter: Ich rechne nicht damit, dass Pfeffingen eine Million beisteuern wird. Die Gemeindeversammlung wird im Dezember stattfinden, erst dann wissen wir, welchen Betrag wir erwarten dürfen. Aber es werden sicher nicht nur ein paar tausend Franken sein.

Die Gemeinde wird für den Dom auch mehr Parkplätze realisieren müssen.

Blatter: Ja, es gibt klare Pläne, für welche Bauten wie viele Parkplätze zur Verfügung stehen müssen. Die bestehenden werden jetzt erneuert. Zudem soll die Parkierung entlang der Strasse vor der Mehrzweckhalle ausgebaut werden und man greift auf private Parkplätze nahe gelegener Firmen zurück, die zur Verfügung gestellt werden.

Siegenthaler: Wenn tausend Personen an einem Anlass teilnehmen, fallen etwa 500 bis 700 Autos an. Der bestehende Parkplatz reicht nicht, das ist klar. Aber ich habe Mühe damit, wenn neue Parkplätze entlang der Strasse in der Landwirtschaftszone gebaut werden. Das sind Feldwege. Auch glaube ich nicht, dass private Parkplätze wirklich zur Verfügung stehen, wenn die Anlässe unter der Woche bereits am Nachmittag beginnen. Die Firmen arbeiten dann nämlich noch. Dieses Konzept überzeugt mich überhaupt nicht und ich frage mich, wie eine Verkehrsabteilung beim Kanton so etwas bewilligen kann.

Blatter: Wenn das Tiefbauamt das Parkregime so bewilligt, ist das, weil es so funktioniert. Und unter der Woche finden Anlässe sowieso nicht am Nachmittag statt.

Beim Bau von Parkplätzen werden grosse Flächen versiegelt. Wie bewerten Sie die Umweltverträglichkeit des gesamten Projektes?

Siegenthaler: Was heisst umweltverträglich für uns? Grundsätzlich ist positiv, dass der Dom aus Holz gebaut wird. Was nicht umweltverträglich ist, ist, dass es keine Unterkellerung gibt. Das ist in der heutigen Zeit, in der der Boden knapp ist, nicht mehr nachhaltig gedacht.

Blatter: Die Umweltverträglichkeit ist gegeben. Man hat eine Variante der Unterkellerung geprüft, aber dann wäre das Projekt etwa fünf Millionen teurer geworden. Und das ist ja bereits jetzt das einzige Argument der Gegner: Der Dom wird zu teuer.

Siegenthaler: Das ist richtig, dann wäre es erst recht zu teuer. Deshalb muss man sich überlegen, ob es nicht grundsätzlich eine günstigere Variante gäbe.

Also sollte man gar kein neues Gebäude für die Vereine realisieren?

Siegenthaler: Die Kultur braucht Platz, doch. Aber ob der Sport wirklich nochmals eine Halle braucht, da bin ich nicht sicher. Die Gemeinde verwehrt uns den Zugang zu den Belegungsplänen. Die ISB hat ihn uns ausgehändigt und da sind fünf von sechs Abende frei.

Die ISB ist ein Privatunternehmen, dort fällt eine Hallenmiete an, bei gemeindeeigenen Hallen nicht.

Siegenthaler: Das weiss ich nicht genau. Aber grundsätzlich sollte man die Bedarfsstudie, die mit den Vereinen gemacht wurde, mit Vorsicht geniessen. Es sind nur vier Hauptvereine aufgelistet. Zwei davon benötigen den Dom gar nicht. Und es ist fraglich, ob wir den Dom wirklich nur für die Profimannschaft für Sm’Aesch Pfeffingen – wo vor allem Ausländerinnen spielen – bauen sollen. Denn für den Verein und den Volley-Nachwuchs gibt es genug Trainingsflächen.

Welche Konsequenzen hätte ein «Nein» an der Urne für die Vereine?

Blatter: Die Vereine und die Jugend wären die grossen Verlierer. Die Gegner sagen immer, es ist zu teuer. Mit der Behauptung, dass mit weniger Geld eine adäquate Alternative gebaut werden kann, wird Sand in die Augen der Stimmbürger gestreut. Wenn es ein Nein gibt, muss ein neues Projekt ausgearbeitet werden, das nicht günstiger als 14,5 Millionen wird.

Siegenthaler: Kurzfristig bleibt alles beim alten. Aber langfristig müsste ein Gebäude für die Kulturvereine realisiert werden, allerdings in einem kleineren Rahmen.

Herr Siegenthaler, in drei Schlagworten, weshalb empfehlen Sie ein Nein?

Zu gross, zu teuer, nicht schön – von aussen gesehen.

Herr Blatter, drei Schlagworte weshalb Sie für ein Ja plädieren?

Sehr schön, löst Platzprobleme, öffnet überregionale Möglichkeiten.

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