Die Kunst des Weglassens

Der Aescher Schriftsteller Lu Bonauer hat von Pro Helvetia den Werkpreis 2019 der Kategorie Literatur in fünfstelliger Höhe erhalten. Auf seinen ersten Roman darf man gespannt sein.

Hat den Pro-Helvetia-Werkpreis erhalten: Lu Bonauer kann zuversichtlich in die Zukunft schauen. Foto: Thomas Brunnschweiler
Hat den Pro-Helvetia-Werkpreis erhalten: Lu Bonauer kann zuversichtlich in die Zukunft schauen. Foto: Thomas Brunnschweiler

Lu Bonauer aus Neu-Aesch ist mit seinem eigenen Geschäft auf dem Feld der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit schweizweit für Architekturbüros tätig. So ermöglicht ihm die Selbstständigkeit immer wieder den Wechsel ins literarische Schreiben – und dass er auch einmal eine intensive Schreibphase einlegen kann. Er macht klar: «Für mich steht die Literatur im Vordergrund. Nächstes Jahr etwa
möchte ich zwei bis drei Monate nur schreiben.»
Den 1973 geborenen Bonauer, der in Biel Architektur und in Zürich Medien-Publizistik studierte, zeichnen Wachheit, Intelligenz, Empathie und ein feines Gespür für die Sprache aus. Von ihm geht etwas Mildes aus, nichts Wertendes, eher etwas neugierig Beobachtendes. Davon sind auch seine Prosatexte und seine Lyrik geprägt. Schon mit seinem starken Debut «Fliehende Lichter» stach er weit über den Durchschnitt belletristischer Werke heraus.


Schwere Materie, schwebende Sprache

Bonauer gibt auf die Frage, ob er zum neuen Buch schon etwas verraten könne, bereitwillig Antwort: «Es ist vom Umfang her eher eine Novelle als ein Roman. Darin geht es um ein älteres Ehepaar, das zusammen in ihrem Strandhaus aus dem Leben scheiden will. Doch dann kommt alles anders. Es ist die Geschichte einer grossen Liebe, die auf eine harte Probe gestellt wird.» Obgleich das Thema schwierig ist, hat es der Autor in eine Sprache gebracht, die flirrend, schwebend leicht und fluid ist. «Verschiedene Aggregatzustände des Bewusstseins durchdringen sich und
bilden ein feines Gewebe von Gegenwart, Vergangenheit, Geistern, Träumen und Fragen. Wiederum gibt es Elemente des magischen Realismus.» Er bevorzugt schlanke Prosaformen, weil er das Überflüssige auslässt. Wer seine Texte liest, soll zwischen den Zeilen lesen und die Mehrschichtigkeit und Tiefe des Geschriebenen erleben können. «Bei der Kunst des Weglassens ist es wie bei der Arbeit an einer Skulptur», sagt er. In der deutschen Kultursendung «Feuilletöne» wurde festgehalten, dass Bonauers zentrale Themen Zustände seien, die alle kennen. Darum seien seine Texte auch so berührend und warm.


Hohe Wertschätzung

Der Aescher ist ein Schriftsteller, der existenziellen Fragen nachspürt, wie er selbst im Exposé schreibt – Themen wie Flucht, Grenzen, Identität, Heimat,
Nähe, das Fremde. In der prämierten Novelle mit dem Arbeitstitel «Die
Liebenden bei den Dünen» kommen Alter, Liebe und Tod vor. Das Buch wird im Frühjahr 2020 im Kommode-Verlag,
Zürich, erscheinen. «Mich hat diese Verbindung zweier Menschen beschäftigt, die ein Leben lang zusammengehalten haben und die sich dieser letzten grossen Herausforderung stellen müssen», sagt Bonauer. Beim Werkpreis von Pro Helvetia geht es ihm nicht allein um das Geld, das natürlich hilfreich ist, sondern vor allem um die Wertschätzung seines literarischen Schaffens. «Jahrelang habe ich gegen eine Wand oder die Leere angeschrieben. Da bin ich stolz um diese Anerkennung.» Wir dürfen auf
Bonauers zweites Buch gespannt sein. Wer das erste nicht gelesen hat, sollte dies unbedingt nachholen.


Lu Bonauer: Fliehende Lichter. Erzählungen. Kommode-Verlag, Zürich 2017. 207 S., Fr. 22.90.

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