Die Nichtraucherin, die alle Raucher schlägt

Am Samstag findet in Aesch die Schweizer Meisterschaft im Pfeifenlangsamrauchen statt. Das Wochenblatt hat mit der amtierenden Schweizer Meisterin, Rita Stählin, gesprochen.

Doch noch etwas vorbereiten: Eine Woche vor dem Wettkampf nimmt Rita Stählin doch noch eine Pfeife  zur Hand – allerdings ohne sie anzuzünden. Fotos: Caspar Reimer
Doch noch etwas vorbereiten: Eine Woche vor dem Wettkampf nimmt Rita Stählin doch noch eine Pfeife zur Hand – allerdings ohne sie anzuzünden. Fotos: Caspar Reimer

Für einmal geht es in diesem Wettkampf nicht darum, möglichst schnell, sondern unendlich langsam zu sein. Im Restaurant Jura in Aesch steigt am Samstag die 48. Schweizer Meisterschaft im Pfeifenlangsamrauchen – wer es schafft, seine Tabakpfeife länger als die anderen Wettkampfteilnehmer glühen zu lassen, bekommt den Siegerpokal. Jeder Raucher, jede Raucherin bekommt drei Gramm Tabak, zwei Streichhölzer, eine Pfeife und einen Stopfer. Am Anfang des Wettkampfs wird fünf Minuten die Pfeife gestopft, dann bekommt man eine Minute Zeit, um den Tabak mit den zwei Streichhölzern zum Glühen zu bringen. «Ab dann wird so lange wie möglich geraucht. Wer fertig ist, muss dies mit dem Anheben einer Startkarte zu erkennen geben», erzählt Rita Stählin, die am Samstag beim Wettkampf antreten wird. Sie hat ihre eigene Technik entwickelt, die sie schon mehrfach zum Erfolg geführt hat, ist sie doch 16-fache Schweizer Meisterin und nahm regelmässig an Europameisterschaften teil. «Wichtig ist, dass man beim Rauchen fein säuberlich rangeht und jeweils die Asche oben abträgt», verrät sie und ergänzt mit einer interessanten Beobachtung: «Exzessive Pfeifenraucher bekommen das nicht hin.» Zudem unterliegt das Kampfrauchen strengen Regeln – so darf etwa nicht an die Pfeife geklopft oder auf sie geblasen werden. Lapidar fügt sie hinzu: «Pfeifenlangsamrauchen hat mehr mit Feuerhüten als mit Rauchen zu tun.» Der Weltrekord im Kampfrauchen liegt bei drei Stunden und dreiunddreissig Minuten. «Meine Bestzeit liegt bei zwei Stunden und 28 Minuten.»


Einmal im Jahr wird geraucht

Stählin ist beim Pfeifenclub Basel Mitglied, wobei sie nicht als Vertreterin des Clubs, sondern für sich allein antritt – nicht Clubs rauchen gegeneinander, sondern Einzelpersonen. Der Zusammenschluss in Clubs sei aber schon deswegen nötig, weil es schwierig sei, Lokalitäten zu finden, in welchen der Rauchsport betrieben werden darf. Durch den Präsidenten des Clubs, Jonathan Lüssi, der seit bald 40 Jahren in Aesch wohnt, ist man mit dem Restaurant Jura fündig geworden. Die 71-jährige Meisterschaftsraucherin ist seit fast 40 Jahren im Club mit dabei: «Mein Mann wurde damals von einem Kollegen an eine solche Meisterschaft mitgenommen, hat dann auch selbst teilgenommen. Auf diese Weise bin ich selbst dazugekommen. Ich dachte mir: Was die können, kann ich auch. Ich wollte auch einen Pokal», erzählt sie lachend. Wer sich Stählin als urchige Raucherin vorstellt, irrt: Die Baslerin bezeichnet sich selbst als Nichtraucherin. Das letzte Mal, dass sie eine Pfeife angerührt habe, sei während der letztjährigen Meisterschaft gewesen, aus der sie auch als Siegerin hervorgegangen ist. «Aber es wäre sicher gut, wenn ich vor der Meisterschaft am Samstag noch etwas trainierte.»


Ein rauchendes Monster

Auf die Frage, ob sie diese aussergewöhnliche Sportart nicht auf den Geschmack fürs Rauchen gebracht habe, sagt sie: «Ich habe einfach Plausch am Wettbewerb. Aber mit Genussrauchen hat das wirklich nichts zu tun.» Wie das Umfeld auf ihre Wettkampftätigkeit reagiere? «Oft mit Verständnislosigkeit. Die Leute denken, man sei ein Monster oder so etwas in der Richtung. Auch meine Tochter kann damit nichts anfangen.» Zwar gebe es in der ganzen Schweiz Pfeifenclubs, aber die Teil­nehmerinnen und Teilnehmer an den Meisterschaften seien immer wieder die gleichen – man kenne sich. 40 bis 50 Personen nähmen jeweils teil. «Man kann einfach kommen. Eine Anmeldung ist nicht nötig.» Die Teilnahmegebühr kostet 30 Franken, die Wettkampfpfeife 45 Franken. Ab 11 Uhr kann man sich am kommenden Samstag einschreiben, der Wettkampf beginnt um 14 Uhr.

 

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