«Direktdemokratisches Kabarett» im Schloss-Chäller
Am Freitag, 21. März, spielt das Duo «touche ma bouche» ihr Programm «Die Wahl», in dem es um vier unterschiedliche Personen geht. Das «Wochenblatt» hat mit Daniel Buser und Roland Suter gesprochen.
Thomas Brunnschweiler
Wochenblatt: Daniel Buser und Roland Suter, Sie sind seit 1996 neben anderen Engagements mit «touche ma bouche» unterwegs. Im neuen Stück «Die Wahl», bei dem einmal mehr Jürg Seiberth aus Arlesheim Co-Autor ist, geht es um «direktdemokratisches Kabarett», das heisst, das Publikum hat ein Mitspracherecht. Stellt das an Ihre Schlagfertigkeit nicht sehr hohe Ansprüche?
Daniel Buser: Natürlich sind Improvisationskunst und ein rasches Denkvermögen eine unabdingbare Voraussetzung für unseren Spielstil. Wir lieben die Mischung zwischen fest geplanten und geprobten Spielelementen und dem Umschalten auf unvorbereitete und spontane Gegebenheiten, die blitzschnell umgesetzt werden müssen.
In einigen Medien ist zu lesen, die Kritiker des Volksentscheids zur Masseneinwanderungsinitiative sollten jetzt schweigen, da man den Volkswillen respektieren müsse. Finden Sie, dass Mehrheitsentscheide ein Thema auch im Kabarett vom Tisch wischen sollen? Und welche Themen sprechen Sie in Ihrem Programm «Die Wahl» an?
Roland Suter: Das Thema der «richtigen Mehrheitsentscheide» steht im Mittelpunkt unseres Programms. Wir stellen Fragen nach dem Sinn, Recht und der Zweckmässigkeit dieser Entscheide: Sind sie erst gültig, wenn eine 100%ige Stimmbeteiligung vorliegt, oder darf man bereits von einem mehrheitlichen Volksentscheid reden, auch wenn nur ein Drittel für oder gegen eine Vorlage stimmt? Sind engagierte und idealistische Minderheiten für eine Demokratie nützlicher als Mitläufer, die aus dem Bauch heraus ihre ehrliche Meinung sagen? Und dürfen gewählte Volksvertreter und Volksvertreterinnen ab und zu auch frei und unabhängig bestimmen?
Daniel Buser, Sie sind ursprünglich diplomierter Psychiatriepfleger. Kommt einem eine solche Ausbildung in Ihrem Metier als Kabarettist, Autor, Sprecher usw. zugute?
Daniel Buser: Ich hatte in der Zeit als Psychiatriepfleger Einblicke in Menschliches auf der ganzen Palette des Daseins und des Weggehens; Höhenflüge und Abgründe, Grenzen Sprengendes, Irr- und Narrsinniges, mit Liebe, voller Tragik, oft verbunden mit Ohnmacht – eine Reise zu den Menschen und zu mir selber. Hinterfragen, Hingabe, feine Durchlässigkeit und Aufmerksamkeit nach innen und nach aussen braucht es auch als «Bühnenmensch».
Roland Suter, als Co-Leiter des Theaters im Teufelhof in Basel bestimmen Sie auch, wer spielen soll und wer nicht. Ist für Sie Satire grenzenlos oder gibt es Leute, die Sie nicht auftreten lassen würden?
Roland Suter: Humor, und insbesondere die Satire, darf vieles: auf Missstände aufmerksam machen, bissig sein, Grenzen ausloten, die Sicht auf bestimmte Dinge des Lebens skurril, pointiert und aussergewöhnlich beleuchten und manchmal durchaus einfach bloss dem höheren Blödsinn verpflichtet sein. Dem Publikum soll vergnügliche und anregende Kost für Kopf, Herz und Bauch vorgesetzt werden. Dabei müssen aber immer Anstand und Würde gewahrt werden und auch bei gezielten Attacken und Provokationen eine gehörige Portion Selbstironie und Reflexion im Spiel sein. Alle, die diesem Credo verpflichtet sind und sich nichts aus billigen Minderheiten- und «Unter der Gürtellinie»-Witze machen, sind auf unserer Bühne herzlich willkommen.
Haben Sie einen persönlichen Bezug zu Aesch, wo Sie im Schloss-Chäller auftreten werden?
Daniel Buser: Mit Aesch durften wir uns auseinandersetzen für massgeschneiderte Auftritte im Löhrenacker, z. B. im Auftrag der Bürgergemeinde. Nun lädt man uns ins Herz von «Aesch bigott und in Chäller»! Wir wissen dies zu schätzen, freuen uns auf diese Premiere und sind uns bewusst, dass wir in einem Lokal spielen, in dessen Gemäuer viel Geschichte mitschwingt.